Panorama

Zwischenfall am Flughafen Madrid Pilot rammt Kollegen

Tonnenweise Kerosin in Rumpf und Flügeln: Beide Maschinen warteten auf einen Transatlantikflug (Archivbild).

Tonnenweise Kerosin in Rumpf und Flügeln: Beide Maschinen warteten auf einen Transatlantikflug (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Ein spektakulärer Auffahrunfall am spanischen Hauptstadtflughafen hinterlässt bei Flugsicherheitsexperten ein flaues Gefühl in der Magengrube: Zwei startbereite Passagierjets kommen sich auf dem Rollfeld ins Gehege. Die insgesamt fast 700 Passagiere an Bord entgehen offenbar nur knapp einer Katastrophe.

Auf dem Rollfeld gelten klare Regeln: Der Tower bestimmt, wer Vorfahrt hat (Archivbild).

Auf dem Rollfeld gelten klare Regeln: Der Tower bestimmt, wer Vorfahrt hat (Archivbild).

(Foto: aena-aeropuertos.es)

Am Flughafen Madrid-Barajas sind zwei vollbetankte Flugzeuge vom Typ Airbus 330 am Boden zusammengestoßen. Bei dem Unfall auf dem Rollfeld sei niemand verletzt worden, es entstand leichter Sachschaden, sagte ein Sprecher der Flughafenverwaltung.

Betroffen waren zwei Maschinen der beiden spanischen Fluggesellschaften Air Europa und Iberworld mit 297 und 384 Passagieren an Bord. Die Kollision sorgte für erhebliche Verzögerungen. Die Passagiere mussten den Vorschriften gemäß zunächst wieder aussteigen, hieß es. Sie hätten ihre Reise anschließend mit anderen Flugzeugen fortsetzen können.

Der Unfallhergang gibt zu denken: Nach Angaben des Flughafensprechers fuhr eine der Maschinen von ihrer Parkposition, obwohl der Pilot auf eine entsprechende Anfrage beim Tower keine Genehmigung für das Manöver erhalten hatte. Daraufhin stieß das Flugzeug mit der Heckflosse gegen einen Flügel der anderen Maschine, die gerade auf dem Weg zur Startbahn war.

Mehr als nur ein Blechschaden

Auch wenn die Kollision glimpflich verlief: Die Piloten und ihre Fluggäste entgingen womöglich nur um Haaresbreite einer Katastrophe. In Vorbereitung auf die anstehenden Langstreckenflüge über den Atlantik dürften die Tanks in Rumpf und Tragflächen der beiden Maschinen bis zum Rand mit hochentzündlichem Kerosin gefüllt gewesen sein. Viel hätte nicht gefehlt: Ein kleineres Leck und ein einzelner Funke hätten genügt, eine scheinbar harmlose Berührung in ein flammendes Inferno zu verwandeln.

Eine A330 ist je nach Ausfertigung zwischen 58 und 64 Meter lang und bis zu 240 Tonnen schwer. Insgesamt fassen die Tanks beider Maschinen zusammengenommen bis zu 270.000 Liter Treibstoff.

Schrecksekunden in der Kabine

Den ersten, vorläufigen Ermittlungen zufolge hatte die Air-Europa-Maschine mit Ziel Caracas in Venezuela um Starterlaubnis gebeten. Trotz der Absage des Kontrollturms habe sich das Flugzeug in Bewegung gesetzt und sei mit einer Maschine der Airline Iberworld mit Ziel Cancún in Mexiko zusammengestoßen.

Das Heck des Air-Europa-Flugzeugs berührte dabei einen Flügel der Iberworld-Maschine. Es seien nur leichte Schäden entstanden. Trotzdem mussten die beiden Flugzeuge dennoch am Boden bleiben. Techniker beider Airlines eilten herbei, um das tatsächliche Ausmaß der Beschädigungen zu begutachten. Der Crash wird könnte sich zu einem kostspieligen Versicherungsfall auswachsen, wenn bei dem Zusammenstoß nicht nur die Tragflächenverkleidung, sondern auch die Flügelkonstruktion beziehungsweise die Rumpfstruktur in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Eine offizielle Untersuchung des Unfalls wurde eingeleitet. Dabei wird es auch darum gehen müssen, ob etwaige Sicherheitsstandards verletzt wurden. Bis zur Klärung der Schuldfrage dürften wie in solchen Fällen üblich Wochen, wenn nicht Monate vergehen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen