Frost statt Frühling Polarluft schwappt in unsere Breiten - der Bibberwinter kommt
11.02.2025, 16:19 Uhr Artikel anhören
Wer sich in Sachen Winter schon auf der Zielgeraden wähnt, wird herb enttäuscht. Kalte Luftmassen kühlen Deutschland in den kommenden Tagen noch einmal kräftig herunter. In den Nächten fallen die Temperaturen im Flachland auf bis zu minus 7 Grad. ntv-Meteorologe Alexander erklärt das Phänomen dahinter.
ntv.de: Der Winter soll noch einmal richtig nachlegen. Was erwartet uns in den kommenden Tagen?
Björn Alexander: Zunächst einmal geht der Blick auf eine sogenannte Luftmassengrenze, die uns zur Wochenmitte durchaus respektable Temperaturunterschiede beschert. So bringen es die Werte am Mittwoch im Südwesten auf bis zu 13 Grad mit einem Hauch von Vorfrühling, während im Norden maximal 1 bis 4 Grad drin sind. Danach wird die milde Luft nachhaltig abgedrängt und die Frostluft breitet sich aus. Eine Lage, die erst noch mit gefrierendem Regen, später dann regional mit Schnee und entsprechender Glätte einhergeht.

Wie hier schon heute am Maschsee in Hannover gibt es auch in anderen Gegenden Deutschlands Schnee.
(Foto: dpa)
Wie viel Schnee ist möglich?
Bevor die Niederschläge am Wochenende abklingen und sich die Sonne besser in Szene setzt, kann es regional für einige Zentimeter Neuschnee reichen. Wobei die Wettercomputer noch sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen.
Lassen sich Regionen eingrenzen?
Bis einschließlich Samstag spekulieren die Modelle vor allem im Norden und Osten sowie ganz im Süden auf geschlossene Schneedecken. So wären demnach beispielsweise im Großraum Berlin bis zu zehn Zentimeter nicht auszuschließen. An und in den Alpen sind sogar bis zu 50 Zentimeter möglich. In der Fläche am spendabelsten zeigt sich insbesondere das kanadische Wettermodell, das nahezu ganz Deutschland in den nächsten Tagen eine Schneedecke schicken möchte. Eine genaue Prognose ist derzeit somit ziemlich unmöglich.
Auf welche Temperaturen müssen wir uns einstellen?
Der Donnerstag hat noch minus 1 bis plus 8 Grad im Gepäck, der Freitag minus 2 bis 6 Grad. Am Wochenende und zu Beginn der nächsten Woche erreichen die Temperaturen dann höchstens noch zwischen minus 3 und 3 Grad. Lediglich entlang des Rheins gibt es um die 5 Grad. Deutlich kälter ist es indes auf den östlichen Mittelgebirgen bei zum Teil nicht mehr als minus 7 Grad.
Stichwort: Bibberwinter - was bringen uns die Nächte?
Spätestens am Wochenende liegen die nächtlichen Tiefstwerte oft bei minus 3 bis minus 7 Grad. Über Schnee und generell in den Mittelgebirgen wird es aber nochmals deutlich kälter mit Frost bis um oder unter minus 10 Grad. Das arktische Bibberfeeling wird durch den mitunter lebhaften Wind aus östlicher Richtung sogar nochmals verstärkt. Die gefühlten Temperaturen rangieren am Montag in der Früh verbreitet bei um die minus 5 bis minus 12 Grad. Auf den Bergen ist es sogar nochmals kälter bei gefühlten Werten um oder unter minus 15 Grad. Die kältesten Prognosen liefern derzeit der Fichtelberg, der Brocken oder der Große Arber mit an die minus 20 Grad.
Wieso wird es jetzt noch einmal so kalt?
Mitverantwortlich für den eisgekühlten Winternachschlag ist die Schwäche des Polarwirbels. Normalerweise zirkulieren die Kältepole ziemlich formstabil rund um die polaren Breiten. Damit überwiegen bei uns oftmals westliche und dementsprechend mildere Winde. Derzeit sieht es aber anders aus. An mehreren Stellen schwappen die Kältepole südwärts und der Wirbel zeigt sich massiv gestört, was uns den bibberkalten Winternachschlag aus östlichen Richtungen bringt.
Droht uns damit ein richtiger Dauerwinter?
Das ist aktuell vollkommen offen. Bis einschließlich Dienstag oder Mittwoch nächster Woche bleibt es winterlich mit den mitunter klirrend kalten Nächten. Anschließend gibt es mehrere Szenarien, deren Unterschiede im gestörten Polarwirbel fußen. Einerseits gibt es Lösungen, die das große Kältereservoir aus Osten und Nordosten dauerhaft anzapfen. Andererseits gibt es Ansätze, die die Kälte ab Mittwoch gegen mildere Luft aus Westen und Südwesten ersetzen.
Lässt sich absehen, welche Lösung wahrscheinlicher ist?
Aktuell haben die milderen Varianten die Nase vorn. Das ist aber nur eine Momentaufnahme, die sich morgen schon wieder anders darstellen kann. Fakt ist: Die Bandbreite für die zweite Februarhälfte ist enorm und selbst bei milderen Lagen wäre der Winter bis in den März hinein vermutlich in Lauerstellung.
Warum?
Weil eine solche Störung des Polarwirbels in dieser Jahreszeit oft ein längerfristiges Phänomen darstellt, das die meteorologische Wundertüte zwischen Vorfrühling und Spätwinter weit geöffnet lässt. Sprich: Nach der Kälte gehen wir in einen lang gezogenen Spannungsbogen, der bis zu einem ausgewachsenen Märzwinter reicht.
Wie geht die Natur mit der späten Kälte um?
Solange der Frühling noch nicht richtig in Fahrt gekommen ist und empfindliche Pflanzen und Blüten noch nicht mit im Rennen sind, sind Kaltlufteinbrüche gut zu verkraften.
Last but not least: Wie wirkt die aktuelle Wetterlage auf die Luftqualität in Deutschland?
Derzeit ist die Situation erneut sehr angespannt. Viele Messstellen vermelden schlechte bis sehr schlechte Werte. Besonders die Belastung durch Feinstaub ist vielfach erheblich, was wiederum vor allem dem Heizen mit Feststoffen in Kombination mit der relativ austauscharmen beziehungsweise windschwachen Wetterlage geschuldet ist.
Quelle: ntv.de