Panorama

Fünfjährige bleibt verschwunden "Polizei kann nur wenig für Inga tun"

Rund zwei Monate ist es her, dass die kleine Inga aus Schönebeck Anfang Mai in einem Wald bei Stendal verschwand. Zwei Monate, in denen die Polizei viele Hinweise, aber keine heiße Spur zu der Fünfjährigen bekam. Der Vorsitzende der Initiative Vermisste Kinder, Lars Bruhns, berichtet, wie Familien mit so einer Situation umgehen - und was die Ermittler nun noch tun können.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Gibt es in solchen Situationen mit zwei Monaten Ungewissheit einen Weg zurück in eine Art Alltag?

Bruhns: Für das Umfeld des vermissten Kindes ist es extrem schwierig. Dieser Schwebezustand durch die Ungewissheit ist aus unserer Erfahrung sehr schwer greifbar. Je mehr Zeit vergeht, desto schmerzhafter wird es und desto mehr verzweifeln viele Angehörige. Allerdings ist es sehr individuell, wie Familien damit umgehen. Manchen tut es gut, die gewohnte Umgebung zu verlassen, anderen hilft gerade der Halt des Umfelds.

Was kann die Polizei nach wochenlanger Suche jetzt noch tun?

Leider eher wenig, sagt uns die Erfahrung mit früheren Vermisstenfällen. Entscheidend sind die ersten Stunden und Tage nach dem Verschwinden. Je schneller die breite Öffentlichkeit informiert ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Zeuge findet. Im Fall Inga ist wirklich viel versucht worden. Unsere Erfahrung sagt uns leider, dass oft gerade Fälle mit kleinen Kindern nie oder eher zufällig aufgeklärt werden. Die Polizei muss weiter ermitteln. Aber alles, was man für eine Fahndung weiter veröffentlicht, ist jetzt nicht mehr so ergiebig.

Sie hatten ein zentrales Expertenteam gefordert, das beim Verschwinden kleiner Kinder bundesweit die Suche koordiniert. Wie kommt ihre Idee an?

Nach unseren bisherigen Gesprächen scheint eine bundesweit zentrale Einheit derzeit utopisch. Wir haben von vielen Landespolizeibehörden eine Rückmeldung, dass das mit den föderalen Strukturen nicht vereinbar ist. Der Ansatz ist aber nach wie vor richtig. Wir schlagen vor, dass man eine Expertenstelle je Bundesland einrichtet - und hoffen, dass erstmal ein Land unsere Idee aufgreift. Andere Länder wie die USA und Polen zeigen, wie wichtig kontinuierlich arbeitende Spezialisten bei Vermisstenfällen sind, die sofort über alle Kanäle die Öffentlichkeit informieren und alle wichtigen Maßnahmen einleiten. Bei der derzeitigen deutschen Regelung sind viele Absprachen nötig, die gerade direkt nach dem Verschwinden so viel wertvolle Zeit kosten.

Quelle: ntv.de, Franziska Höhnl, dpa

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