Sensationsfund aus der Nazi-Zeit Polizei transportiert Hitler-Pferde ab
22.05.2015, 04:46 Uhr
Verschollene Nazi-Monumente aus der Vergangenheit: Nach dem sensationellen Fund von Bad Dürkheim führt die Spur zu einem bundesweiten Hehlerring. Per Tieflader zerrt die Polizei zwei überdimensionale Bronzepferde aus einer Lagerhalle.
Nach der Entdeckung monumentaler NS-Kunst sollen die Besitzverhältnisse für die Werke der Bildhauer Arno Breker, Josef Thorak und Fritz Klimsch schnell geklärt werden. Es gebe deutliche Hinweise, dass die Skulpturen und Monumentalfriese, die in Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz beschlagnahmt wurden, dem Bund gehören, sagte eine Sprecherin.

Wie aus der Zeit gefallene Erinnerungen an Hitlers Größenwahn die deutsche Vergangenheit: Das Bundesvermögensamt sieht den Bund als rechtmäßigen Eigentümer.
(Foto: picture alliance / dpa)
Eine Klärung sollen nun die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bringen. Die zwei tonnenschweren "Schreitenden Pferde" von Josef Thorak (1889-1952) wurden am Donnerstagabend auf einen Tieflader gehoben und zu einem Polizeigelände abtransportiert. Acht Verdächtige im Alter zwischen 64 und 79 Jahren wurden als Täter ermittelt, teilte die Berliner Polizei mit, die den Fall federführend in Hand genommen hat. "Die Ermittlungen des Fachkommissariats Kunstdelikte beim LKA Berlin dauern an", teilte die Polizei mit.
Fragwürdiger Sammlerwert
Die Tatverdächtigen sollen die Skulpturen und Reliefs gestohlen und den Weiterverkauf ausgehandelt haben. Zwei Hauptverdächtige lebten in Bad Dürkheim und seien miteinander verwandt, sagte ein Polizeisprecher. Er bestätigte damit entsprechende Angaben aus einem Bericht des SWR.
Die monumentalen Pferde waren für Adolf Hitlers Neue Reichskanzlei in Berlin geschaffen worden. Sie galten ebenso wie Arno Brekers (1900-1991) Granitreliefs "Wächter", "Rächer" und "Kameraden" seit Kriegsende als verschollen.
Wohin mit der Nazi-Kunst?
Außer den Hitler-Pferden und den Brekers-Reliefs wurden die Skulpturen "Galathea" und "Olympia" des NS-Bildhauers Fritz Klimsch (1870-1960) entdeckt. Wie und wo diese Werke den Krieg und die Nachkriegszeit überdauert hatten, liegt bislang noch im Dunkeln. Mehrere NS-Kunstwerke waren 1943 zum Schutz vor den Bombenangriffen der Alliierten aus Berlin in die brandenburgische Stadt Wriezen ausgelagert worden.
Dort hatte Breker seine Werkstätten. So standen auch die Thorak-Pferde zeitweise in Wriezen, wie ein Foto aus dem September 1944 beweist. Nach dem Krieg wurde nach heutigen Erkenntnissen in Eberswalde eine Sammelstelle für Kunstschätze eingerichtet. Später wurden einige Skulpturen vor eine Eberswalder Kaserne der sowjetischen Truppen in der DDR aufgestellt. Von dort waren sie 1989 spurlos verschwunden. Wenn die Hausjuristen der Bundesverwaltung recht behalten, muss sich der Staat um den weiteren Verbleib der schwer verdaulichen Nazi-Kunst kümmern.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa