Anwalt spricht von Entführung des Leichnams Priebkes Leiche wartet weiter in Rom
17.10.2013, 16:51 UhrDie Posse um die sterblichen Überreste des Nazi-Kriegsverbrechers Priebke geht weiter. Nun ist sogar nicht mehr ganz klar, wo die Leiche überhaupt steckt. Zunächst heißt es, sie sei vom Flughafen in Rom abgeholt worden. Aber stimmt das wirklich?

Angeblich befindet sich der Sarg mit Priebke immer noch auf dem römischen Militärflughafen.
(Foto: dpa)
Die sterblichen Überreste des verstorbenen Nazi-Kriegsverbrechers Erich Priebke befinden sich nach einem Medienbericht offenbar noch immer auf einem Militärflughafen bei Rom. Dies berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf befugte Auskunftgeber am Flughafen Pratica di Mare. Diese widersprachen damit anderslautenden italienischen Medienberichten, nach denen die Leiche Priebkes am Mittwochabend gegen 23 Uhr dort abgeholt worden sei.
Priebke war am vergangenen Freitag im Alter von 100 Jahren gestorben. Der Streit um die letzte Ruhestätte für den aus Deutschland stammenden Kriegsverbrecher, der nach seiner Verurteilung 15 Jahre in Italien im Hausarrest verbracht hatte, geht unterdessen weiter.
Söhne wollen katholische Bestattung
Es wurde weiterhin überlegt, ob Priebkes Sarg zur Beerdigung oder Einäscherung nach Deutschland gebracht würde. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts erklärte, dass es lediglich informelle Kontakte zur italienischen Botschaft in Berlin und keine offizielle Regierungsanfrage aus Rom gebe. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte zuvor darauf hingewiesen, dass "der Umgang mit sterblichen Überresten eines im Ausland verstorbenen Deutschen eine Angelegenheit der Angehörigen" sei. Prinzipiell stehe einer Beerdigung Priebkes in Deutschland aber nichts im Wege.
Priekes Anwalt Giachini hatte seinerseits erklärt, dass die beiden Söhne seines früheren Mandanten lediglich verlangten, dass ihr Vater "katholisch bestattet" werde und seine sterblichen Überreste "respektiert" würden. Er warf den italienischen Behörden außerdem vor, Priebkes Leichnam "entführt" zu haben.
Eine Trauerfeier für den ehemaligen SS-Offizier am Sitz der erzkonservativen Piusbruderschaft in Albano Laziale bei Rom war am Dienstagabend kurz nach Beginn abgebrochen worden, weil sich Neofaschisten unter die Gäste gemischt hatten und es Auseinandersetzungen mit empörten Anwohnern gab. Die Zeitung "La Stampa" berichtete unterdessen, Pierpaolo Petrucci, Superior der Piusbruderschaft, habe die Totenmesse für Priebke vollständig abgehalten. Don Petrucci sagte, er habe den Leichnam gemäß dem Ritus der katholischen Kirche zum Abschluss der Totenmesse gesegnet.
Ehefrau liegt in Argentinien begraben
Priebke selbst wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Das südamerikanische Land, wo Priebke bis zum Jahr 1994 in der Stadt Bariloche unbehelligt unter seinem echten Namen gelebt hatte, wies das Ansinnen jedoch zurück. Auch Priebkes brandenburgische Heimatgemeinde Hennigsdorf bei Berlin und die Stadt Rom lehnen es ab, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten. Brandenburgs Innenminister Ralf Holzschuher bekräftigte seine Vorbehalte bezüglich einer Bestattung in Deutschland. "Ich habe keinerlei Interesse daran, dass Erich Priebke im Land Brandenburg beigesetzt wird", erklärte er. Sollte sich dies nicht vermeiden lassen, dann solle Priebke anonym "an einem unbekannten Ort" beigesetzt werden. Es wird befürchtet, dass Priebkes Grab zu einer Art Wallfahrtsort für Rechtsextremisten werden könnte.
Priebke war in Italien wegen seiner Beteiligung am Massaker in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom im Jahr 1944 zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt worden, bevor die Strafe in Hausarrest umgewandelt wurde. Bei dem Kriegsverbrechen - eine Vergeltungsaktion für die Tötung von 33 Wehrmachtssoldaten durch italienische Partisanen - waren 335 Menschen getötet worden. Während des Verfahrens sagten Zeugen aus, Priebke habe eigenhändig Genickschüsse abgegeben.
Quelle: ntv.de, AFP