Brände in atomar verseuchten Gebieten Russland schaltet Infoseite ab
16.08.2010, 13:31 UhrDie rund 160.000 Helfer in Russland bekommen die Waldbrände immer mehr unter Kontrolle. Auch in den atomar verseuchten Gebieten sei das Feuer eingedämmt, heißt es. Doch die russischen Behörden geraten immer mehr in die Kritik. So sollen sie die Website der russischen Waldschutzbehörde abgeschaltet haben - wegen angeblicher "Falschinformationen".
In Russland haben Einsatzkräfte die schwersten Wald- und Torfbrände in der Geschichte des Landes nach eigenen Angaben weiter eingedämmt. Zwar brannten landesweit noch etwa 500 Feuer, doch habe sich die betroffenen Fläche weiter auf knapp 46.000 Hektar verringert. Das teilte der russische Zivilschutz nach Angaben der Agentur Interfax mit.
Auch die Lage um das atomare Forschungszentrum in Sarow - gut 400 Kilometer östlich von Moskau - sei unter Kontrolle. Dort seien alle Feuer gelöscht, teilten die Behörden mit. Landesweit kämpften mehr als 160.000 Einsatzkräfte weiter gegen die Flammen, darunter auch Hunderte Helfer aus dem Ausland.
In der russischen Hauptstadt Moskau verzog sich der giftige Smog von den Bränden des Umlandes wieder etwas. Meteorologen sagten für die Metropole mit den mehr als zehn Millionen Einwohnern Unwetter sowie rasant sinkende Temperaturen mit weniger als 20 Grad Celsius in den nächsten Tagen voraus. Damit wäre die seit mehr als zwei Monaten andauernde Gluthitze mit weit über 30 Grad vorbei.
Selbstzensur des Ministeriums?
Der russische Katastrophenschutzminister Sergej Schoigu ist derweil im Zusammenhang mit den Bränden in atomar verseuchten Gebieten in die Kritik geraten. Schoigu habe persönlich die Sperrung der offiziellen Website der Waldschutzbehörde angeordnet, weil diese "Falschinformationen über die Brände in der Region Brjansk" veröffentlicht habe, meldete die Zeitung "Kommersant". Der Betreiber sei von den Behörden kontaktiert und zur Sperrung der Website aufgefordert worden. Der stellvertretende Leiter der Behörde sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Internetseite funktioniere seit Freitagnachmittag nicht mehr.
"Die Behörden beginnen damit, Informationen über die Waldbrände zu vertuschen", hieß es in der Zeitung "Trud". Durch die Brände drohe Russland ein zweites Tschernobyl. Zuvor hatten schon Experten davor gewarnt, die Gefahr freigesetzter radioaktiver Substanzen herunterzuspielen.
Die dem Landwirtschaftsministerium unterstellte Waldschutzbehörde hatte Mitte vergangener Woche mitgeteilt, dass es seit Juli auf rund 3900 Hektar Land, das als radioaktiv verseucht gelte, gebrannt habe. Allein in der westrussischen Region Brjansk hätten insgesamt 300 Hektar in Brand gestanden. Die Region wird auf einer Liste mit den am stärksten durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor 24 Jahren verseuchten Gebiete geführt. Das Katastrophenschutzministerium hatte Gesundheitsrisiken dementiert.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP