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"Schnelleres Ende der Pandemie" Experten sehen Chance in der Sommerwelle

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Maske runter und durch? Aus Sicht einiger Experten können Infektionen bereits Geimpfte langzeitig vor Corona schützen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wie mit steigenden Inzidenzen in Deutschland umgehen? Der Virologe Klaus Stöhr rät davon ab, wieder zur Maske zu greifen. Im Gegenteil: Infektionen könnten Geimpften dabei helfen, sich langzeitig vor Corona zu schützen. Die Pandemie würde dadurch verkürzt.

Eine Sommerwelle des Coronavirus zeichnet sich ab, die Inzidenz in Deutschland steigt wieder an. Als Ursache gilt die Ausbreitung der Omikron-Subvarianten BA.5 und BA.4. Gleichzeitig sind die lange geltenden Corona-Maßnahmen mittlerweile auf ein Minimum zurückgefahren. Der Münchner Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr sieht darin aber kein Problem, sondern eine Chance. Denn Infektionen mit Sars-CoV-2 könnten in Kombination mit Impfungen den "Einstieg in die Endemie" bedeuten, sagte er im ZDF-Morgenmagazin.

Stöhr hält daher nichts vor einer erneuten Ausweitung des Maskentragens. Wer dies fordere, der nehme "Menschen die Gelegenheit, sich langfristig mit dem Coronavirus zu arrangieren". Jeder werde sich irgendwann infizieren, so der Virologe, das sei nicht zu verhindern - "und da ist es besser, geimpft reinzugehen". Denn ein breiter und langanhaltender Schutz vor Corona werde erst durch eine Infektion aufgebaut.

Die Gefahr einer Überlastung der Gesundheitssysteme in der Sommerwelle sieht Stöhr nicht. In den Kliniken gebe es keine Zunahme an behandelten Patienten, die Situation sei "so entspannt, wie man es nur hoffen konnte für den Sommer". Er verweist auf Portugal, wo die Untervariante BA.5 zwar die Infektionen in die Höhe getrieben hatte, die Lage in den Krankenhäusern jedoch entspannt sei. Die Omikron-Varianten sind zwar ansteckender, gelten aber als weniger gefährlich.

Stöhr rät daher dazu, die Gelegenheit zu nutzen: "Wenn man die Infektionen weiter nach hinten schiebt durch sehr konservative Maßnahmen, dann hat man halt weiter hinten im Winter, wo der Infektionsdruck und die Infektionswahrscheinlichkeit größer ist, noch mehr Fälle", warnt Stöhr. In der Sommerwelle Infektionen in Kombination mit Impfungen zuzulassen, bringe daher ein schnelleres Ende der Pandemie.

Drosten: Langzeitschutz durch Infektionen nach Impfung

Charité-Virologe Christian Drosten hatte ebenfalls auf den schützenden Langzeiteffekt von natürlichen Infektionen bei Geimpften verwiesen. "Die ideale Immunisierung ist, dass man eine vollständige Impfimmunisierung hat, mit drei Dosen und auf dem Boden dieser Immunisierung sich dann erstmalig und auch zweit- und drittmalig mit dem Virus infiziert und dass man dadurch eine Schleimhautimmunität entwickelt, ohne schwere Verläufe in Kauf nehmen zu müssen", sagte Drosten im NDR-Podcast. Wer das durchgemacht hat, sei wahrscheinlich über Jahre immun und werde sich nicht wieder reinfizieren. Dabei bestimme die Intensität der Infektion mit, wie anhaltend der Immunschutz sei.

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Auch der Immunologe Andreas Radbruch sieht wie Stöhr eine Chance in der Sommerwelle: "Eine Sommer-Infektion nach vollständiger Impfung ist aus immunologischer Sicht, das Beste, was passieren kann", sagte der Chef des Deutsche Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ) der "Bild"-Zeitung. Daten zeigten, dass Impfung und Infektionen zusammen deutlich besser vor der Übertragung des Virus schützten als Impfung oder Infektion allein - "das könnte im Herbst zum Vorteil werden und die Verbreitung des Virus bremsen".

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte im Gespräch mit ntv empfohlen, auch während der Sommerwelle daran festzuhalten, in Innenräumen Masken zu tragen. Mit Blick auf die Risikogruppen sagte er: "Denen würde ich tatsächlich eine vierte Impfung empfehlen." Man könne die Welle aber nicht wegimpfen: "Dafür sind die Impfstoffe nicht stark genug."

Quelle: ntv.de, kst

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