Hochwasser geht langsam zurück Seuchengefahr auf dem Balkan steigt
21.05.2014, 21:59 Uhr
Eine Frau weint nach der Flut in Topcic Polje (Bosnien-Herzegowina).
(Foto: REUTERS)
Das Wasser zieht sich langsam zurück und gibt das ganze Ausmaß der Zerstörung frei. Nach der Flut auf dem Balkan liegen Tausende tote Tiere im Schlamm der Flüsse, die Seuchengefahr wächst. Nun werden Spenden benötigt.
Nach dem verheerenden Hochwasser auf dem Balkan wächst die Seuchengefahr. Tausende Tierkadaver liegen im Schlamm der Flüsse. In vielen Orten mangelt es an Trinkwasser. Die Flutkatastrophe gilt als die schwerste in der Region seit Beginn der Aufzeichnungen. Mindestens 53 Menschen kamen ums Leben, wie die Behörden von Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien mitteilten. Heftiger Regen hatte die Überschwemmungen verursacht.
Die internationale Hilfe wird weiter verstärkt. Für die überfluteten Gebiete in Kroatien hat Gesundheitsminister Rajko Ostojic eine Epidemienwarnung herausgegeben. Auch in den Flutgebieten der anderen Länder galt weiter ein hohes Seuchenrisiko. Nach Angaben des Belgrader Epidemiologen Veljko Djerkovic werde die Desinfizierung der Häuser und Straßen mindestens zwei Monate in Anspruch nehmen. Erst dann könnten die Einwohner sicher zurückkehren.
Trotz sinkender Pegelstände waren die Einsatzkräfte in Bosnien, Serbien und Kroatien weiter damit beschäftigt, Flussufer zu befestigen. Gefährlich hoch war der Wasserstand unter anderem noch auf der Save, dem größten Fluss in Slowenien und Kroatien, der bei der serbischen Hauptstadt Belgrad in die Donau fließt. Die Scheitelwelle der Donau, die für Freitag in Belgrad erwartet wird, werde aber niedriger sein als zunächst befürchtet, hieß es von Hochwasser-Experten.
Papst fordert zu Hilfe auf
Der Fokus richtet sich nun auf die Beseitigung der Schlammmassen sowie der Tierkadaver. Berichten zufolge kamen in der bosnischen Stadt Bijeljina mit dem Rückzug des Wassers Tausende Kadaver an die Oberfläche. Zudem müssen die betroffenen Gebiete möglichst schnell wieder mit Trinkwasser versorgt werden.
Papst Franziskus forderte Hilfe und Solidarität der internationalen Gemeinschaft für die Balkanländer. Weil sich die Lage verschlimmert habe, sollte es den Menschen in Serbien und Bosnien-Herzegowina nicht an Unterstützung fehlen, sagte der Papst bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Die für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa reiste nach Belgrad, um über Unterstützung für das Land zu sprechen. Serbiens Außenminister Ivica Dacic nutzte zeitgleich einen Besuch in Brüssel, um bei der EU-Kommission um weitere Hilfe zu werben.
Nach Angaben von EU-Regionalkommissar Johannes Hahn beteiligen sich bereits 19 der 28 EU-Länder an der Nothilfe für Serbien. Als EU-Beitrittskandidat habe Serbien zudem Zugang zum europäischen Katastrophenhilfsfonds. Auch über mehr Hilfen für Bosnien, das derzeit kein EU-Beitrittskandidat ist, werde diskutiert, sagte Hahn. Auch die Nato, die stark in der früheren Bürgerkriegsregion aktiv ist, kündigte Hilfe beim Wiederaufbau an.
Auswärtiges Amt gibt 650.000 Euro
"Viele Verbündete und Partner senden Helikopter, Nothilfeteams, Boote, Trinkwasser, Essen, Notunterkünfte und Geld", erklärte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Sarajevo. "Wir sind bereit, auf jede Art zu helfen." Deutschland stockte derweil seine Soforthilfe für die Opfer der Überschwemmungskatastrophe auf dem Balkan auf. Das Auswärtige Amt stellte weitere 650.000 Euro bereit. Damit beträgt die deutsche Hilfe nunmehr eine Million Euro.
Der Verein Aktion Deutschland Hilft wies darauf hin, dass es noch an Spenden mangele, um vor Ort schnelle Hilfe - etwa bei der Suche nach weggeschwemmten Minen - zu leisten. Vom 13. bis zum 18. Mai hat es fast durchgehend geregnet, enorme Niederschlagsmengen habe es besonders in der Mitte und dem Osten Bosnien-Herzegowinas, im Osten Kroatiens und in der Mitte und dem Westen Serbiens gegeben, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte. Verbreitet seien mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, üblich auf dem Balkan seien in sechs Tagen 10 bis 20 Liter.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa