Schneestürme, Glatteis, Polarluft So schlimm wird Orkan "Xaver"
04.12.2013, 09:51 Uhr
Das zweite Adventswochenende wird frostig.
(Foto: picture alliance / dpa)
In den nächsten Tagen sollte man sich warm anziehen. Ein Tiefdruckgebiet erreicht Deutschland und sorgt für Orkanböen und Schneestürme. An den Küsten kann es mit starken Windgeschwindigkeiten richtig gefährlich werden, warnt n-tv Meteorologe Björn Alexander.
n-tv.de: Ein Sturm soll Deutschland treffen. Björn, wie schlimm wird es?
Björn Alexander: Das Potenzial von Tief "Xaver" liegt in einem ähnlichen Bereich wie von Orkantief "Christian", das uns Ende Oktober überquert hat und besonders in einigen Teilen Norddeutschlands Spitzenböen zwischen 130 und 190km/h brachte. Allerdings gibt es auch gravierende Unterschiede zwischen den beiden Stürmen.
Wie sehen die im Detail aus?
"Christian" ist über den offenen Atlantik, die Britischen Inseln und Frankreich sowie Benelux herangezogen und hat dabei noch sehr milde Luft aus Südwesten zu uns gebracht. "Xaver" hingegen hat sich über dem Nordatlantik im Seebereich um Grönland und Island gebildet und verstärkt sich unter dem Einfluss polarer Kaltluft und einer sehr starken Höhenströmung jetzt immer weiter. Aufgrund der Zugrichtung und der Polarluft ergeben sich neben dem Sturm noch weitere Gefahren: eine schwere Sturmflut sowie winterliche Straßenverhältnisse durch Neuschnee und Schneeverwehungen - besonders in den Berglagen. Aber auch im Flachland dürfte es durch teils kräftige Schneeschauer schon mal zur Ausprägung einer geschlossenen Schneedecke mit entsprechender Glättegefahr kommen.
Lassen sich die Gefahren zeitlich einordnen?
Los geht es mit dem Wind. Der lebt am Donnerstag tagsüber immer weiter auf und damit kündigt sich die schwere Sturmlage an. An der Nordsee sind bereits erste schwere Orkanböen um Tempo 140 bis 160 km/h möglich. Zu diesem Zeitpunkt hat sich "Xaver" schon zu einem Orkantief mit einem Kerndruck von unter 970hPa verstärkt. Am Abend und in der Nacht zum Freitag erwartet uns eine weitere Zunahme der Windböen, denn dann erreicht uns das Hauptsturmfeld. Über der Nordsee sind Windböen um 170 bis 180km/h nicht auszuschließen. Auch auf dem Brocken im Harz wird es ähnliche Windgeschwindigkeiten geben.
Das ist heftig. Wird es auch abseits der Küsten und Berge so extrem stürmen?
Mit Orkanböen muss man auch in weiteren Teilen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein sowie in Bremen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern rechnen. Das sind dann also örtliche Windspitzen um 120 bis 140 km/h. Im Norden und Osten von NRW sowie in Brandenburg und Sachsen-Anhalt drohen Spitzenböen von rund 90 bis 120km/h. Und auch auf den übrigen Bergen der Mittelgebirge muss man mit schweren Sturm- bis Orkanböen rechnen. Gleichzeitig kommt die kalte Polarluft von Nordwesten zu uns und der Orkan an der Nordsee drückt die Wassermassen immer weiter an die Küsten. Das Nachthochwasser zu Freitag dürfte eine Sturmflut bringen, die vielleicht sogar schwer ausfällt.
Ist schon absehbar, wie lange der Sturm anhält?
Auch am Freitag bleibt es noch sehr windig bis stürmisch. An den Küsten sowie im Umfeld von Schauern und Gewittern und generell im Norden und Osten sind nach wie vor noch Stürme bis hin zu schweren Sturmböen drin. Auch orkanartige Böen sind nach wie vor möglich. Insgesamt ist das Schlimmste dann aber durch und spätestens der Samstag bringt eine deutliche Entspannung in Sachen Wind.
Wie viel Winter bringt uns "Xaver"?
Die Polarluft, die uns in der Nacht zu Freitag in Schüben erreicht, lässt die Schneefallgrenze von Norden her sinken. Damit verbunden sind teilweise kräftige Schauer, die immer öfter in Schnee und Graupel übergehen und auch von Gewittern begleitet werden können. Im Norden kann sich im Bereich der kräftigsten Schauer dann im Tiefland schon mal eine geschlossene Schneedecke mit Glättegefahr ausbilden. Im Süden liegt die Schneefallgrenze hingegen anfangs noch bei über 500 Metern und sinkt erst später bis weiter runter. Derweil bringen die Schneeschauer in den Mittelgebirgslagen schon deutlich häufiger winterliche Straßenverhältnisse. Zudem sind dort auch Schneeverwehungen möglich. Am Freitag bleibt es tagsüber beim nasskalten Winterwetter mit Tageshöchstwerten um minus 3 bis maximal plus 6 Grad.
Ist mit weiteren Schneefällen zu rechnen?
Ja. Die betreffen dann besonders die Nordränder der Mittelgebirge und die Alpen. Dort kann es auch länger anhaltend schneien. Aber auch im Flachland bringt der sehr wechselhafte Freitag weitere Schnee- oder Schneeregenschauer, die bevorzugt im Nordosten auch von Gewittern begleitet sein können.
Und das zweite Adventswochenende?
Ist in der Prognose noch ein bisschen sprunghaft. Nach jetzigem Stand startet das Wochenende recht wechselhaft mit Schauern. In den tieferen Lagen zwischen Nordsee und Schwarzwald mischt sich Regen unter. Ansonsten gibt es mehrheitlich Schnee, der in stärkeren Schauern weiterhin für Glätte sorgen wird. Das Temperaturniveau bleibt ähnlich mit minus 3 bis plus 6 Grad. Die Nacht zum Sonntag wird dann aber wieder verbreitet frostig und Schnee sowie gefrierende Nässe oder Schneematsch können unsere Straßen gefährlich glatt werden lassen. Tagsüber bleibt es am zweiten Advent dann in der Nordosthälfte noch unbeständig mit Regen- oder Schneeregenschauern, während es ganz im Westen und im Süden meist trocken und zeitweise freundlich weitergeht. Die Temperaturen ändern sich kaum.
Wie sieht die nächste Woche aus?
Nach letzten Schauern am Montag dürfte sich aus derzeitiger Sicht erst einmal ruhiges Hochdruckwetter durchsetzen. Damit bleibt es überwiegend trocken und zumindest teilweise kann sich die Sonne durchsetzen. Die Temperaturen dürften sich auf Werte zwischen minus 2 und plus 7 Grad einpendeln, wobei die Südosthälfte eher auf der kalten und der Nordwesten auf der milden Seite liegt. Nachts gibt es Tiefstwerte im Frostbereich.
Quelle: ntv.de, lsc