Mikrofonscanner, Störsender, Polizeieskorten So werden die Kardinäle eingesperrt
12.03.2013, 09:50 Uhr
Hier wird der neue Papst gewählt: Die Sixtinische Kapelle.
(Foto: AP/dpa)
115 Männer wählen den neuen Papst, sie wohnen im Gästehaus der Sixtinischen Kapelle. Das Gelände ist abgeschottet. Der Vatikan traut offenbar ihren eigenen Wahlmännern nicht: Jegliche Kommunikation mit der Außenwelt ist verboten, Störsender werden im Boden versenkt und Sicherheitsleute gehen mit Scannern auf die Jagd. Wer den Verschwiegenheitseid bricht, den verstößt die Kirche für immer.
Jahrhunderte lang reichten die dicken Mauern und massiven Pforten der Sixtinischen Kapelle aus, um nach Einschluss der Kardinäle die Geheimhaltung der Papst-Wahl zu garantieren. Das ist vorbei. Internet und Mobiltelefone gefährden die Vertraulichkeit des Konklaves. Abgeleitet aus dem lateinischen "cum clave", "mit dem Schlüssel", ist der Name der Zusammenkunft eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Die Kardinäle werden vielmehr eingesperrt, sie sollen während der Entscheidungsfindung auf keinen Fall mit der Außenwelt kommunizieren.
Doch wie funktioniert das in Zeiten, wo selbst Kirchenköpfe fleißig twittern (lassen) und der Papst einfach sagt: Ich bin zu alt, und sich online bei seinen Anhängern bedankt? Die Sixtinische Kapelle wird für die Zeit der Wahl ausgebaut, sicher gemacht, die "Schlüssel" verschwinden. Die Vatileaks-Affäre um die Veröffentlichung geheimer Dokumente sind Warnung genug. Von der Papst-Wahl soll nichts durchsickern.
Muntere Twitterer
Im Vorfeld hatte eine italienische Zeitung vergangene Woche detailliert über die vorbereitenden Diskussionen berichtet. Der Vatikan sagte eine geplante Pressekonferenz ab und forderte die Kardinäle auf, nicht mehr mit den Medien zu sprechen. "Ich weiß nicht, wer den Verschwiegenheitspakt verletzt. Wenn dies jemand weiß, sollte er es sagen", sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Und dennoch twitterten einige Kardinäle munter weiter. Doch die 115 Männer, die den Nachfolger von Papst Benedikt XVI. wählen, sollen dies in völliger Abgeschiedenheit tun.
Um Lauschangriffe oder das Herausdringen jeglicher elektronischer Signale zu verhindern, verlegten Arbeiter einen Zwischenboden über die kunstvollen Fliesen und installierten darunter Störsender. Aus der weiteren Bodenschicht über den verzierten Fliesen, zu Füßen von Michelangelos riesigem Deckengemälde "Das Jüngste Gericht", dringen so elektromagnetische Wellen und machen die Kommunikation anderer Geräte auf den entsprechenden Frequenzen unmöglich.
Sicherheitsbeauftragte des Vatikans durchsuchen die Kapelle und die Gästezimmer, in denen die Kardinäle wohnen, zusätzlich mit Scannern, um mögliche versteckte Mikrofone aufzuspüren. Die Vatikan-Polizei kennt sich auf diesem Gebiet aus, zapfte sie doch Telefonleitungen im Vatikan an, um herauszufinden, wer Butler Paolo Gabriele half, Anfang 2012 geheime Dokumente an einen italienischen Journalisten weiterzugeben: Die Vatileaks-Affäre.
Eid und keine Nachrichten
Neben den weltlichen Vorkehrungen geht es den Kardinälen auch an die Ehre: Sie müssen einen Eid auf Verschwiegenheit ablegen. Nur der neue Papst kann sie im Nachhinein davon entbinden. Die Geheimhaltung sicherzustellen ist die Aufgabe von Kardinal Tarcisio Bertone, der Kardinalskämmerer, der in der Zeit zwischen zwei Päpsten, der sogenannten Sedisvakanz, die Kirche verwaltet. Ihm stehen drei Kardinäle als Assistenten zur Seite. Zudem können sie zwei vertrauenswürdige Techniker hinzuziehen. Die sollen dafür sorgen, dass die Kardinäle während des Konklaves von jeglichem Nachrichtenfluss abgeschottet sind.
Fernsehen ist verboten, Radio hören ebenfalls. Jegliche elektronischen Aufzeichnungen sind untersagt. Bilder und Textnachrichten ebenfalls. Die Wahlmänner dürfen mit niemandem außerhalb kommunizieren, außer sie haben dafür in besonders ernsten und dringenden Angelegenheiten die Genehmigung. Wie die Kardinäle schwören ihre Beichtväter, Ärzte, der Tischdienst und sogar die Putzkolonne absolute Verschwiegenheit. Wer dagegen verstößt, wird exkommuniziert. Salopp gesagt: Wer plappert, fliegt aus der Kirche. Für immer.
Kontrolliert wird auf Schritt und Tritt: Auf ihrem wenige hundert Meter langem Weg vom Gästehaus zur Kapelle werden die Wahlmänner in dem hermetisch von der Öffentlichkeit abgeschirmten Areal sogar von der Vatikan-Polizei begleitet.
Verfolgen Sie die Geschehnisse im Vatikan auch im n-tv.de Liveticker
Quelle: ntv.de, rpe/rts