Koffer-Leichen in Stuttgart Soko "Damm" sucht Schlosspark-Mörder
02.06.2014, 17:39 Uhr
Ein Suchtrupp der Polizei sucht das Unterholz nach Spuren ab.
(Foto: dpa)
Zwei in Koffer verpackte Leichen werden im Stuttgarter Schlosspark gefunden. Trotz Großfahndung hat die Polizei noch mehr Fragen als Antworten. Handelt es sich bei der männlichen Leiche um einen Obdachlosen? Und wie kamen die Koffer in den Park?
Eigentlich wollten sich zwei Besucher eines Grillplatzes im Stuttgarter Schlossgarten am Sonntagabend nur hinter einem Sichtschutz erleichtern. Doch was sie an einer Betonwand fanden, dürfte ihnen später den Atem verschlagen haben. Zwei große Koffer waren dort abgestellt, einer davon blutverschmiert. Die beiden Spaziergänger taten genau das Richtige: Sie berührten nichts und alarmierten sofort die Polizei. Die Ermittler fanden in den Rollkoffern zwei Leichen - "am Stück", wie der Beamte bemerkt.
Bislang gibt es zu dem grausigen Fund mehr Fragen als Antworten. Unklar ist, wann und wie der Mann und die Frau starben. Nur dass der Tote 50 Jahre alt ist und vermutlich aus Stuttgart stammt, kann Ulmer mitteilen. Überdies sei der Mann durch kleine Straftaten wie Diebstähle und Schwarzfahren aufgefallen. Die Frage, ob er möglicherweise dem Obdachlosenmilieu zuzuordnen ist, kann der Polizeisprecher ebenso wenig beantworten wie die, ob die beiden Leichen bekleidet waren.
Von der für Dienstagmorgen angeordneten Obduktion werden Hinweise zur Todesursache erwartet. Nur so viel kann Ulmer sagen: "Ein natürlicher Tod ist auszuschließen." Und außerdem sei sicher, dass der Fundort der Koffer nicht identisch mit dem Tatort ist: "Wir gehen davon aus, dass sie hier abgelegt worden sind."
Blutige Fracht müsste aufgefallen sein
Derweil durchforsten rund um die Fundstelle Beamte mit Holzstangen das Gebüsch, um mögliche Beweisstücke zu finden. Zuvor war die Spurensicherung mit Hacken und Schaufeln zu Werke gegangen. Auf der Suche nach den kleinsten Anhaltspunkten siebten die Spezialisten im weißen Overall auch Bodenproben durch. Die Ermittlungsarbeiten hinter dem weiß-roten Absperrband werden an diesem sonnigen Montagmorgen neugierig beäugt von Joggern und Radlern, von Hundebesitzern und Spaziergängern in der Platanenallee, die an den Fundort grenzt. Sie gehört zu Stuttgarts grüner Lunge, dem Schlossgarten, der sich vom Neuen Schloss kilometerweit durch die Landeshauptstadt zieht.
Dort befindet sich auch der öffentliche Grillplatz, den die beiden Zeugen vor ihrer grausigen Entdeckung hinter der Betonwand mit der Graffiti-Aufschrift "Pain" (Schmerz) nutzten. Anders als zwei Pfadfindern, die im Februar dieses Jahres in Hamburg eine Kofferleiche fanden, ist ihnen der Anblick der Toten erspart geblieben. Für die Landeshauptstadt sind die ungewöhnlichen Umstände der Bluttat ein Novum. Ulmer: "Soweit ich mich erinnere, hatten wir so einen Fall in Stuttgart noch nicht."
Auf dem Bahndamm über dem Fundort der Rollkoffer brausen Bahnen vorbei. Doch dass die Gepäckstücke aus dem Zug herausgeworfen wurden, ist laut Ulmer höchst unwahrscheinlich. Das große Rätsel ist, warum sich mindestens zwei Täter mit ihrer schweren "Fracht" genau diesen, nicht gerade einsamen Platz - ein Stück entfernt von einer Straße - ausgesucht haben, um ihre Opfer abzulegen. Der 40-köpfigen Sonderkommission "Damm" könnte das bei der Aufklärung in die Hände spielen. Denn Menschen mit großem Gepäck im Schlossgarten könnten aufgefallen sein.
Quelle: ntv.de, Julia Giertz, dpa