Hoeneß' Aussichten immer finsterer Steuerfahnderin wartete ein Jahr auf Daten
11.03.2014, 11:24 Uhr
Im Steuerprozess gegen Bayern-Präsident Hoeneß geht es in die Details: Die Steuerfahnderin, die den Fall bearbeitet, sagt aus. Für die Gültigkeit der Selbstanzeige wichtige Daten soll Hoeneß erst kürzlich - und damit mit erheblicher Verspätung - vorgelegt haben.
FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist vor Gericht von einer Steuerfahnderin massiv belastet worden. Aus der Zeugenaussage der Fahnderin des Finanzamts Rosenheim vor dem Landgericht München II geht hervor, dass Hoeneß beziehungsweise seine Anwälte Unterlagen zu seinen zwei Schweizer Konten über ein Jahr vor den Finanzbehörden zurückhielt.
Hoeneß' Verteidigung habe die PDF-Dateien erst am 27. Februar 2014 abgegeben. Die Dateien seien aber bereits am 18. Januar 2013 erstellt worden. Bislang hatte die Verteidigung erklärt, sie habe die vollständigen Unterlagen nicht früher zur Verfügung stellen können, da Hoeneß' Schweizer Bank Vontobel nicht in der Lage sei, die Papiere so rasch zu liefern.
Hoeneß hatte am 17. Januar 2013 eine Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung abgegeben. Die Staatsanwaltschaft erkannte diese aber als unvollständig nicht an und klagte Hoeneß deshalb wegen Steuerhinterziehung an. Eine entscheidende Frage für die Gültigkeit der Selbstanzeige ist, ob Hoeneß darin umfassende Angaben gemacht hat.
Wie die Steuerfahnderin schilderte, gab es nach der Selbstanzeige mehrere Gespräche und Treffen, bei denen Hoeneß über seine Steuerberater und Anwälte Angaben zur ursprünglichen Anzeige ergänzte oder das Nachreichen von Daten ankündigte - bis hin zu der Übergabe eines USB-Sticks mit den vollständigen Bankunterlagen erst zwei Wochen vor dem jetzigen Prozessbeginn.
Hoeneß in der Zuhörerrolle
Klärung soll ein überraschend zusätzlich geladener Zeuge bringen. Am morgigen dritten Verhandlungstag soll der Betriebsfachwirt aussagen, der die letzte Betriebsprüfung bei Hoeneß durchgeführt hat. Er soll beantworten, warum Hoeneß trotz hoher Verluste von rund 116 Millionen Euro nicht zum Insolvenzrichter gehen musste.
Mit dem neuen Zeugen ist auch unklar, ob der Prozess wie vorgesehen nach vier Tagen beendet werden kann. Gerichtssprecherin Andrea Titz sagte: "Es ist nicht mehr sehr wahrscheinlich, dass es so sein wird." Weitere Termine dürften erforderlich sein. Auch weitere Zeugen seien laut Titz zu erwarten.
Ursprünglich sollte die heute einvernommene Steuerfahnderin die vierte und letzte Zeugin in dem Prozess sein. Mit ihrer Aussage steigen die Prozessbeteiligten tief in die Börsengeschäfte von Uli Hoeneß ein. Die Beamtin ist derzeit mit der Durchsicht der 70.000 Seiten starken Akte Hoeneß befasst.
Der Angeklagte selbst bleibt bei den komplexen Ausführungen bisher weitgehend Statist. Am Morgen war Hoeneß vor Gericht erschienen und hatte dabei einen deutlich ruhigeren Eindruck gemacht als am Vortag. Diese Ruhe könnte mit den sehr ausführlichen Ausführungen der Steuerfahnderin verschwunden sein. Vor der Mittagspause legte die Beamtin dar, welche "strafrechtlichen Steuerkürzungen" sich bislang aus den Akten ergeben. Die Summen für die Jahre 2003 bis 2008 sind durchweg sechsstellig, für 2007 ermittelte sie sogar einen Fehlbetrag von mehr als 1,8 Millionen Euro. Die Ergebnisse des Jahres 2009 sollen nach der bis 13 Uhr andauernden Pause besprochen werden.
Offen ist allerdings, welchen Wert diese Zahlen nach Hoeneß' Geständnis vom Vortag überhaupt haben. Die Steuerfahnderin sagte, ihre Zahlen seien lediglich eine "grobe Feststellung". Am Montag war Hoeneß die Anklage verlesen worden. In einem überraschenden Geständnis gab Hoeneß zu, dass sich die Summe der Steuerschulden auf 18,5 Millionen Euro beläuft.
Derweil wurde bekannt, dass Hoeneß plant, am Abend das Champions-League-Spiel des FC Bayern München gegen Arsenal London zu besuchen. Das ließ Hoeneß über seine Verteidigung mitteilen. Am Samstag hatte der 62-Jährige noch auf eine Reise mit dem Club zum Bundesliga-Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg verzichtet.
Quelle: ntv.de, mit AFP/dpa