Entführte Jaycee Dugard Tagebücher aus der Hölle
12.02.2010, 20:09 UhrWie sieht der Alltag in 18 Jahren Gefangenschaft aus, welche Gedanken gehen einem Mädchen durch den Kopf? Die Aufzeichnungen von Jaycee Lee Dugard geben darüber Aufschluss.
Jaycee Lee Dugard wurde als 11-Jährige verschleppt.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Tagebücher der Kalifornierin Jaycee Lee Dugard, die 18 Jahre lang gefangen gehalten worden war, sind jetzt einem Gericht vorgelegt worden. "Es fühlt sich an, als würde ich untergehen", schrieb Dugard im Juli 2004 während ihrer Gefangenschaft im kalifornischen Antioch, fünf Jahre vor ihrer Befreiung. "Warum habe ich keine Kontrolle über mein Leben? Ich weiß nicht einmal mehr, ob meine Gedanken mir gehören", zitierte der "San Francisco Chronicle" aus den Aufzeichnungen. Das Paar hatte das Mädchen in einem Hinterhof versteckt und über Jahre sexuell missbraucht.
Dugard war laut Anklage als 11-Jährige von den Eheleuten Nancy und Phillip Garrido auf dem Nachhauseweg überwältigt und in ein Auto gezerrt worden. Erst 18 Jahre später, am 20. August 2009, war sie wieder mit ihrer Mutter vereint worden. Die heute 29-Jährige lebt mit ihren von Garrido gezeugten Töchtern Angel (15) und Starlite (11) an einem unbekannten Ort. Das Ehepaar sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird Entführung, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung vorgeworfen.
Argumente für Kontaktsperre
Bereits 2006 berichtete eine Nachbarin von Kindern, die in Zelten auf dem Grundstück der Garridos lebten.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Mit der Offenlegung der Tagebücher wollte die Staatsanwaltschaft zeigen, dass die Entführer ihr Opfer über Jahre hinweg kontrollierten und manipulierten und ihnen daher jetzt jeder Kontakt mit der jungen Frau untersagt werden müsse.
Garridos Verteidiger hatten beantragt, Dugards Aufenthaltsort zu erfahren, um sich gegebenenfalls mit ihr in Verbindung zu setzen. Der Angeklagte äußerte zuvor, dass er Dugard und seine Töchter sehr liebe. Die Verteidigung verglich das Verhältnis zwischen den Garridos und Dugard mit einer Familie, in der die Kinder zu Hause unterrichtet werden und nur gelegentlich Kontakt zur Außenwelt haben, berichtete die Zeitung.
Staatsanwalt Vern Pierson stellte Garrido als "meisterhaften Manipulierer" dar, der sein Opfer geschickt terrorisierte. Pierson zufolge sprach das Mädchen während seiner Gefangenschaft von "Phil und Nancy". Als 13-Jährige schrieb sie in ihr Tagebuch: "Sie haben etwas getan, das sonst niemand für mich tun würde, sie haben 200 Dollar gezahlt, nur damit ich ein eigenes Kätzchen bekomme".
Zehn Jahre später vertraute sie ihrem Tagebuch an, dass sie Garrido nicht verletzten wolle. "Doch wie kann ich ihm sagen, dass ich frei sein möchte (...), dass ich eine Familie habe. Ich möchte ihm niemals wehtun, wenn es in meiner Macht ist, dies zu verhindern."
Quelle: ntv.de, dpa