Panorama

Nervenkitzel muss sein Theroux hat (fast) alles gesehen

Inmitten afrikanischer Holzskulpturen: Paul Theroux in seinem Haus in East Sandwich, Massachusetts. (Archivbild von Juli 2008)

Inmitten afrikanischer Holzskulpturen: Paul Theroux in seinem Haus in East Sandwich, Massachusetts. (Archivbild von Juli 2008)

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Paul Theroux ist professioneller Weltenbummler. Wer Abenteuer liebt und gern über Länder und Leute liest, hat eine reiche Auswahl: Theroux schrieb über 30 Bücher. Nicht nur beim Reisen - auch beim Thema Sex ist Theroux unterwegs auf ständiger Reiz- oder Gefahrensuche.

Wohin zieht es einen Mann, der schon alles gesehen hat? Der US-Amerikaner Paul Theroux fuhr im Zug von London durch Osteuropa und Asien bis nach Tokio, ließ sich von Ägypten bis ans Kap der Guten Hoffnung treiben und paddelte zwischen den Inseln von Ozeanien. "Die interessantesten Plätze (...) sind für mich genau die, vor denen mich andere warnen", sagte er einmal im Interview.

Um seine Abenteuerlust zu wecken, reiche ein Hinweis auf drohende Gefahr, auf Malaria, unfreundliche Leute oder entsetzliches Essen. Am 10. April 2011 wird Theroux 70 Jahre alt. Sofern er nicht auf Achse ist, verbringt der den Winter in Hawaii und den Sommer in Neuengland an der US-Ostküste.

Er reist "ohne ein Ziel vor Augen" und schreibt darüber.

Er reist "ohne ein Ziel vor Augen" und schreibt darüber.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Leute wie er reisen ohne Ziel vor Augen, sagt er. Sie wüssten nicht, wohin ihr Weg sie führt und was sie erwartet. Touristen dagegen hätten nach einem Urlaub in fremden Ländern meist "keine Ahnung, wo sie gewesen sind". Er selbst lehnt ab, was Urlaubern mit begrenzter Zeit oft am wichtigsten ist: "Ich will nirgendwohin gehen, um ein tolles Essen zu haben, am Strand zu sitzen, feinen Wein zu trinken."

Auch beim Thema Sex ist Theroux - beziehungsweise der Protagonist seiner Bücher - unterwegs auf ständiger Reiz- oder Gefahrensuche. Einige der von ihm geschilderten Begegnungen wurden als Tabubruch kritisiert. In der fiktionalen Autobiografie "Mein anderes Leben" (1996) treibt es die Hauptfigur beispielsweise im Beisein einer blinden alten Frau mit einer liebeshungrigen Leprakranken.

Anal-Spiele in Deutschland beliebt?

Generell hilft nach seiner Meinung ein Blick auf die Pornografie eines Landes, um dessen Bevölkerung besser verstehen zu können. In Deutschland findet Theroux das viele schwarze Leder, die Lack-Klamotten und Peitschen in Pornoläden auffällig. Er meint, dass Spielarten aus einer frühkindlichen analen Phase bei Deutschen sehr beliebt sind.

Mit scharfem Auge und viel Witz beschreibt Theroux in seinen Reisebüchern seine Erlebnisse. "Australier sind wahrscheinlich deshalb so laut, weil ihr Land so weit entfernt ist vom Rest der Welt", amüsiert er sich in dem Buch "Die glücklichen Inseln Ozeaniens". "Wie sonst würde man sie wahrnehmen?". Wer "down under" Aufmerksamkeit erheischen wolle, müsse sich "auf kumpelhafte Art" aggressiv und beleidigend geben. Bei Neuseeländern fällt ihm eine "eigensinnige Bescheidenheit" auf: "Kein anderes Volk tut sich so schwer damit, Komplimente entgegenzunehmen."

Als Sohn katholischer Eltern wuchs Theroux mit fünf Geschwistern in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Massachusetts auf. Nach dem Studium schloss er sich der humanitären US-Organisation Peace Corps an und ging nach Uganda, von dort ins südostafrikanische Malawi, später nach Singapur und London.

Erfolgreiche Fernseh-Söhne

Seine zwei Söhne aus erster Ehe, Marcel und Louis Theroux, sind erfolgreiche Fernsehreporter und -moderatoren in Großbritannien. Derweil zog Theroux mit seiner zweiten Frau nach Honolulu und vertreibt sich, wenn er nicht gerade auf Reisen ist, dort die Zeit mit Rudern.

Außer seinen berühmten Reiseberichten schrieb Theroux gut zwei Dutzend Romane, die ebenfalls seine Erfahrungen als Weltenbummler reflektieren. Vier von ihnen endeten auf der Kinoleinwand, "Saint Jack" unter der Regie von Peter Bogdanovich, "Doctor Slaughter" (Filmtitel "Half Moon Street"), "Mosquito Coast" und "Kowloon Tong" (1997) über Großbritanniens Übergabe von Hongkong an China mit dem Filmtitel "Chinese Box".

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Quelle: ntv.de, Gisela Ostwald, dpa

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