Panorama

Hatte der Schütze rassistische Motive? Trayvon Martins Tod soll aufgeklärt werden

Ein schwerer Tag für Trayvon Martins Vater: Als der Tod seines Sohnes beschrieben wird, kommen die Tränen.

Ein schwerer Tag für Trayvon Martins Vater: Als der Tod seines Sohnes beschrieben wird, kommen die Tränen.

(Foto: REUTERS)

Trayvon Martin wollte nur einkaufen gehen. Doch davon kommt er nie zurück. George Zimmerman erschießt ihn - in Notwehr, wie er sagt. Allerdings hatte der schwarze Jugendliche keine Waffe. Ein Gericht will nun klären, ob Zimmerman aus rassistischen Motiven handelte.

Am Abend des 26. Februar 2012 erreichte die Polizei in Sanford im US-Bundesstaat Florida ein Anruf eines Mitglieds einer Bürgerwehr. George Zimmerman war auf Patrouille und sah einen mit einem dunklen Kaputzen-Sweatshirt bekleideten Jungen - Trayvon Martin. Wenig später fallen Schüsse und der 17-jährige Martin ist tot. Der schwarze Jugendliche habe ihn angegriffen, sagt Zimmerman der Polizei. Doch an der Version des Hispano-Amerikaners kommen bald Zweifel auf. 

Nun, 16 Monate später, muss er sich vor Gericht für den Tod Martins verantworten. Die Anklage wirft Zimmerman vor, mit bedingtem Vorsatz gehandelt zu haben - möglicherweise aus rassistischen Motiven. "Er hat ihn nur aus einem Grund getötet: Weil er es wollte," sagte Staatsanwalt John Guy zum Auftakt des Prozesses. Zimmerman verfolgte das Plädoyer mit regungslosem Gesicht. Martins Eltern kämpften mit den Tränen.

Ein Fall ohne Gewinner

Der Staatsanwalt bezeichnete den Angeklagten als Lügner, der in dem unbewaffneten Jugendlichen ohne nähere Gründe einen möglichen Verbrecher gesehen habe. "Als er Trayvon Martin erblickte, sah er in ihm nicht ein Kind, das vom Einkaufen nach Hause ging," sagte der Staatsanwalt. "Er sah etwas Verdächtiges."

Ganz anders beschrieb Zimmermans Anwalt Don West die Schicksalnacht in Florida: Sein Mandant sei unschuldig. Martin habe auf Zimmerman eingeschlagen, dieser habe um Hilfe geschrien.

Da keine Hilfe kam, habe er aus Notwehr geschossen. "Die Beweise werden zeigen, dass dies ein bedauerlicher Fall ist. Es gibt keine Monster hier," sagte West. Der Anwalt fügte hinzu: "Es gibt keine Gewinner in diesem Fall."

"Wenn ich einen Sohn hätte, würde er wie Trayvon aussehen"

Der Tod des dunkelhäutigen Jugendlichen hatte international für Aufsehen gesorgt und eine Rassismusdebatte ausgelöst. Sogar US-Präsident Barack Obama meldete sich zu Wort: "Wenn ich einen Sohn hätte, würde er wie Trayvon aussehen", sagte er.

Grund war insbesondere, dass Zimmerman zunächst gar nicht in Verdacht geriet. Die Polizei hatte seiner Behauptung, aus Notwehr gehandelt zu haben, Glauben geschenkt. Erst nach erheblichem öffentlichen Druck wurde Zimmerman 45 Tage nach den Ereignissen verhaftet.

Was am Tatabend tatsächlich geschah, soll nun vor Gericht geklärt werden. Im Mittelpunkt des Prozesses dürfte stehen, was zwischen Zimmermans Anruf bei der Polizei und den Schüssen passierte. Entscheidendes Beweisstück könnte die Aufzeichnung eines Notrufes bei der Polizei sein. Im Hintergrund sind Hilfeschreie zu hören. Wessen Stimme zu hören ist, wird das Gericht klären müssen. Bei einer Verurteilung drohen dem 29-jährigen Schützen 25 Jahre Haft.

Quelle: ntv.de, hah/dpa

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