Haiti braucht 164 Mio Dollar UNO startet Hilfsappell
12.11.2010, 13:43 Uhr
In den Slums der Hauptstadt liegen die Kranken auf der Straße und warten auf Hilfe.
(Foto: REUTERS)
Die Gefahr ist real: Die Zahlen von Cholera-Toten und -Infizierten in Haiti steigen stündlich. Um die Seuche in den Griff zu bekommen, braucht das Land dringend finanzielle Hilfe. Mit 164 Millionen Dollar will die UNO verhindern, "dass wir von dieser Epidemie überrollt werden".
Für den Kampf gegen die Cholera in Haiti hat die UNO einen Hilfsappell über fast 164 Millionen Dollar (120 Millionen Euro) gestartet. Das Geld werde so schnell wie möglich benötigt, "um zu verhindern, dass wir von dieser Epidemie überrollt werden", sagte Elizabeth Byrs vom UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) in Genf. Die Vereinten Nationen, weitere Hilfsorganisationen und das haitianische Gesundheitsministerium bräuchten 163,8 Millionen Dollar, um die Cholera in den Griff zu bekommen.
Seit dem Ausbruch der Epidemie Mitte Oktober sind nach neuesten Erkenntnissen von US-Experten mindestens 800 Menschen gestorben. "Die Lage hier wird jeden Tag schlimmer", sagte eine Mitarbeiterin der US-Gesundheitsbehörde CDC. Die haitianischen Behörden registrierten nach eigenen Angaben bis Dienstag 11.125 Fälle, die aus Krankenhäusern gemeldet wurden. Allerdings wurde die Dunkelziffer der Erkrankten von der Hilfsorganisation Caritas deutlich höher geschätzt.
Schneller Anstieg in der Hauptstadt
In der Hauptstadt Port-au-Prince war der erste Cholera-Tote am Dienstag registriert worden, nun sind bereits zehn Menschen an der Durchfallerkrankung gestorben. Die Behörden befürchten eine ungebremste Ausbreitung der Cholera in der Hauptstadt, wo noch immer mehr als eine Million Menschen unter teils katastrophalen Bedingungen in Notunterkünften wohnen. Haiti kämpft seit Monaten mit den Auswirkungen eines Erbebens mit geschätzten 250.000 Toten. Die Cholera sei zu einer Frage der "nationalen Sicherheit" geworden, erklärte das Gesundheitsministerium. "Port-au-Prince ist ein riesiger Slum mit schlechten Wasser- und Sanitärbedingungen, wodurch sich die Cholera besonders schnell ausbreiten kann", warnte der UN-Gesundheitsvertreter Jon Andrus. "Darauf müssen wir vorbereitet sein."
Wahre Zahl vier Mal höher
Caritas international, die Auslandshilfe des deutschen Caritasverbandes, warnte vor einer hohen Dunkelziffer von Krankheitsfällen. Verheerend sei, dass die Krankheit "in 80 Prozent der Fälle sehr mild" verlaufe, erklärte Caritas. Daher fühlten sich die Erkrankten häufig nicht krank und verbreiteten das Bakterium als unerkannte Fälle weiter. Die Organisation rechnet daher damit, dass die wahre Zahl der Erkrankten vier Mal höher liegt als die offizielle.
Die US-Behörden befürchten inzwischen ein Übergreifen der Krankheit auf Nachbarländer wie die USA. Cholera ist hochansteckend. Sie verbreitet sich vor allem über Wasser und Nahrung, verursacht heftigen Durchfall und Erbrechen und kann innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.
Die meisten Toten wurden mit knapp 500 nach Angaben des haitianischen Gesundheitsministeriums in der Region Arbonite registriert. "Wenn die Fälle weiterhin so rasant steigen, sind wir bald völlig überlastet", sagte der Leiter für Infektionskrankheiten im größten Krankenhaus von Port-au-Prince, Yves Lambert.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa