Monsun wütet in Nordpakistan Über 870 Tote durch Fluten
31.07.2010, 17:57 Uhr
Hab und Gut noch retten: Eine Familie in der Nähe von Multan im Norden Pakistans.
(Foto: AP)
Der Norden Pakistans und die angrenzende Region in Afghanistan werden vonheftigen Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht. Mehr als 800 Menschen sind bereits ums Leben gekommen, die Behörden sprechen von den schlimmsten Fluten in der Geschichte des Landes.
Nach heftigen Regenfällen im Norden Pakistans ist die Zahl der Todesopfer bei Überschwemmungen und Erdrutschen auf über 870 gestiegen. Insgesamt seien etwa eine Million Menschen von den Fluten betroffen, teilten die Behörden mit. In Pakistan wie auch im benachbarten Afghanistan suchten Einsatzkräfte nach tausenden von den Wassermassen eingeschlossenen Menschen.
Die Zahl der Todesopfer in Folge der Regenfälle sei auf 800 gestiegen, sagte der Informationsminister der pakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa, Mian Iftikhar Hussain. "Das ist die schlimmste Flut in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa in der Geschichte des Landes."
Peshawar abgeschnitten
Von den Überflutungen seien mehr als eine Million Menschen betroffen, sagte der Minister. Mehr als 3700 Häuser seien fortgespült worden, die Zahl der Obdachlosen steige weiter. In den oftmals abgelegenen Dörfern der pakistanischen Stammesgebiete würden mindestens 150 Menschen vermisst. Die UNO sprach von knapp einer Million Betroffenen in Khyber Pakhtunkhwa und mindestens 45 zerstörten Brücken. Laut Hussain waren Peshawar, die größte Stadt im Nordwesten Pakistans, sowie die Bezirke Swat und Shangla von der Außenwelt abgeschnitten. Einige Straßen sowie riesige Ackerflächen seien überflutet worden. Auch der Karakoram Highway, der Pakistan mit China verbindet, musste nach Behördenangaben gesperrt werden.
Auf aus der Luft aufgenommenen Fernsehbildern und Fotos war zu sehen, wie Menschen in den Überschwemmungsgebieten sich verzweifelt an den Dächern ihrer Häuser festklammerten. Viele Menschen flüchteten mit ihren Habseligkeiten und ihren Kindern auf den Schultern aus den Hochwassergebieten. Die pakistanische Armee schickte ihnen Boote und Hubschrauber zu Hilfe. Zudem bemühte sie sich, wichtige Straßen wieder befahrbar zu machen.
Auch Afghanistan betroffen

Von der Außenwelt abgeschnitten: Peshawar ist besonders schwer getroffen. Ein Mann versucht wenigstens ein paar seiner Sachen zu retten.
(Foto: AP)
Aus dem Nachbarland Afghanistan wurden mehr als 65 Tote bei Überschwemmungen gemeldet. Schätzungen zufolge seien mehr als 1000 Familien von dem Hochwasser im Nordosten des Landes betroffen, sagte der Leiter der afghanischen Katastrophenschutzbehörde, Abdul Matin Edrok. Die Zahl drohe allerdings zu steigen. Rettungskräfte suchten nach von der Außenwelt abgeschnittenen Flutopfern.
Besonders betroffen war laut Edrok die Provinz Kapisa mit 31 Todesopfern, Tote wurden aber auch aus den Provinzen Nangarhar, Laghman, Kunar, Logar, Parwan und Ghasni gemeldet. Afghanische und NATO-Soldaten verteilten Lebensmittel und Medikamente und retteten nach eigenen Angaben binnen zwei Tagen mehr als 2000 Menschen aus den Überschwemmungsgebieten in Nangarhar und Kunar.
Westerwelle sagt Hilfe zu
Das Auswärtige Amt in Berlin sagte Pakistan humanitäre Soforthilfe in Höhe von bis zu 500.000 Euro zu. Das Geld solle für Notunterkünfte, Trinkwasser und andere Hilfsgüter verwendet werden, erklärte Bundesaußenminister Guido Westerwelle. Die Europäische Kommission kündigte in Brüssel die Freigabe von 30 Millionen Euro für Flüchtlinge im Nordosten des Landes an, die auch den Flutopfern zugute kommen könnten.
Der Monsun beginnt in Südasien in der Regel Anfang Juni und dauert bis September. In diesem Zeitraum wandert das Regengebiet vom Süden des indischen Subkontinents in Richtung Norden. Den Nordwesten Pakistans hatte der Monsun Mitte Juli erreicht. Bei den Unwettern sterben jährlich zahlreiche Opfer, schwere Schäden werden verursacht.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP