Noteinsätze im ganzen Land Unwetter suchen Westen Deutschlands heim
22.07.2016, 09:54 Uhr
Wie hier in Oststeinbek hielt die Kanalisation vielerorts mit den Wassermassen nicht Schritt.
(Foto: dpa)
Schon wieder hunderte Feuerwehreinsätze wegen Starkregens: Ein Sommerunwetter überflutet in der vergangenen Nacht in vielen Orten Straßen und Keller. Das Schlimmste: Heute und morgen kommen die nächsten Unwetter.
Heftige Gewitter mit Starkregen haben erneut etliche Regionen Deutschlands heimgesucht und erhebliche Schäden angerichtet. In Bad Gandersheim im Niedersachsen etwa überschwemmte der Regen laut Polizei mehrere Straßen. 60 Liter Wasser pro Quadratmeter seien in weniger als einer Stunde gefallen. Bundesstraßen wurden zeitweise voll gesperrt.
Ein Auto wurde von den Wassermassen mitgerissen, sagte ein Polizeisprecher in Bad Gandersheim. Einen anderen Autofahrer schlossen die Fluten ein. Die Bürgermeisterin der Stadt richtete einen Krisenstab ein und löste "Vollalarm" aus, wie es hieß. Anwohner in tieferliegenden Gebieten wurden gebeten, ihre Autos wegzufahren. Die Feuerwehr befreite bis in die Morgenstunden die Straßen von Schlamm.
Bäche treten übers Ufer, ein Markt überflutet
Auch im nordrhein-westfälischen Mechernich in der Eifel überflutete das Wasser Straßen und Keller. "Wir hatten einzelne Straßenzüge, die bis zu 1,5 Meter unter Wasser gestanden haben", sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Abend. Mehr als eine Stunde lang hatte es so heftig geregnet, dass kleinere Bachläufe anschwollen und über die Ufer traten. Wohnhäuser und Ladenlokale liefen voll Wasser. Vermutlich als Folge des Unwetters stürzte ein Baum auf ein Fahrzeug. Feuerwehrleute befreiten einen Schwerverletzten.
Im niedersächsischen Helmstedt flutete ein monsunartiger Regenguss einen Supermarkt, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. Ein Teil des Markts stand am Abend rund zehn Zentimeter unter Wasser. An der Warenannahme wurde mehr als ein halber Meter gemessen. Feuerwehrmänner pumpten bis spät in die Nacht das Wasser ab.
In Trier rückten 80 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr aus. "Parkplätze wurden überflutet, so dass einige Autos bis über die Reifen unter Wasser standen", sagte ein Sprecher der Feuerwehr Trier.
Mehrere Straßen gesperrt
Große Felsbrocken fielen nach Polizeiangaben auf die Bundesstraße 418 bei Wintersdorf in Rheinland-Pfalz. Da zur Beseitigung schweres Gerät nötig war, wurde die Straße zunächst voll gesperrt. Auf anderen Bundes- und Landstraßen, etwa entlang der Ahr, lagen Äste und Bäume. Im Osten von Hamburg und dem angrenzenden Oststeinbek liefen Keller voll. Teils wurden Straßen überflutet und kleine Brücken überspült, Gullys sprudelten über.
Im Süden von Bayern stürzten vereinzelt Bäume auf Straßen und Stromleitungen. Eine Brücke einer Bundesstraße in Niederbayern wurde überschwemmt, auch in Oberbayern war eine Bundesstraße unpassierbar. Ein Hangrutsch versperrte eine Kreisstraße, ein Blitzschlag führte zu Verzögerungen im Münchner S-Bahn-Verkehr.
Neue Unwetter in Anmarsch
Am Wochenende drohen dem Südwesten Deutschlands weitere Unwetter. Bereits heute Nachmittag muss teilweise mit Starkregen und Hagel gerechnet werden. "Freiluftveranstaltungen könnten ins Wasser fallen", sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes. Auch am Samstag bestehe die Gefahr von weiteren Unwettern.
Besonders gefährdet sind demnach die Gebiete um Freiburg und Karlsruhe. Beim Open-Air-Spektakel "Das Fest" werden am Wochenende in Karlsruhe mehr als 250.000 Besucher erwartet. Bereits im vergangenen Jahr wurde die Musikveranstaltung wegen eines Unwetters abgebrochen.
Quelle: ntv.de, shu/dpa