"Amerika kann nicht Cowboy spielen" Vater von getötetem Gastschüler ist entsetzt
01.05.2014, 00:55 Uhr
Plakate und Transparente im Gedenken an Diren hängen am Zaun des Fußballvereins SC Teutonia 1910 in Hamburg.
(Foto: dpa)
Der Vater des in den USA getöteten deutschen Gastschülers Diren wirft sich selbst vor, niemals darüber nachgedacht zu haben, dass in "Amerika jeder jemanden erschießen kann". Anderenfalls hätte er seinem Sohn den Schüleraustausch nicht erlaubt.
Der Vater des in Missoula getöteten Gastschülers Diren hat die laxen Waffengesetze in den USA scharf kritisiert. "Amerika kann nicht weiterhin Cowboy spielen", sagte der 46-Jährige. "Ich habe mir nicht eine Nacht darüber Gedanken gemacht, dass hier jeder jemanden erschießen kann, nur weil er in seinen Garten gekommen ist."
Andernfalls hätte er seinem Sohn, der in der Nacht zum Sonntag erschossen worden war, den Schüleraustausch im US-Staat Montana keinesfalls erlaubt. "Ich war am Anfang dagegen, dass er nach Amerika kommt", sagte der Taxifahrer aus dem Hamburger Stadtteil Sankt Pauli. "Ich weiß, dass es in Amerika gefährlich ist - nicht überall, aber in den Großstädten." Montana sei zwar eine schöne Gegend und nicht mit Sankt Pauli oder der Bronx in New York zu vergleichen. Seit zwei Tagen habe er nicht einen Streifenwagen gesehen, während in St. Pauli ständig die Sirenen heulten.
Voraussichtlich am Freitag will der 46-Jährige, der von einem Freund begleitet wird, mit der Leiche seines Sohnes nach Deutschland zurückkehren. Nach einer Zeremonie in der Yeni-Beyazit Moschee am Hamburger Nobistor soll der Leichnam zur Bestattung ins türkische Bodrum gebracht werden. Der 46-Jährige bedankte sich für die umfassende Hilfe des deutschen Generalkonsulats in San Francisco, das eine Vertreterin nach Missoula geschickt hatte, sowie der Austauschorganisation CIEE. Zu dem wegen vorsätzlicher Tötung angeklagten Todesschützen sagte der Hamburger: "Er soll die gerechte Strafe bekommen."
Schütze wieder auf freiem Fuß
Der 29-jährige Markus K. hatte den deutschen Austauschschüler in der Nacht zum Sonntag in seiner Garage erschossen, offenbar hielt er den unbewaffneten Jugendlichen für einen Einbrecher. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Schützen vorsätzliche Tötung vor. Allerdings dürfen sich Hausbesitzer in Montana mit Waffengewalt verteidigen, wenn sie sich durch einen Eindringling auf ihrem Grundstück bedroht sehen. K. war zunächst festgenommen worden, befindet sich mittlerweile aber gegen Kaution auf freiem Fuß.
Die Polizei versucht derzeit herauszufinden, was genau der 17-Jährige in der Garage wollte. Ein Bekannter, der mit dem Hamburger in der verhängnisvollen Nacht unterwegs war, sagte aus, Diren habe etwas zu trinken gesucht.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP