Opfer will sich nicht mehr äußern Vatikan verteidigt sein Oberhaupt
15.03.2013, 16:36 Uhr
Papst-Sprecher Lombardi fand harte Worte gegen die Kritiker des Papstes.
(Foto: dpa)
Es sind scharfe Worte, mit denen Papst-Sprecher Lombardi die Anschuldigungen zurückweist, mit denen sein neuer Chef derzeit konfrontiert wird: Der Papst soll die Diktatur in Argentinien gestützt haben, heißt es.

Papst Franziskus wird vorgeworfen, mit der argentinischen Militärregierung zusammengearbeitet zu haben.
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In die Debatte um die Rolle des neuen Papstes Franziskus während der argentinischen Militärdiktatur hat sich der Vatikan direkt eingeschaltet. "Es hat nie glaubwürdige, konkrete Anschuldigungen gegen ihn gegeben. Die argentinische Justiz hat ihn nie angeklagt", sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Franziskus äußerte sich selbst nicht dazu.
Der Vatikan-Sprecher erklärte, es handele sich um eine Kampagne "linker antiklerikaler Elemente, um die Kirche anzugreifen". Die Vorwürfe seien "falsch und verleumderisch." Bergoglio selbst hatte die Anschuldigungen immer von sich gewiesen. Vielmehr habe er sich für die Opfer der Diktatur eingesetzt: "Ich habe getan, was ich - angesichts meines Alters und meiner wenigen Beziehungen - tun konnte, um den Verschwundenen zu helfen", wird er in einem Interviewbuch zitiert.
Ein während der Diktatur vom Militär entführter Jesuit will zum damaligen Verhalten des heutigen Papstes Franziskus nach eigenen Angaben keine Aussage treffen. "Ich kann keine Stellung zur Rolle von Pater Bergoglio in diesen Vorgängen nehmen", erklärt der inzwischen in Deutschland lebende Pater Franz Jalics auf der Internetseite der Deutschen Provinz der Jesuiten.
Die Zeit von 1976 bis 1983 gilt als die dunkelste der noch jungen argentinischen Geschichte - das Land hat erst 1816 die Unabhängigkeit von Spanien erlangt. Das zweitgrößte Land Südamerikas arbeitet bis heute diese sieben Jahre Staatsterror auf, in denen rund 30.000 Menschen "verschwanden".
Ohne Zweifel gab es zwischen katholischer Kirche und den Militärs Berührungspunkte. Vor nicht allzu langer Zeit hat der zu lebenslanger Haft verurteilte ehemalige Juntachef Jorge Videla die argentinische Bischofskonferenz der Mitwisserschaft bezichtigt. Die Kirche habe das Überbringen der Todesnachrichten übernommen. Der heutige Papst stand zu dieser Zeit nicht in der ersten Reihe der katholischen Würdenträger.
2005 wurde ihm von Menschenrechtlern vorgeworfen, im Jahr 1976 in das Verschwinden der Jesuiten Franz Jalics und Orlando Yorio verwickelt gewesen zu sein, deren regierungsfeindliche Sicht er als gefährlich unorthodox angesehen habe. Ein Anwalt strengte kurz vor der Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst Benedikt XVI. sogar einen Prozess gegen den Kirchenmann aus Buenos Aires an. Bergoglio wies die Anschuldigung zurück und erklärte, er habe den beiden angeboten, im Jesuitenhaus Schutz zu suchen. Die Klage wurde abgewiesen. Jalics und Yorio wurden verhaftet und kamen nach fünf Monaten wieder frei. Danach beschuldigten sie Bergoglio der Denunziation. Aussagen stehen gegen Aussagen. Jalics lebt heute in Deutschland. Yorio starb vor 13 Jahren.
Quelle: ntv.de, wne/rts