Augsburger Polizistenmord Verdächtiger tötete schon früher
29.12.2011, 21:16 Uhr
Beamte der Spurensicherung durchsuchen in Friedberg nahe Augsburg die Scheune eines landwirtschaftlichen Anwesens.
(Foto: dapd)
Überraschender Zugriff: Zwei Monate nach dem Mord an dem Augsburger Polizisten Mathias Vieth verhaftet die Polizei zwei Verdächtige. Dabei soll es sich um ein polizeibekanntes Brüderpaar handeln. Besonders pikant: Einer der beiden hat offenbar schon vor 36 Jahren einen Augsburger Beamten erschossen - und wurde dafür zu lebenslanger Haft verurteilt.
Zwei Monate nach dem Mord an einem Polizisten in Augsburg sind zwei Tatverdächtige festgenommen worden. Die beiden Männer wurden in Augsburg und Friedberg gefasst, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Einem Medienbericht zufolge saß einer der Verdächtigen schon einmal wegen eines Polizistenmordes im Gefängnis.
Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft waren die beiden Festgenommenen "vollkommen überrascht" und leisteten keinen Widerstand. Genauere Angaben zu den mutmaßlichen Tätern und den Hintergründen der Tat wollen die Ermittler erst am Freitag bekanntgeben. Der brutale Mord an einem 41-jährigen Polizisten Ende Oktober hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst.
Der Augsburger Polizist Mathias Vieth war in der Nacht zum 28. Oktober nach einer Verfolgungsjagd von zwei Unbekannten erschossen worden, seine Kollegin wurde schwer verletzt. Die Beamten fahndeten seitdem nach den Männern, Hinweise zur Aufklärung der Tat wurden schrittweise auf insgesamt 100.000 Euro erhöht.
Zweimal lebenslange Haft
Die "Augsburger Allgemeine Zeitung" berichtete, einer der beiden Verdächtigen sei bereits wegen einer ähnlichen Tat vor mehr als drei Jahrzehnten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er habe im Jahr 1975 in Augsburg einen Polizisten erschossen und sei zu zwei lebenslänglichen Haftstrafen und zusätzlich acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden. Er sei jedoch zwischenzeitlich wieder frei gekommen.
Nach Angaben der Zeitung handelt es sich bei den beiden Männern um ein polizeibekanntes Brüderpaar im Alter von 53 und 58 Jahren. Bei einer ersten Vernehmung hätten sie geschwiegen. Einer der Verdächtigen wurde demnach in Augsburg in seinem Auto an einer roten Ampel überwältigt, der zweite in der Nachbarstadt Friedberg auf einem alten Bauernhof eines Verwandten.
Soko "Spickel" im Einsatz
Die Jagd nach den Tätern wurde in den vergangenen Wochen mit immensem Aufwand betrieben. Profiler der Münchner Polizei und die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" sollten helfen, das Verbrechen aufzuklären. Auch DNA-Spuren wertete die Sonderkommission "Spickel" aus.
Vor allem die Hintergründe der Tat und ihr Ablauf warfen viele Fragen auf: Demnach wollten Vieth und seine Kollegin gegen 2.50 Uhr morgens zwei vermummte Motorradfahrer auf einem Parkplatz in einem Naherholungsgebiet kontrollieren. Doch die Männer flüchteten - über einen schmalen Staudamm, der eigentlich nur für Fahrräder und Fußgänger freigegeben ist.
Später stürzten die Täter auf einem schmalen Waldweg und eröffneten aus rund zehn Metern Entfernung sofort das Feuer, als der zweifache Familienvater aus seinem Wagen stieg. Laut Polizei verwendeten sie mindestens zwei Waffen. Der Polizist schoss zurück, wurde aber tödlich in Hals, Kopf und Unterleib getroffen. Auch seine schusssichere Weste rettete ihn nicht. Die Männer flüchteten vermutlich unverletzt zu Fuß, ihre Waffen nahmen sie mit. Die Polizei vermutete bereits kurz nach der Tat, dass die Motorradfahrer im Schutz der Nacht ein Drogengeschäft abziehen wollten und dabei gestört wurden.
Quelle: ntv.de, dpa