Festnahme bringt keinen Durchbruch Vierfachmord bleibt ungeklärt
19.02.2014, 16:27 Uhr
Der Mann lebt in der Nähe des Tatorts.
(Foto: Reuters)
Dutzende Ermittler arbeiten seit eineinhalb Jahren daran, den mysteriösen Vierfachmord in den Alpen aufzuklären. Eine Festnahme lässt hoffen, dass der Täter endlich gefasst werden konnte, doch der zuständige Staatsanwalt sieht das nicht so.
Im Falle des mysteriösen Vierfachmords in den französischen Alpen haben die Fahnder auch nach der Festnahme eines Mannes keine heiße Spur. Die Tat sei nach wie vor "nicht geklärt", sagte der Staatsanwalt der Stadt Annecy, Eric Maillaud, auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Am Dienstag war ein Mann aus der Region aufgrund eines Phantombilds festgenommen worden. Das Bild wurde nach den Angaben von Waldarbeitern angefertigt, die nach den Morden Anfang September 2012 in unmittelbarer Nähe des Tatorts einen bärtigen Mann mit einem Helm auf einem Motorrad gesehen hatten.
Bei Hausdurchsuchungen seien bisher weder die Tatwaffe, noch der fragliche Helm, noch das von den Arbeitern beschriebene Motorrad gefunden worden, sagte Maillaud. Zwar habe die Untersuchung des Handys des Mannes ergeben, dass er sich zum fraglichen Zeitpunkt in der Nähe des Tatortes aufgehalten habe. Dies lasse aber keine Schlüsse zu, da der Mann Angehörige ganz in der Nähe des Waldparkplatzes habe und in der Gegend oft auf Jagd gehe.
Auch die Ähnlichkeit mit dem Phantombild müsse relativiert werden, betonte der Staatsanwalt. Zudem gebe es keinerlei Hinweise auf eine Verbindung des 48-Jährigen mit den Opfern. Daher gelte nach wie vor die Unschuldsvermutung. Für die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gebe es derzeit keine ausreichenden Verdachtsmomente.
Furchtbare Tat
Die brutalen Morde hatten Anfang September 2012 für Entsetzen gesorgt: Auf einem Waldparkplatz in der Nähe der Ortschaft Chevaline bei Annecy wurden der aus dem Irak stammende Brite Saad al-Hilli, seine Frau Ikbal, deren Mutter und ein laut Ermittlern wohl zufällig vorbeikommender französischer Radfahrer mit Kopfschüssen regelrecht hingerichtet. Die beiden damals vier und sieben Jahre alten Töchter der al-Hillis überlebten wie durch ein Wunder. Das ältere Mädchen wurde aber schwer verletzt. Ihre kleine Schwester hatte sich unter der Leiche ihrer Mutter versteckt und blieb unversehrt.
Die Morde wurde mit einer automatischen Pistole vom Typ Luger 06 verübt, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts entwickelt wurde und als sehr beliebt bei Waffensammlern gilt. Den Angaben des Staatsanwalts zufolge handelt es sich bei dem festgenommenen Franzosen um einen ehemaligen Polizisten, der heute für ein Sicherheitsunternehmen in der Schweiz arbeitet. Demnach ist der Mann, der rund zehn Kilometer von dem Tatort entfernt wohnt, ein begeisterter Jäger und Waffensammler.
Bei Hausdurchsuchungen seien rund 40 Schusswaffen, vor allem aus dem Zweiten Weltkrieg, große Mengen an Munition sowie Sprengstoff und Zünder sichergestellt worden, sagte der Staatsanwalt. Möglicherweise sei der Mann in einen Waffenhandel verstrickt. Im Zusammenhang mit dieser These sei auch einer seiner Freunde in Polizeigewahrsam genommen worden. Zudem würden Angehörige des Mannes weiter verhört.
Im Januar waren in London Ermittlungen gegen den bis dahin als Hauptverdächtiger geltenden Bruder des ermordeten Familienvaters nicht weiter verfolgt worden. Die Ermittler waren zwischenzeitlich davon ausgegangen, der Mord könnte in Zusammenhang mit einem Erbstreit stehen. Über ein mögliches Motiv des jetzt Festgenommenen machten die Ermittler zunächst keine Angaben.
Quelle: ntv.de, sba/AFP