Hochwasser in Deutschland Vorsichtige Entwarnung am Rhein
10.01.2011, 17:01 Uhr
Von diesem Parkscheinautomaten in Cochem ist nicht mehr viel zu sehen.
(Foto: dpa)
Die Situation an den deutschen Flüssen bleibt angespannt: An Rhein und Mosel steht das Hochwasser in einigen Orten in den Häusern, viele Anwohner sind auf Boote angewiesen. Die Pegelstände werden aber wohl niedriger bleiben als befürchtet. Mancherorts wird schon wieder aufgeräumt.
Die Hochwasserlage am Rhein bleibt angespannt, entwickelt sich aber weniger schlimm als befürchtet. In Koblenz, wo viele Menschen ihre Wohnung nur noch über Stege und Boote erreichen konnten, scheint der Scheitel mit 7,51 Metern bereits erreicht und damit deutlich niedriger auszufallen als befürchtet. "Ich gehe davon aus, dass das der Höchststand ist", sagte eine Sprecherin des Hochwassermeldezentrums für den Rhein in Mainz. Der Wasserstand am Pegel Koblenz stagniere seit mehreren Stunden, zuvor hatte sich der Anstieg am Vormittag deutlich verlangsamt. Sie führte den geringeren Höchststand auf ausgebliebene Niederschläge zurück. In der Vorwoche hatten Experten bis zu 8 Meter am Pegel Koblenz prognostiziert. Der höchste Wasserstand wurde dort 1993 mit 9,49 Meter gemessen. Normal sind 2,40 Meter.
Rheinabwärts in Köln stieg das Wasser deutlich langsamer als befürchtet, der Scheitelpunkt soll am Dienstagmorgen erreicht werden. Dank des Hochwasserschutzkonzepts mit Pumpen und Schutzwänden ist der größte Teil der Stadt ohnehin vor den Fluten sicher. An der Mosel und im Osten Deutschlands stabilisierte sich die Lage. In Hessen sanken die Pegelstände bereits wieder, in Bayern war dies zunächst nur an den kleineren Flüssen so.
Hannoversch Münden unter Wasser
Kritisch blieb die Lage an der Weser in Niedersachsen. "Der Regen in der Nacht zum Sonntag hat dafür gesorgt, dass es ein dickeres Hochwasser geworden ist als wir erwartet hätten", sagte eine Sprecherin des Landesbetriebes für Wasserwirtschaft (NLWKN). In Hannoversch Münden, wo Werra und Fulda zur Weser zusammenfließen, standen weiter Teile der Altstadt und Wohngebiete unter Wasser. Der Pegelstand sank aber bereits leicht.
Weiter südlich waren 145 Rheinkilometer für die Schifffahrt gesperrt. "Ein Schiff, das nicht fahren kann, verursacht Umsatzausfälle von 1000 bis 2000 Euro pro Tag. Das ist ärgerlich, aber zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich", sagte Jens Schwane, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Binnenschifffahrt. "Da ist absolut keine Dramatik in der Geschichte, die Branche rechnet damit."
In Wertheim in Baden-Württemberg liefen Vorbereitungen: Die historische Altstadt soll voraussichtlich in der Nacht zum Dienstag vom Main überflutet werden. Auch am Tag werde das Wasser weiter steigen, teilte die Hochwasser-Vorhersagezentrale in Karlsruhe mit. Schon am Wochenende wurden 3300 Sandsäcke verteilt und 400 Meter Stege gebaut. Auch eine mobile Schutzwand wurde errichtet, Boote standen bereit.
Entspannung an Mosel, Oder und Spree
An der Mosel entspannte sich die Situation dagegen bereits merklich. "Es gibt insgesamt die Tendenz, dass das Wasser langsam, aber stetig fällt", hieß es beim Hochwassermeldezentrums für die Mosel in Trier. In Cochem hatten am Sonntag die erste Gebäudereihe an der Mosel und ufernahe Straßen unter Wasser gestanden. In Zell wurde die Altstadt leergepumpt. Schon am späten Abend habe es kein Stauwasser mehr gegeben und die Straßen hätten bereits grob gereinigt werden können, hieß es. Auch in anderen Orten begann das Aufräumen.
Im Osten Deutschlands hieß es vor allem: abwarten. Zwar blieb die Lage an Oder und Spree stabil, sich zu Barrieren stauende Eisschollen könnten dies aber rasch ändern. An der Elbe stiegen die Pegelstände noch leicht, kritisch war die Situation jedoch nicht. Auch an der Schwarzen Elster im Süden Brandenburgs legten die Wasserstände weiter zu, in Herzberg drohte die höchste Alarmstufe 4.
Alarmstufe 4 an Elster und Saale
Angespannt ist die Situation weiter an den Flüssen in Sachsen- Anhalt, große Landflächen standen unter Wasser. Die höchste Alarmstufe 4 galt für die Weiße Elster am Pegel Oberthau und für die Saale am Pegel Camburg-Stöben. In Halle-Tornau wurde die überflutete Auffahrt zur Autobahn 14 in Richtung Dresden gesperrt. In Thüringen blieben die meisten Wasserstände stabil oder fielen bereits.
Beim Hochwasser in Hessen zeichnete sich Entspannung ab. Die Polizei meldete vorsichtig optimistisch, dass das Schlimmste wohl ausgestanden sei. "Das bereitet uns keine Sorgen mehr", sagte ein Polizeisprecher in Fulda. Glück hatten die Schüler in Bad Karlshafen: Ihr Unterricht fiel aus, weil die Zufahrtswege zur Schule überflutet waren.
In einigen Regionen soll es in den nächsten Tagen erneut Regen geben, da die meisten Schneepolster abgeschmolzen sind, rechnen Experten aber nicht mit neuen Hochwasserwellen.
Quelle: ntv.de, dpa