Panorama

Selbstlose Retter in der Not? Warum die USA den Philippinen helfen

Ein Kipprotor-Wandelflugezug (VTOL) vom Typ Osprey vor dem Start in das Katastrophengebiet

Ein Kipprotor-Wandelflugezug (VTOL) vom Typ Osprey vor dem Start in das Katastrophengebiet

(Foto: dpa)

Care-Pakete, Medikamente und Frischwasser: Die Hilfe der USA nach dem Taifun wird dringend benötigt. Einige Opfer können dank ihrer massiven Unterstützung aufatmen. Doch für Washington stehen auch wichtige strategische Interessen hinter dem Einsatz.

Der Tod ist dieser Tage sehr nah auf den Philippinen und für mehrere tausend Menschen kommt jede Hilfe zu spät. Doch für viele Überlebende dürfte das gewaltige Schiff am Horizont ein erster Hoffnungsschimmer sein. Der US-Flugzeugträger "USS George Washington" hat den Inselstaat erreicht, Nahrung, Wasser und Medikamente gehen jetzt an Menschen, die dringend Hilfe brauchen.

Doch warum schickt die Supermacht USA den Koloss mit Volldampf nach Südostasien, der es auf eine Besatzung von 5500 Marinesoldaten bringt? Warum begleiten ihn sieben weitere Schiffe, die insgesamt mehr als 80 Flugzeuge und 20 Helikopter zu den Taifun-Opfern schicken? Handelt Washington aus reiner Nächstenliebe?

Die USA handeln vorausschauend. Indem sie Truppen - zu welchem Zweck auch immer - ins Ausland schicken, beeinflussen sie dort immer auch das politische G efüge und verhindern bewaffnete Konflikte. "Der beste Kampf ist der, den man nicht kämpfen muss", schreibt der Politologe Jonah Blank von der Denkfabrik "Rand Corporation". Blank saß zuvor im Auswärtigen Ausschuss des Senats und war dort zuständig für das Gebiet Süd- und Südostasien. Die Hilfsoperation dieser Tage sei deshalb "eine der besten Entscheidungen, die es (das Pentagon) hätte treffen können".

Washington hat wichtige strategische Interessen in der Region. Dazu gehört der gemeinsame Kampf gegen die Terrorgruppen Abu Sayyaf und Jemaah Islamiyah im Süden des Landes. Rund 600 US-Soldaten unterstützen die Manöver. Auch auf der Suche nach einem Gegengewicht zu China, das im südchinesischen Meer immer wieder offensiv auftritt, sind die Philippinen ein wichtiger Verbündeter. Schon die gemeinsame Geschichte in der Kolonialzeit von 1898 bis 1945 verbindet die beiden Staaten. Zudem leben etwa drei Millionen Philippiner in den USA.

Gunst gegenüber den USA "unermesslich"

Soldaten, technische Geräte und Hilfsgüter zu schicken ist eine besonders effektive - und verhältnismäßige günstige - Investition in die Zukunft der bilateralen Beziehungen zwischen zwei Staaten. Diese Katastrophenhilfe bewegt sich im Niemandsland zwischen Diplomatie, Wohltätigkeit und militärischen Operationen. Wenn die USA nach solch schweren Naturkatastrophen eingreifen, zahlt sich das in der Regel aus.

Schon nach dem verheerenden Tsunami im Jahr 2004 unternahmen sie in Asien einen Kraftakt. Satte 857 Millionen Dollar (638 Mio Euro) kostete die Operation des Flugzeugträgers "USS Abraham Lincoln" schätzungsweise. Was nach gewaltigen Summen klingt, entspricht tatsächlich den Kosten der US-Militäroperationen von drei Tagen in Afghanistan im vergangenen Jahr. Die Kosten für das philippinische Vertrauen und Dankbarkeit aus Manila bezahlt Washington gewissermaßen aus der Portokasse. Unzählige Bilder und Berichte von amerikanischen Rettern in den Trümmerhaufen gibt es dazu.

Ein Jahrzehnt nach dem Tsunami sei die Gunst gegenüber den USA "unermesslich", erklärt Blank. Und erst kürzlich hatte US-Vizepräsident Joe Biden gesagt, dass die Allianz mit den Philippinen zu den Eckpfeilern der US-Strategie in Asien gehöre.

Quelle: ntv.de, Johannes Schmitt-Tegge, dpa

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