Rechtsmediziner zieht klare Schlüsse Wie Tanja Gräff wohl zu Tode kam
09.07.2015, 13:06 Uhr
Jahrlang war das Verschwinden von Tanja Gräff ein Rätsel. Dann wurden in Trier ihre sterblichen Überreste gefunden. Aus ihrer Untersuchung entwickeln die Rechtsmediziner eine Theorie, wie die junge Studentin ums Leben kam. Am Ende passt ein Puzzleteil zum anderen.
Seit im Mai die Leiche von Tanja Gräff gefunden wurde, haben die Ermittler zahlreiche Anstrengungen unternommen, um die Todesursache der jungen Studentin zu klären. Wenige Wochen später liegen erste Ergebnisse vor. Und die legen offenbar den Schluss nahe, dass Gräff mit großer Wahrscheinlichkeit durch einen Unfall ums Leben kam.
Auf einer Pressekonferenz in Trier erläuterte Reinhard Urban von der Universität Mainz detailliert die Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchungen an den gefundenen Skelettteilen. Zunächst habe man mit einem DNA-Test Gräffs Identität zweifelsfrei festgestellt. Im weiteren Verlauf seien die Knochen auf mögliche Werkzeugspuren beispielsweise von einem Messer untersucht worden. Dafür habe er keinerlei Anhaltspunkte gefunden.
Gebrochene Wirbel
Die wesentlichen Verletzungen, die Gräff vor ihrem Tod erlitten hatte, stellten die Rechtsmediziner im Bereich der Wirbelsäule fest. Außerdem habe es eine knöcherne Verletzung am linken Handgelenk und an beiden Kniegelenken gegeben. Der Schädel der jungen Frau war hingegen unverletzt.
Urban zog aus den von ihm gefundenen Verletzungen Schlussfolgerungen, wie Gräff ums Leben gekommen sein könnte. Demnach wäre die 21-jährige an einer sehr steilen Stelle des Roten Felsens aus dem Gleichgewicht geraten und mit den Beinen oder dem Gesäß voran den Berg hinunter gestürzt. Diesen Sturz habe sie versucht, mit der Hand abzufangen. Der Fall wurde von einem Baum gestoppt, an dem Gräff zunächst hängenblieb. Erst später sei der Körper dann bis auf die Stelle hinunter gestürzt, an dem die Knochen im Mai gefunden wurden.
Als wahrscheinlichste Todesursache erscheint Urban, dass zwei zertrümmerte Halswirbelkörper eine oder beide gehirnversorgende Arterien verletzten. Damit sei die Blutversorgung des Gehirns nicht mehr gewährleistet gewesen. Demnach wäre Gräff am Tag ihres Verschwindens ums Leben gekommen.
Keine Hinweise für Fremdeinwirkung
Durch Absturzversuche mit Puppen habe man auch die wahrscheinlichste Absturzstelle ermitteln können. Sie liegt genau oberhalb der späteren Leichenfundstelle. Für die Unfallversion sprechen weitere Erkenntnisse der Ermittler. So sei der Zustand der Kleidung, bis auf Schäden, die unmittelbar dem Sturz zuzuschreiben seien, vollkommen intakt. Gräff hatte sowohl ihre Unterwäsche, als auch Pullover, Hose und Schuhe noch an, alle Verschlüsse, wie Reißverschlüsse und Gürtel waren geschlossen.
Der Leiter der Trierer Mordkomission, Christian Solier, wollte sich noch nicht endgültig auf die Unfallversion festlegen. Jedoch sieht Staatsanwalt Eric Samel auch für einen Suizid keine Hinweise. Trotz der Erkenntnisse aus dem Gutachten könne aber nicht völlig ausgeschlossen werden, dass die 21-Jährige getötet wurde. Die Sonderkommission "FH neu" arbeitet mit 20 Beamten an der endgültigen Aufklärung des Falls. Dazu gehörten der Abschluss der kriminaltechnischen und wissenschaftlichen Untersuchungen sowie die nochmalige Überprüfung der bisherigen Ermittlungsergebnisse. Außerdem gehe man neuen Hinweisen nach, die nach dem Leichenfund eingegangen waren.
Quelle: ntv.de