Panorama

Germanwings-Chef ringt nach Worten Winkelmann: Tat "völlig unerklärlich"

"Eine Tat, die wir uns so nicht haben vorstellen können": Thomas Winkelmann.

"Eine Tat, die wir uns so nicht haben vorstellen können": Thomas Winkelmann.

(Foto: picture alliance / dpa)

Was bewegt einen Flugzeugführer zu einer solchen Entscheidung? Die neuen Erkenntnisse zum Unglückshergang konfrontieren Germanwings mit dem Unfassbaren. Airline-Chef Winkelmann spricht von einem "kriminellen Akt".

Bei der Fluggesellschaft Germanwings herrscht nach dem vermutlich vorsätzlich durch den Copiloten herbeigeführten Absturz Fassungslosigkeit und Entsetzen. "Wir sind alle unter vollkommenem Schock", sagte Germanwings-Chef Thomas Winkelmann am Abend bei einem Auftritt im Fernsehen. "Wir haben hier eine Tat, die wir uns so nicht haben vorstellen können." Die Entscheidung des Copiloten, die Maschine anscheinend absichtlich zum Absturz zu bringen, sei "völlig unerklärlich".

Man werde alles tun, damit ein solches Ereignis niemals wieder vorkommen werde, versprach Winkelmann. Mit Blick auf die Forderung nach der Verschärfung von Cockpit-Regeln, sagte er: "Mir stellt sich die Frage, wenn ein Mensch mit solcher Energie einen kriminellen Akt begehen will, ob das dann zu verhindern ist, wenn beispielsweise eine Flugbegleiterin oder ein Flugbegleiter im Cockpit ist."

Absichtlich ausgesperrt?

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach vom "furchtbarsten Ereignis in unserer Unternehmensgeschichte". Germanwings ist ein Tochterunternehmen des Konzerns. Die Ermittler hatten seit Mittwoch die Aufnahmen eines geborgenen Stimmenrekorders ausgewertet und waren dabei auf erschütternde Hinweise gestoßen.

Laut Ermittlern hat der Copilot des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs den Piloten ausgesperrt und die Maschine mit Absicht in einen tödlichen Sinkflug gesteuert. Die Erkenntnisse aus der Auswertung des Stimmenrekorders hatten in Luftfahrtkreisen eine Diskussion darüber ausgelöst, ob mit neuen Regelungen gegen solche Extrem-Situationen vorgebeugt werden muss.

Airlines ziehen Konsequenzen

Mehrere Fluggesellschaften reagierten umgehend und führten eine verpflichtende Zwei-Personen-Regel ein. Demnach müssen in jeder Situation während des Fluges mindestens ein Pilot und ein weiteres Besatzungsmitglied im Cockpit anwesend sein.

An Bord der Unglücksmaschine hatte der Pilot offenbar nach Erreichen der Reiseflughöhe das Cockpit verlassen, um auf die Toilette zu gehen. Das Kommando übergab er dabei - wie in solchen Fällen üblich und alltäglich - seinem Kollegen. Als er zurück ans Steuer wollte, habe er jedoch die automatisch verriegelte Kabinentür nicht mehr öffnen können, schilderte der Leiter der französischen Ermittlungsbehörden die Ereignisse, soweit sie sich bisher rekonstruieren lassen.

Noch viele Fragen offen

Die plausibelste Deutung gehe dahin, hieß es weiter, dass der Copilot vorsätzlich das Öffnen der Tür verhindert habe. Obwohl der Stimmenrekorder bis zuletzt schweres Atmen im Cockpit aufgezeichnet habe, der Mann also am Leben war, habe er auf Ansprache des Towers nicht reagiert. Ein Notruf sei nicht abgesetzt worden.

Lufthansa-Chef Spohr erläuterte, dass es für den Notfall einen Sicherheitsmechanismus in der Kabinentür gebe: Dafür ist von außen ein spezieller Code einzugeben - kommt keine Antwort, öffnet sich die Tür. Der Kollege im Cockpit könne dies aber blockieren.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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