Panorama

Schneepflug statt Abflug Winter lässt Reisende verzweifeln

Ob Berufs- oder Reiseverkehr: Wer mobil sein muss, hat derzeit schlechte Karten. Das Sturmtief "Petra" sorgt mit Eis und Schnee für ein Verkehrschaos. Auf den Flughäfen häufen sich Annullierungen und Verspätungen, auf den Straßen kommt es zu zahlreichen Unfällen.

Der innerdeutsche Flugverkehr entspannt sich, aber wer ins Ausland will, hat schlechte Karten.

Der innerdeutsche Flugverkehr entspannt sich, aber wer ins Ausland will, hat schlechte Karten.

(Foto: dapd)

Zum Leidwesen vieler Reisenden kommt es auch nach dem Durchzug des Sturmtiefs zu Einschränkungen im Verkehr. Starke Schneefälle und kaltes Winterwetter haben vor allem den Flugverkehr in Deutschland durcheinandergewirbelt. Am Frankfurter Flughafen wurden am Morgen 150 Flüge abgesagt, wie ein Sprecher des Betreibers Fraport mitteilte. Dies entspricht etwa einem Zehntel der für den Tag geplanten Flüge. Mit weiteren Ausfällen und Verspätungen sei zu rechnen. Probleme bereite, dass der Flugplan wegen des Winterwetters in ganz Europa aus den Fugen geraten sei. Auch an den Flughäfen in Berlin, Düsseldorf, München und Hamburg kam es zu Verzögerungen und Annullierungen.

In Nordrhein-Westfalen herrscht noch immer Chaos auf den Autobahnen. In der Nacht durften im ganzen Land keine Lastwagen über 7,5 Tonnen mehr fahren. Das Fahrverbot wurde am Morgen aber größtenteils wieder aufgehoben, nur in Münster mussten die Brummis wegen Eisglätte weiter stehenbleiben.

Dutzende Laster waren im Schnee steckengeblieben oder an eisglatten Steigungen gescheitert. Im Bergischen Land auf der A4 standen 50 Brummis hintereinander. Bis 4.00 Uhr morgens zählte die nordrhein-westfälische Polizei 251 witterungsbedingte Verkehrsunfälle. Überall im Land bildeten sich kilometerlange Staus. In der Spitze um 23.00 Uhr addierte sich ihre Gesamtlänge auf 185 Kilometer. Allein auf der A3 staute sich der Verkehr zwischen Leverkusen und Oberhausen auf einer Länge von 40 Kilometern. Ein Sprecher der Polizei in Köln sprach von einem "Riesenkriminalfall". Autofahrer saßen teilweise stundenlang in ihren Wagen fest und mussten mit Getränken und Decken versorgt werden.

Verkehrschaos im Südwesten

Wie hier in Dresden häufen sich die Unfälle.

Wie hier in Dresden häufen sich die Unfälle.

(Foto: dpa)

Unwetterwarnungen bestehen derzeit noch für Sachsen und Baden-Württemberg. Im Südwesten kam es denn bei heftigem Schneefall und Glätte zu zahlreichen Unfällen. Mehrere Straßen im Land mussten nach Unfällen ganz oder teilweise gesperrt werden. Nach Angaben des Innenministeriums kam es bis zum frühen Morgen zu insgesamt 108 Unfällen. 17 Menschen wurden verletzt, es entstand ein Sachschaden von rund 450.000 Euro.

Am Flughafen Stuttgart wurden die Start- und Landebahnen am Morgen mehrfach kurzzeitig gesperrt, damit die Räumdienste die Flächen von Eis und Schnee befreien konnten. Etwa die Hälfte aller Flüge war verspätet, manche um bis zu 90 Minuten. Die Autobahn 5 bei Ettlingen wurde nach einem Unfall mit drei Lastwagen und einem Auto mehrere Stunden voll gesperrt.

Drei Tote in Bayern

Ob mit Auto oder mit dem Fahrrad - der Berufsverkehr macht derzeit keinen Spaß.

Ob mit Auto oder mit dem Fahrrad - der Berufsverkehr macht derzeit keinen Spaß.

(Foto: dapd)

In Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg kam es ebenfalls zu Staus auf den Autobahnen, die nach Unfällen oder querstehenden Lastwagen gesperrt werden mussten. In Dresden zählte die Polizei binnen weniger Stunden 100 Unfälle. In Sachsen-Anhalt saßen Autofahrer stundenlang auf der A2 und A14 fest, nachdem ein Lastwagen sich quergestellt hatte. Die Menschen wurden mit Tee und Essen versorgt, teilte die Polizei in Magdeburg mit.

In Bayern starben auf glatten Straßen drei Menschen. Zwei Männer wollten bei Straubing einem Freund beim Abschleppen helfen und wurden von einem anderen Auto überfahren und getötet. Ein 60-Jähriger Mann starb bei Passau, weil sein Auto von der glatten Straße abkam und gegen einen Baum prallte.

Streudienste bleiben stecken

In Hessen blieben sogar Streudienste auf den Autobahnen liegen. In Frankfurt schliefen so viele Menschen im Stau in ihren Autos ein, dass die Polizei sie wecken musste, damit es weitergehen konnte. Im Saarland strandeten vor allem Lastwagen. Da es auch in Frankreich und Luxemburg ein Fahrverbot für Laster ab 7,5 Tonnen gab, reihten sich auf der A8 an der Grenze nach Luxemburg mehr als hundert Brummis.

Im Norden profitieren zumindest die Kinder von der weißen Pracht: In einigen Landkreisen in Niedersachsen und in Schleswig-Holstein ist wieder schulfrei angesagt.

Panik im Zug

Panik ist unter den Fahrgästen eines Zuges zwischen Hamburg und Lübeck ausgebrochen. Der Regionalexpress mit rund 400 Passagieren war ohne Strom in dunkler Kälte auf offener Strecke stundenlang liegengeblieben. Nachdem die Batterien des Zuges erschöpft waren, fielen die Heizung und auch die Beleuchtung aus. Auch Durchsagen des Personals waren unmöglich. Aus Sicherheitsgründen habe der Zugführer die Türen nicht öffnen dürfen, erklärte ein Bahnsprecher. Der Zug habe am Donnerstag von 16.33 bis 20.33 Uhr bei Tremsbüttel gestanden. Erst nach etwa einer Stunde hätten die Menschen aussteigen dürfen. Katastrophenschutz, Feuerwehren und Rettungsdienste brachten die Menschen in einer Turnhalle und einem Feuerwehrgerätehaus in Tremsbüttel unter. Einige Fahrgäste erlitten Unterkühlungen und Kreislaufprobleme und mussten medizinisch behandelt werden. Verletzte habe es nicht gegeben, sagte der Bahnsprecher.

Wegen des Rückstaus waren 38 Züge von dem Stromausfall an der Strecke Hamburg-Lübeck betroffen. Tausende saßen an den Bahnhöfen in Ahrensburg und Bargteheide in der Kälte fest. Auch dort kam der Katastrophenschutz zum Einsatz.

Quelle: ntv.de, dpa

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