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Damit das Virus nicht mitreist Wo man sich im Urlaub am ehesten ansteckt

Im Risikogebiet Spanien sollte man nicht unbedingt ängstlich, aber vorsichtig sein.

Im Risikogebiet Spanien sollte man nicht unbedingt ängstlich, aber vorsichtig sein.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wer Urlaub in Spanien oder anderen Regionen mit hohen Inzidenzen macht, sollte wissen, wann und wo die Ansteckungsgefahr besonders hoch ist. Studien zeigen, welche Orte und Situationen man meiden sollte.

Während in Deutschland die 7-Tage-Inzidenz mit 5,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner sehr gering ist, sind die Fallzahlen in beliebten Urlaubsländern teilweise deutlich höher. In Griechenland beispielsweise liegt der Wert über 90, Spanien hat bereits eine Inzidenz von rund 180 erreicht. Wer dort Urlaub macht, muss deshalb keine Angst haben. Es ist aber gut zu wissen, welche Situationen man besser meidet.

Grundsätzlich sollte man sich dabei immer vor Augen halten, dass sich Sars-CoV-2 vor allem über die Luft in Aerosolen oder Tröpfchen überträgt. Zur Übertragung durch kontaminierte Oberflächen schreibt das RKI lediglich, sie sei nicht auszuschließen. Gründliches Händewaschen und Desinfektion können also nicht schaden, die Gefahr lauert aber wie zu Hause auch auf Reisen vor allem in Innenräumen.

An- und Abreise

Eine wichtige Rolle spielt, mit welchem Verkehrsmittel man anreist und wie man sich vor Ort von A nach B bewegt.

Auto

Fährt man im eigenen Auto an den Urlaubsort, ist man so sicher wie zu Hause unterwegs, solange man nicht mit Haushaltsfremden eine Fahrgemeinschaft bildet. Hier gilt es eigentlich nur, bei Pausen achtsam zu sein.

Flugzeug

Nimmt man den Flieger, ist man während des Fluges ziemlich sicher. Schon im vergangenen August ergab eine Studie der Frankfurter Goethe-Universität, dass die Wahrscheinlichkeit einer Infektion während eines Flugs sogar unter ungünstigen Umständen offenbar gering ist.

Das Ergebnis bestätigt eine im April als Preprint veröffentlichte US-Meta-Studie. Ihr zufolge beträgt das Ansteckungsrisiko an Bord gerade mal 1 zu 1,7 Millionen. Die Gründe dafür könnten die senkrechte Luftströmung an Bord und der Einsatz von Hepa-Filtern sein.

Allerdings kann es bei auch bei Flugreisen zu sehr riskanten Situationen kommen. Denn wenn bei Sicherheitskontrolle, Boarding oder Aussteigen nicht alles perfekt läuft, kann es sehr eng werden. Auch an der Passkontrolle kann es zu Gedränge kommen.

In solchen Situationen, denen man wohl oder übel nicht entkommen kann, helfen gut sitzende Masken. Das hat jüngst wieder eine internationale Studie gezeigt. Die Wissenschaftler ermittelten unter anderem, dass in den meisten Alltagssituationen in Innenräumen auch chirurgische Masken so viele Viren zurückhalten können, dass sich ihre Träger nicht infizieren.

Zug

Bei Zugreisen scheint das Ansteckungsrisiko einer chinesischen Studie nach relativ hoch zu sein, wenn man in der Nähe eines Infizierten sitzt. Die Deutsche Bahn (DB) hat allerdings im Mai die Ergebnisse einer von der Charité Research Organisation (CRO) durchgeführten Langzeitstudie veröffentlicht. Demnach stecken sich Zugbegleiter nicht häufiger an als deren Kollegen ohne Kundenkontakt.

Die Studie ist aber nicht komplett auf Fahrgäste übertragbar, da sich ein Zugbegleiter durch die Kabinen bewegt. Er ist also nie dem gleichen Risiko ausgesetzt wie ein Passagier, der in der Nähe eines Infizierten sitzt. Außerdem können die Verhältnisse sich ändern, wenn man in den Zug eines anderen Betreibers umsteigt.

Bus

Ziemlich schwammig ist die Studienlage zu Reisen in Fernbussen. Eine Studie der Charité Research Organisation im Auftrag der Bundesländer und des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen ergab zwar, dass das Ansteckungsrisiko in Bussen des öffentlichen Nahverkehrs nicht größer als im eigenen Auto ist. Doch diese Fahrzeuge öffnen alle paar Minuten an Haltestellen die Türen und haben Fenster, die sich öffnen lassen.

Fernreisebusse haben dagegen üblicherweise Klimaanlagen an Bord und die mit Frischluft von außen angereicherte Luft wird durch Filter umgewälzt. Dies können Hepa-Filter sein, müssen es aber nicht.

Branchenprimus Flixbus gibt an, seine Flotte zum Neustart im Frühjahr mit Aktivfiltern mit antiviraler Beschichtung ausgestattet zu haben. Die Deutsche Bahn hat eine Grafik veröffentlicht, wonach die Luft in einem Fernbus 4,5-mal schneller als in einem Flugzeug und siebenmal schneller als in einem ICE-Zug ausgetauscht wird.

Nahverkehr

Aus diesen Studienergebnissen kann man schließen, dass man am Urlaubsort mit Bus oder Straßenbahn ziemlich sicher unterwegs ist. Was U-Bahnen betrifft, ergab die Charité-Studie ebenfalls kein erhöhtes Risiko im Vergleich zum Individualverkehr.

Einer Forschungsarbeit der Technischen Universität Berlin (TU) im Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zufolge werden Aerosole alleine schon durch die geöffneten Türen an den Haltestellen effektiv entfernt. Zusammen mit offenen Fenstern und einem Belüftungssystem ergibt sich laut Studie eine Reduktion von 80 Prozent. Mit einer gut sitzenden Maske ist das Risiko also überschaubar.

Allerdings gilt es auch hier wieder zu berücksichtigen, dass in anderen Städten der Welt andere Verhältnisse herrschen. Die Belüftung der Züge kann besser oder schlechter sein. Auf jeden Fall sollte man das große Gedränge zu Stoßzeiten vermeiden.

Hotels

Im vergangenen August verursachte ein Tweet Karl Lauterbachs Wirbel, der auf eine chinesische Studie verwies, wonach Infizierte in Hotelzimmern unter anderem auf den Betten große Virusmengen hinterlassen, die sich dort lange hielten. Allerdings stellte sich heraus, dass es sich um ein Quarantäne-Hotel handelte und das Zimmer überprüft wurde, nachdem sich dort zwei infizierte Studenten mehrere Tage aufgehalten hatten.

Zu Recht beschwerten sich unter dem Tweet Hoteliers, denn die Studie hat wenig bis gar nichts mit der Realität zu tun, in der Zimmer gereinigt und gelüftet werden und Gäste nicht in der Bettwäsche ihrer Vorgänger schlafen. Das RKI schätzt das Risiko in Hotels so niedrig wie in Parks oder auf Spielplätzen ein. Das Gleiche gilt für den Anteil des Gewerbes am Infektionsgeschehen.

Im Ausland mag das vielleicht nicht genauso sein, mit einem guten Hygienekonzept sollte das Risiko aber auch dort nicht allzu hoch sein, solange man sich vor allem im Zimmer aufhält. Denn gerade große Hotels bieten auch eigene Restaurants, Friseure, Fitness- und Wellnessbereiche et cetera, für die eigene Risikoeinschätzungen gelten.

Kultur, Gastronomie, Sport

In welchen Einrichtungen die Ansteckungsgefahr am höchsten beziehungsweise geringsten ist, kann man einer weiteren Studie der TU Berlin entnehmen. Um das Risiko zu bestimmen, haben die Wissenschaftler einen Reproduktionswert (R) berechnet, der angibt, wie viele gesunde Personen ein infizierter Mensch in einem Raum anstecken könnte. Sie weisen darauf hin, dass die Berechnung nicht ausreichend evidenzbasiert ist, also mehr oder weniger Personen infiziert werden könnten. Für die vergleichende Bewertung habe dies aber keine Bedeutung, schreiben sie.

Demnach ist der Risikofaktor in Theatern, Opern, Museen und beim Friseur mit 0,5 oder 0,6 am niedrigsten. Ein Supermarktbesuch ist etwa so riskant wie eine Kinovorstellung mit 30-prozentiger Belegung der Sitzplätze (1,0).

Im Restaurant kann es schon deutlich gefährlicher werden, wenn es zur Hälfte voll ist, beträgt der Risikofaktor 2,3. Ist ein Fitnessstudio zur Hälfte belegt, beträgt der Risikofaktor 3,4, dreht man in einem zu 50 Prozent ausgelastetem Schwimmbad zwei Stunden seine Runden liegt er nur bei 1,1.

Bars und Clubs

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Auch wenn es vielleicht erlaubt ist, sollte man sich nicht in einer Bar oder in einem Club amüsieren. Denn nach Zusammenkünften in Innenräumen sind Aufenthalte dort laut RKI am riskantesten.

Wie schnell man sich anstecken kann, zeigt der Ausbruch in einer Diskothek im niederländischen Enschede. In der ersten Nacht nach der Wiedereröffnung infizierten sich rund 165 von etwa 600 Gästen. Dies konnte passieren, obwohl eigentlich nur Besucher mit negativem Test oder Impfbescheinigung eingelassen wurden. Es werde spekuliert, dass Besucher QR-Codes untereinander ausgetauscht haben, um keinen Eintritt bezahlen zu müssen, berichtet "De Standaard".

Quelle: ntv.de

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