Gastgeber spricht über Magnotta "Pornomörder" passte sich Berliner Stil an
09.10.2014, 17:33 Uhr
Magnotta war laut Aussage des Berliners bei seiner Ankunft "nicht gut angezogen".
(Foto: REUTERS)
Als ein Berliner einen jungen Mann bei sich aufnimmt, weiß er nicht, dass es sich um den gesuchten Luka Magnotta handelt. Zufällig aber wird der Kanadier entdeckt - das rettet seinem Gastgeber vermutlich das Leben. Jetzt spricht er vor Gericht über die gemeinsame Zeit.
Der Berliner Gastgeber des als "Pornomörder" bekanntgewordenen Luka Magnotta hat ihn als großzügig und normal in Erinnerung. Er habe ihn auf einer Internet-Datingseite für schwule Männer kennengelernt, sagte der 53 Jahre alte Berliner kanadischen Medienberichten zufolge im Prozess gegen den wegen Mordes angeklagten Magnotta im kanadischen Montreal. Der Mann war als Zeuge geladen.
Magnotta war nach einer Flucht über Paris und Belgien im Sommer 2012 in Berlin festgenommen worden. Dem früheren Pornofilmdarsteller droht lebenslange Haft. Magnotta habe ihn online gefragt, ob er bei ihm in Berlin wohnen könne. Nach der Zusage sei er im Juni 2012 per Bus aus Paris gekommen. "Er war nicht gut angezogen und hatte lange Haare, was ich nicht mag", teilte der Berliner dem Gericht mittels eines Übersetzers mit. "Ich sagte ihm, wenn er in Berlin bleiben will, muss er seinen Stil ändern." Magnotta habe sich daraufhin die Haare abgeschnitten und neue Kleidung gekauft.
"Sie hätten der Nächste sein können"
Rund vier Tage blieb Magnotta in der Wohnung des Berliners, wo die beiden zusammen aßen und mit Freunden ausgingen. Sie hätten im selben Bett geschlafen, aber keinen Sex gehabt, sagte der Berliner. Sein Gast habe sich normal verhalten und normale Fragen gestellt. In einer Socke habe er rund 5000 Euro dabei gehabt und seinem Gastgeber angeboten, sich daran zu bedienen. Die beiden hätten sich per Online-Übersetzungsdiensten unterhalten, da er kein Englisch spreche und Magnotta kein Deutsch.
Am 4. Juni habe er einen Freund getroffen und seinem Gast vorgeschlagen, währenddessen in ein Internetcafé zu gehen, sagte der Berliner. In der U-Bahn habe er in der Zeitung dann ein Foto seines Gastes gesehen. Daraufhin habe er die Polizei gerufen. "Die Polizei hat mir zum Geburtstag gratuliert. Ich sagte ihnen, dass es gar nicht mein Geburtstag ist und sie haben geantwortet: "Doch, das ist es, denn Sie hätten der nächste sein können."
Magnotta wird vorgeworfen, im Frühjahr 2012 einen Studenten getötet und zerteilt zu haben. Die Leichenteile verschickte er mit der Post an Behörden und Parteien. Zum Prozessauftakt vor rund zwei Wochen hatte er die Tötung gestanden, sein Anwalt plädiert auf Schuldunfähigkeit. Der Prozess soll sechs bis acht Wochen dauern.
Quelle: ntv.de, lou/dpa