Präsident Gauck sagt Prüfung zu Erhält Tugce ein Bundesverdienstkreuz?
29.11.2014, 11:55 Uhr
Die Eltern und der Bruder von Tugce beobachten am Freitag von ihrem Krankenzimmer aus die Mahnwache.
(Foto: dpa)
Am Freitag wurden die lebenserhaltenden Maschinen von Tugce A. abgestellt. Bundespräsident Gauck kondoliert der Familie und nennt die junge Frau ein Vorbild. Das gilt nun auch nach ihrem Tod: Sie besaß einen Organspendeausweis.
Bundespräsident Joachim Gauck will einen Verdienstorden für die nach einer Prügelattacke gestorbene Tugce A. prüfen lassen. Das teilte Gauck der Internetplattform "change.org" mit. Diese hatte eine entsprechende Online-Petition ins Leben gerufen und mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt. Der Bundespräsident werde den Wunsch prüfen, Tugce A. mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zu würdigen, schrieb Gauck an "change.org". Diese Prüfung entspricht dem üblichen Verfahren.
In einem Beileidsschreiben an die Familie betonte Gauck, die junge Frau habe "unser aller Dankbarkeit und Respekt verdient". Sie werde immer ein Vorbild bleiben. "Wo andere Menschen wegschauten, hat Tugce in beispielhafter Weise Mut und Zivilcourage bewiesen und stand den Opfern einer Gewalttat bei."
"Entsetzt und erschüttert"
Weiter heißt es in dem Kondolenzschreiben nach Angaben des Präsidialamts: "Niemand kann den Schmerz ermessen, den Sie, Ihre Familie und die Freundinnen und Freunde Ihrer Tochter jetzt erleiden. (…) Ich bin wie ungezählte Bürgerinnen und Bürger entsetzt und erschüttert über diese schreckliche Tat. (…) Unser ganzes Land trauert mit Ihnen."
Die Studentin war vor zwei Wochen in Offenbach Opfer eines Schlägerangriffs geworden. Sie soll nach bisherigen Erkenntnissen zuvor versucht haben, zwei Jugendliche vor Belästigungen durch Männer zu schützen. Ärzte stellten vor zwei Tagen ihren Hirntod fest. Am Freitagabend, ihrem Geburtstag, wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen auf Wunsch der Familie eingestellt. Der mutmaßliche Täter, ein 18-Jähriger, sitzt in Untersuchungshaft.
Die Ärzte entnahmen der Studentin inzwischen mehrere Organe. Drei Ärzte-Teams seien dazu am Freitag ins Klinikum Offenbach gekommen, hieß es. Tugce A. besaß einen Organspendeausweis. Deshalb habe die Familie einer Entnahme für Transplantationen zugestimmt, hieß es.
Am Freitag hatten sich Hunderte Menschen auf dem Rasen vor der Klinik, in der Tugce lag, versammelt und im stillen Gedenken an die Studentin verharrt. In den sozialen Netzwerken brachten Zehntausende Menschen ihre Trauer und Fassungslosigkeit über die Tat zum Ausdruck. Eine Gedenkseite auf Facebook wurde von mehr als 100.000 Menschen unterstützt, in etlichen Tweets bei Twitter wurde Tugce als "Heldin" und "Engel" gefeiert.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP