Panorama

NSU-Prozess könnte platzen Verteidiger wollen Mandat niederlegen

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Im Münchner NSU-Prozess haben drei der Verteidiger von Beate Zschäpe beantragt, ihre Mandate niederzulegen. Das Verhältnis zur Angeklagten ist offenbar zerrüttet. Der Prozess steht nun auf der Kippe.

Drei der Verteidiger von Beate Zschäpe im NSU-Prozess - Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm - haben die Entbindung von ihren Pflichtmandaten beantragt. Er habe sich diesen Schritt "weidlich überlegt", sagte Rechtsanwalt Heer. Er sei sich darüber im Klaren, dass der Prozess damit neu begonnen werden müsste. Die Verteidiger seien aber zu der Erkenntnis gekommen, dass die Bedingungen für ein ordnungsgemäßes Verfahren nicht mehr gegeben seien, hieß es.

Das Gericht müsse nun prüfen, ob das Vertrauensverhältnis unwiederbringlich zerstört sei und die Anwälte dies begründen könnten, sagte die Sprecherin des Oberlandesgerichts München, Andrea Titz. Auch die übrigen Prozessbeteiligten, darunter Dutzende Nebenkläger, könnten dazu Stellung nehmen. Titz sagte, für eine Entpflichtung sei auch dann eine detaillierte Begründung notwendig, wenn die Verteidiger diese selbst beantragen.

"Ich habe Sie mehrfach gewarnt"

Im Prozess selbst machte Rechtsanwalt Heer den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl persönlich für die Lage verantwortlich, berichtet die "Süddeutsche Zeitung": "Ich habe Sie, Herr Vorsitzender, mehrfach davor gewarnt. Sie haben diese Warnungen in den Wind geschlagen", sagte er. In den vergangenen Prozesstagen hatte Zschäpe ihre Verteidiger demonstrativ ignoriert. Die Verteidiger deuteten an, dass die Strategie der Angeklagten sich in eine Weise verändert habe, der es den Anwälten beinahe unmöglich machen würde, sie zu verteidigen. Details gaben sie aufgrund ihrer Verschwiegenheitspflicht nicht preis.

Erst vor kurzem hatte das Gericht mit Mathias Grasel einen vierten Verteidiger bestellt. Zu dem 30-Jährigen hat die Angeklagte offensichtlich ein Vertrauensverhältnis.

Das Vertrauen Zschäpes zu Stahl, Heer und Sturm gilt schon seit längerer Zeit als belastet. Vor einem Jahr hatte sie allen dreien das Vertrauen entzogen und sich dabei von einem Mannheimer Anwalt beraten lassen. Das Gericht war ihrem Wunsch nach neuen Prozessvertretern aber nicht gefolgt. Da es sich um Pflichtverteidiger handelt, hätte das Gericht zustimmen müssen. Erst vor wenigen Wochen hatte Beate Zschäpe beantragt, Sturm von ihren Aufgaben zu entbinden. Das Gericht lehnte auch diesen Antrag ab.

Der NSU-Prozess hatte am 6. Mai 2013 begonnen und läuft damit seit mehr als zwei Jahren. Der Montag war der 219. Verhandlungstag. Der einzige Zeuge dieses Tages, der Zschäpe schon bei seiner ersten Vernehmung belastete, wurde zunächst nicht aufgerufen. Zschäpe muss sich in dem Verfahren für die zehn Morde verantworten, die die Bundesanwaltschaft dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) vorwirft.

Quelle: ntv.de, bdk/dpa/AFP/rts

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