Panorama

"Als ob ein Staudamm gebrochen wäre" Gewaltige Flutwelle rollt durch Niederbayern

92825e07e8a47bd384a047ad416745ed.jpg

Mit gewaltiger Kraft rauscht eine Hochwasser-Welle durch Ortschaften in Niederbayern. Die Wasser-Lawine hinterlässt eine Schneise der Verwüstung und Tonnen von braunem Schlamm. Die Menschen vor Ort sind verzweifelt.

Eine Schneise der Verwüstung zieht sich durch Simbach am Inn. "Von da oben ist das Wasser gekommen", sagt ein Mann mit Regenschirm fassungslos und zeigt die Straße hinauf. "Das war, als wenn ein Staudamm gebrochen wäre." Nach heftigem Dauerregen treten im Südosten Bayerns Flüsse und Bäche über die Ufer.

In Simbach rauscht eine braune Flutwelle durch den Ort Richtung Tal. Autos, Bäume, Möbel und Kleinkram - alles wird mitgerissen. Im tiefer gelegenen Teil des Ortes sammelt sich die schmutzige Brühe. Während weiter oben schon die Aufräumarbeiten beginnen, ist weiter unten am Abend immer noch alles von den Wassermassen eingeschlossen.

Bewohner mit Hubschraubern gerettet

So wie in Simbach sieht es auch in anderen Gemeinden im Landkreis Rottal-Inn aus. In Triftern stehen Häuser bis in den ersten Stock unter Wasser. Hubschrauber befreien Menschen, die inmitten der Wassermassen gefangen sind. Sie schweben an Sicherungsseilen mit den Helikoptern aufs Trockene. Andere warten noch in den oberen Stockwerken ihrer Häuser auf Hilfe, manche sind aufs Dach geklettert. Und es hört nicht auf zu regnen.

Verzweifelt betrachten die Bewohner die Schäden, die die Flut angerichtet hat. Geschäfte sind zerstört, Fensterscheiben unter dem Druck des Wassers regelrecht zerborsten. Wo das Wasser bereits abgeflossen ist, überzieht Schlamm die Straße. In einer Turnhalle in Simbach schwimmen Turnmatten im Schlick, die Tiefgarage der Sparkasse ist bis zum Rand mit Wasser vollgelaufen.

"Es herrscht Land unter. Die Wassermassen kamen sehr schnell", sagt Emil Bumberger von der Polizei in der Kreisstadt Pfarrkirchen. Das bekommt auch Johann Geier zu spüren. Er hat sich erst vor kurzem in Triftern ein Haus gebaut, nahe dem Altbach, und ist erst im Dezember eingezogen. "Ich habe extra bei den Behörden gefragt, da hat man mir gesagt, das sei kein Hochwassergebiet. Die Lage sei nicht gefährdet", sagt er wütend. Nun ist alles zerstört.

350 Schüler eingeschlossen

Auch der 74-jährige Rainer Brandner ist immer noch schockiert. Er wohnt seit 50 Jahren in Triftern, ganz nah am Bach. "So ein Ausmaß gab es noch nie, damit haben wir nicht gerechnet", sagt er. "Wir müssen aber damit leben." Das Wasser hat sich durch die dreifachverglasten Fenster gedrückt und ist quer durchs Erdgeschoss gerauscht. Jetzt steht Brandner da mit einem Besen und blickt auf sein Zuhause, bis ihn die Feuerwehr in Sicherheit bringt.

Mitten in dem Chaos sind auch viele Kinder. In Simbach müssen sich 350 Schüler auf eine Übernachtung in ihrer Schule einrichten - die Zufahrtswege sind nicht passierbar.

Die Helfer stehen vor einer Mammutaufgabe: "Die Rettungskräfte sind pausenlos im Einsatz, um Menschen aus Autos und Häusern zu retten", sagt Rainer Kubitschek vom Landratsamt Rottal-Inn. Er rechnet mit Schäden mindestens im zweistelligen Millionenbereich.

Quelle: ntv.de, André Jahnke, Britta Schultejans und Cordula Dieckmann, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen