Drei Bundesländer schlecht Bus- und Bahnverfügbarkeit sehr ungleich verteilt
26.06.2023, 17:02 Uhr Artikel anhören
Bahnhof von Germering im bayerischen Fürstenfeldbruck: Der Landkreis schafft für seine Bürger eine Anbindungsquote von 99,06 Prozent - der deutschlandweite Spitzenwert.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Ein Basisangebot von fußläufig erreichbaren Bus- oder Bahnhaltestellen ist für viele Menschen auf dem Land nicht vorhanden. Vor allem in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen kann mehr als die Hälfte der Bürger das Auto nicht einfach stehen lassen, zeigt ein deutschlandweites Ranking.
Die Anbindung an Bus und Bahn ist vor allem in ländlich geprägten Regionen nach wie vor sehr schwach. Insbesondere in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen ist für weniger als die Hälfte der Einwohner eine Bushaltestelle fußläufig erreichbar, von wo rund einmal pro Stunde - mindestens 20 Mal am Tag - ein Bus abfährt. Das geht aus einer Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor.
Schlusslicht ist der Landkreis Straubing-Bogen in Bayern mit einer Anbindungsquote an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) von lediglich 34 Prozent der Bevölkerung. Es folgen die Kreise Haßberge (Bayern, 37 Prozent), Cuxhaven (Niedersachsen), Cham und Donau-Ries (beide Bayern) mit jeweils rund 38 Prozent. In den Städten und Metropolregionen ist die Anbindung hingegen meist vollständig gegeben.
In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen etwa leben nahezu 100 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner in fußläufiger Entfernung zu einer Bushaltestelle oder einem Bahnhof. Doch auch die Flächenländer Baden-Württemberg und das Saarland schaffen für 95 Prozent ihrer Bürger zumindest eine Basisanbindung.
Jeder Zehnte ohne Nahverkehrsanbindung in der Nähe
Bundesweit leben demnach rund 90 Prozent der Bevölkerung entweder im Umkreis von 600 Metern zu einer Bus- oder von 1200 Metern zu einer Bahnhaltestelle, die mindestens 20 Mal am Tag angefahren wird. Aus Sicht der Wissenschaftler des BBSR ist bei diesen Entfernungen ein komfortabler Zugang zum ÖPNV gegeben.
"Die neuen Daten zeigen, Deutschland kommt beim Ausbau des ÖPNV nicht voran", teilte der Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene, Dirk Flege, mit. "Im Vergleich zu den 2020er-Zahlen ist das Angebot sogar leicht schlechter geworden." Er forderte Bund und Länder nach der Preisoffensive mit dem Deutschlandticket zu einer "Angebotsoffensive mit deutlich mehr Bus und Bahn in ganz Deutschland" auf.
Spitzenreiter bei der Erreichbarkeit von Bus und Bahn in den Landkreisen (ohne kreisfreie Städte) sind laut BBSR-Ranking Fürstenfeldbruck (Bayern, 99,16 Prozent) und der Main-Taunus-Kreis (Hessen, 99,09 Prozent). Eine gute oder schlechte ÖPNV-Anbindung sei kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis von guter oder schlechter Verkehrspolitik", sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer.
Quelle: ntv.de, mau/dpa