Deutschland hinkt hinterher 270.000 Krippenplätze fehlen
19.10.2011, 13:44 Uhr
Nicht jedes Kind wird 2013 einen Krippenplatz bekommen.
(Foto: dpa)
Der Bildungsforscher Klemm gibt Deutschland schlechte Noten. Noch immer investierten Bund und Länder zu wenig in Kindergärten, Schulen und Hochschulen. Die Folge: viel zu wenig Erzieher und Betreuungsplätze. Der "Aktionsrat Bildung" fordert indes ein "Kernabitur".
Nach einer Studie des Bildungsforschers besteht in Kindergärten, Schulen und Hochschulen weiterhin erheblicher . Vor allem der Ausbau der Kleinkinderbetreuung hinkt deutlich hinter den vereinbarten Zielen hinterher, sagte Klemm bei der Präsentation seiner Bilanz in Berlin.
So fehlten in den Kommunen noch immer über 270.000 Betreuungsplätze, um den ab 2013 in Deutschland geltenden Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für Eltern einzulösen. Auch fehle es dafür deutlich an ausgebildetem Personal. Allein bis 2013 würden bundesweit in den Kitas knapp 9000 Erzieher und in der Kindertagespflege über 32.000 Tagesmütter fehlen.
Auch bei der seit Jahren versprochenen Halbierung der Schulabbrecherzahl komme die Bundesrepublik nur äußerst schleppend voran. So sei die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss zwischen 2000 und 2009 gerade einmal um 2,4 Prozentpunkte gesunken - von 9,4 auf 7 Prozent, sagte Klemm.
Und noch immer hätten 17,2 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 29 Jahren keinen Berufsabschluss und befänden sich auch nicht mehr in Bildungsmaßnahmen - trotz der Klagen der Wirtschaft über einen zunehmenden Fachkräftemangel. Nach Analyse Klemms hinken Bund und Länder auch bei der zugesagten Steigerung ihrer Investitionen für Bildung und Forschung hinterher. Der Bildungsforscher: "Das 10-Prozent-Ziel des Bildungsgipfels bleibt in weiter Ferne."
Die Regierungschefs von Bund und Länder hatten am 22. Oktober 2008 bei einem Treffen in Dresden vereinbart, die Zukunftsinvestitionen für Bildung und Forschung auf 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu steigern.
Bildungsforscher für Kernabitur

Bei den Bildungsausgaben schwächelt Deutschland.
(Foto: dapd)
Führende Bildungsforscher schlugen indes vor, in allen Bundesländern ein gemeinsames "Kernabitur" in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch einzuführen. Der "Aktionsrat Bildung" sprach sich in einem Gutachten dafür aus, dass ab 2018 alle Schüler in den drei Fächern eine einheitliche schriftliche Prüfung im Rahmen des Abiturs ablegen müssen. Diese soll zehn Prozent der Abiturnote ausmachen. Dem Aktionsrat gehören neun renommierte Bildungsforscher an, darunter unter anderem der frühere deutsche PISA-Koordinator Manfred Prenzel und der Hamburger Universitäts-Präsident Dieter Lenzen.
Ein gemeinsames Kernabitur gewährleiste "eine einheitlich hohe Qualität des Abiturs", erklärte Lenzen, der Vorsitzender des Gremiums ist. Der Aktionsrat empfiehlt den Kultusministern, bereits im kommenden Jahr einen entsprechenden Staatsvertrag abzuschließen. Spätestens ab dem Abiturjahrgang 2018 soll es dann die einheitlichen Prüfungen geben. Da die Ergebnisse der Tests nur mit zehn Prozent in die Abiturnote einfließen, ist nach Ansicht der Experten sichergestellt, dass den Bundesländern und Schulen Raum für Flexibilität und Schwerpunktsetzungen bleibt.
"Das gemeinsame Kernabitur ist kein einheitliches Bundeszentralabitur, sondern eine länderübergreifende schriftliche Abiturkomponente in den drei Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch", erklärte der Aktionsrat. Die Aufgaben in den drei Fächern sollen jeweils in neunzig Minuten bearbeitet werden. Die Experten schlagen vor, dass die Prüfungen deutschlandweit an einem Tag stattfinden und danach zentral ausgewertet werden. Neben der Prüfung zum Kernabitur sollen in die Abiturnote nach wie vor auf Landesebene weitere schriftliche und mündliche Prüfungen und die Jahrgangsnoten einfließen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP