Politik

"Unvorstellbare Katastrophe" 50.000 Zivilisten eingeschlossen

Der Weltsicherheitsrat hat angesichts der sich zuspitzenden humanitären Krise die tamilischen Rebellen in Sri Lanka zur sofortigen Waffenruhe und Freilassung aller Zivilisten im Kampfgebiet aufgefordert. In einer ersten offiziellen Stellungnahme zu dem Konflikt zwischen der Regierung und den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) verurteilte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Rebellen und sprach Sri Lankas Führung das Recht zu, sich gegen die Terrorakte der LTTE zu wehren. Der Präsident des höchsten UN-Gremiums, Vitali Tschurkin, verlas den Text vor Journalisten in New York. Unterdessen rückte Sri Lankas Militär weiter in das noch von der LTTE gehaltene Gebiet vor.

Auch US-Präsident Barack Obama forderte die Rebellen auf, die Waffen niederzulegen und den Abzug der Zivilisten aus dem noch von ihnen kontrollierten Gebiet zuzulassen. In dem schmalen, zwischen dem Indischen Ozean und einer Lagune gelegenen Landstrich sollen sich nach UN-Schätzungen noch etwa 50.000 Zivilisten aufhalten. Gleichzeitig müsse die Regierung in Colombo einen besseren Zugang für Hilfsorganisationen sicherstellen und den Beschuss des betroffenen Gebietes stoppen, sagte Obama in Washington.

Rotes Kreuz klagt an

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) steht dem Leiden der Zivilbevölkerung in Sri Lanka hilflos gegenüber. "Unsere Mitarbeiter sind Zeugen eine unvorstellbaren humanitären Katastrophe", sagte IKRK-Direktor Pierre Krähenbühl in Genf. "Keine humanitäre Organisation kann ihnen unter den gegenwärtigen Umständen helfen. Die Menschen sind völlig sich selbst überlassen." Dass das IKRK keinen Zugang habe und auch die bereitliegenden Tonnen von Lebensmitteln und Hilfsgütern nicht anliefern könne, sei inakzeptabel, sagte Krähenbühl. Das IKRK gab jedoch keiner der Konfliktparteien die Schuld für die Lage.

"Jetzt ist es Zeit, die politischen Themen, die eine Rolle spielen, beiseite zu lassen und die Leben der Männer, Frauen und Kinder, die unschuldig im Kreuzfeuer gefangen sind, an erste Stelle zu setzen", sagte Obama weiter. Die Regierung in Colombo wies Forderungen nach einer Waffenruhe am Donnerstag erneut scharf zurück und erklärte, sie werde sich dem "internationalen Druck nicht beugen".

Gegenseitige Beschuldigungen

Regierungstruppen rückten unterdessen weiter von Norden und Süden in das nur noch etwa fünf Quadratkilometer große Rebellengebiet im Nordosten der Insel vor. Soldaten und Rebellen lieferten sich heftige Gefechte, sagte ein Militärsprecher, ohne Einzelheiten zu nennen. Den Angaben zufolge wurden bei dem Vorstoß mindestens 5000 Zivilisten aus der Gewalt der Rebellen befreit.

Die LTTE warf den Streitkräften dagegen vor, bei Angriffen in den vergangenen 48 Stunden mehr als 1700 Zivilisten getötet und 3000 verletzt zu haben. In einer am Donnerstag verbreiteten Mitteilung heißt es, die Armee setze Artillerie und andere schwere Waffen gegen die Zivilisten ein. Das Militär wies die Vorwürfe zurück. Eine unabhängige Bestätigung gibt es nicht, da die Regierung Journalisten und Beobachtern den Zugang in die Region verweigert.

Quelle: ntv.de, rts / dpa

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