Neuer Bundeswehrverbandschef 600 Euro Soldatenzulage
03.12.2008, 20:28 UhrDer neue Bundeswehrverbandschef Ulrich Kirsch hat eine Zulage für alle Soldaten von 600 Euro pro Monat gefordert. Bei der Verabschiedung seines Vorgängers, Bernhard Gertz, aus dem Amt legte Kirsch in Berlin eine entsprechende Resolution des Verbandes vor. Darin heißt es, die jüngst eingeführten Stellenzulagen für einige Piloten und Ärzte seien der falsche Weg, die Personalprobleme der Bundeswehr zu lösen. Damit würde keine Attraktivität, sondern Ungleichbehandlung geschaffen. Die Regierung solle durch "Einführung einer ruhegehaltsfähigen Streitkräftezulage in Höhe von 600 Euro alle Soldatinnen und Soldaten gleich behandeln". Auf Nachfrage betonte der Verband, dass dies pro Monat gemeint sei.
Die Soldaten vollzögen heute den Wandel von einer Landesverteidigungs- in eine weltweit operierende Einsatzarmee, sagte der Oberstleutnant. Das bedeute "Tod, Verwundung, lange Abwesenheiten von zu Hause, körperliche und seelische Beeinträchtigungen". Kirsch betonte vor Hunderten Gästen aus Politik und Militär: "Da wird es Zeit, erneut Danke zu sagen. Meine Aufgabe wird es sein, diesen Dank einzuholen." Dieser müsse in den Portemonnaies sichtbar werden. "Ansonsten laufen wir Gefahr, für das von uns benötigte Personal nicht mehr attraktiv zu sein." Gertz sagte, Kirsch sei der richtige Mann als sein Nachfolger. "Der Uli weiß, dass künftig er für den Klartext zu sicherheitspolitischen Themen zuständig sein wird."
Abschied von Gertz
Der 63-jährige Gertz wurde bei dem Festakt mit viel Lob und Anerkennung für 15 Jahre langes Engagement an der Spitze des Bundeswehrverbandes gewürdigt. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte, die Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium und dem Verband sei naturgemäß "nicht immer einfach und nicht immer bequem". Mit Gertz sei sie im Interesse der Soldaten aber erfolgreich gewesen. Beispiele seien das Gesetz zur Absicherung von Soldaten, die im Ausland verletzt wurden und die Verbesserung des Rechtsschutzes.
Gertz selbst ging in seiner Abschiedsrede auf die Entwicklung der Bundeswehr nach 1945 und nach dem Mauerfall ein. Er mahnte, "ehemalige Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR genauso wenig pauschal zu verurteilen wie die deutschen Kriegsteilnehmer des Zweiten Weltkriegs. Beiden Gruppen sollten wir ihre Würde lassen." Zugleich machte er deutlich, dass es keine Traditionslinie der Bundeswehr zur Wehrmacht gebe. Unter dem Beifall der Zuhörer sagte er: "Die Soldaten und Offiziere der Wehrmacht haben ihre Kameraden jüdischen Glaubens leider nicht kameradschaftlich gedeckt und beschützt." So etwas dürfe nie wieder geschehen.
Amtsantritt im Januar
Der offizielle Führungswechsel ist am 1. Januar 2009. Kirsch war seit 2005 Stellvertreter von Gertz. Am Dienstag war der 57-Jährige vom Bundesvorstand einstimmig für ein Jahr zum Vorsitzenden gewählt worden. Im November 2009 wird er sich der Hauptversammlung des Verbandes für die reguläre Amtszeit von vier Jahren zur Wahl stellen. Der Verband vertritt in Fragen des Dienst- und Versorgungsrechts die Interessen von 206.000 Mitgliedern, darunter Wehrpflichtige, aktive und ehemalige Soldaten sowie Familienangehörige und Hinterbliebene von Soldaten.
Quelle: ntv.de