Politik

Goebbels "zur Ehre gereicht" Abbas' Rede löst weltweit Empörung aus

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte erklärt, dass die Juden nicht wegen ihrer Religion, sondern ihrer "sozialen Funktion" verfolgt wurden.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte erklärt, dass die Juden nicht wegen ihrer Religion, sondern ihrer "sozialen Funktion" verfolgt wurden.

(Foto: REUTERS)

In einer Rede gibt Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Juden eine Mitschuld am Holocaust - und löst damit heftige Reaktionen aus. Israels Premier Netanjahu fordert, Abbas müsse "verschwinden". Auch der deutsche Außenminister Maas findet klare Worte.

Die antisemitischen Äußerungen von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas haben international für Empörung gesorgt. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu forderte die internationale Gemeinschaft über Twitter auf, "diesen Antisemiten zu verurteilen". Er bezeichnete Abbas als "Holocaust-Leugner", der endlich "verschwinden" müsse. Bundesaußenminister Heiko Maas verurteilte ebenfalls die Aussagen des Palästinenserpräsidenten, der auch aus den USA heftige Kritik erntete.

Das israelische Außenministerium warf Abbas vor, "religiösen und nationalistischen Hass gegen das jüdische Volk und Israel" zu schüren. Ministeriumssprecher Emmanuel Nachschon sagte, der "Antisemitismus" von Abbas sei "umso erschreckender, da er sich als jemand präsentiert, der Frieden mit Israel schließen will". Die Ansichten des Palästinenserpräsidenten hätten NS-Propagandaminister Joseph Goebbels "zur Ehre gereicht", erklärte der israelische Minister für innere Sicherheit, Gilad Erdan.

Außenminister Maas schrieb auf Twitter, Deutschland trete gegen "jegliche Relativierung des Holocausts" ein. "Die Verantwortung für das grausamste Verbrechen der Menschheitsgeschichte trägt Deutschland", erklärte Maas. Es bleibe seine Aufgabe, Antisemitismus weltweit "sehr entschlossen zu begegnen".

"Kein Frieden auf dieser Grundlage"

Der US-Botschafter in Israel, David Friedman, erklärte auf Twitter, Abbas habe "einen neuen Tiefpunkt" erreicht, indem er "Massaker am jüdischen Volk im Verlauf der Geschichte auf ihr 'soziales Verhalten im Zusammenhang mit Zinsen und Banken' zurückgeführt hat". Der US-Nahostbeauftragte Jason Greenblatt nannte die Äußerungen "sehr unglücklich, sehr besorgniserregend und furchtbar entmutigend". "Auf dieser Grundlage kann kein Frieden geschaffen werden."

Abbas hatte am Montagabend in einer Rede vor dem Palästinensischen Nationalrat nahegelegt, dass die Beziehungen der Juden zum Bankwesen mit der jahrhundertelangen Judenfeindlichkeit und somit auch der Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten zu tun habe. "Vom elften Jahrhundert bis zum Holocaust, der in Deutschland stattgefunden hat, waren jene Juden, die nach West- und Osteuropa zogen, alle zehn bis 15 Jahre Massakern ausgesetzt", sagte Abbas vor Hunderten Delegierten. Juden begründeten ihre Verfolgung mit ihrer Religion, sagte Abbas.

Er zitierte dann aber aus "drei Büchern" jüdischer Autoren, um zu belegen, dass es "Judenfeindlichkeit nicht wegen ihrer Religion, sondern eher wegen ihrer sozialen Funktion" gebe, und fügte hinzu, es sei an dieser Stelle "deren soziale Funktion im Zusammenhang mit Banken und Zinsen" gemeint. Der Nationalrat, das Parlament der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), war am Montag erstmals seit Jahren zu dreitägigen Beratungen zusammengetreten. Zuletzt hatte das PLO-Parlament 1996 regulär getagt, 2009 gab es eine Sondersitzung.

Quelle: ntv.de, jug/AFP

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