Politik

"Begreift ihr das? Ich nicht" AfD räumt ab, CDU grübelt, FDP am Boden, NPD raus

Total aus dem Häuschen: AfD-Spitzenkandidatin Frauke Petry.

Total aus dem Häuschen: AfD-Spitzenkandidatin Frauke Petry.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Sachsen wählen und Deutschland staunt: Die FDP fällt weiter in sich zusammen, die SPD feiert sich für 12 Prozent, die NPD ist draußen und die AfD holt in Dürrhennersdorf 33 Prozent. Spitzenkandidatin Petry weiß aber noch nicht, wie lange sie in Sachsen bleiben will.

Das Wichtigste bleibt, so wie es ist. Stanislaw Tillich ist alter und neuer Ministerpräsident des Freistaats Sachsen. Nach dem amtlichen Endergebnis erreicht seine CDU bei der Landtagswahl 39,4 Prozent. Tillich kann sich den Koalitionspartner nun aussuchen. Der alte wird es nicht mehr sein. Die FDP ist am Wiedereinzug in den Landtag gescheitert. Gleiches gilt für die NPD. Was sonst noch passiert ist? Das muss man über die Sachsen-Wahl wissen:

CDU

Sachsen bleibt CDU-Land. Seit der Wiedervereinigung haben die Christdemokraten durchgehend regiert, daran wird sich nichts ändern. Auch wenn die Partei ihr schlechtestes Ergebnis im Freistaat erzielt und rund 35.000 Stimmen an die AfD verliert, gibt sie auch künftig den politischen Ton im Land an. Mit wem, ist noch offen.

Tillich sieht vor allem SPD und Grüne als Optionen. "Ich habe keine Präferenz, das müssen Gespräche ergeben", sagte er. "Wir werden uns einen Koalitionspartner suchen, mit dem wir auch gemeinsam für das Land etwas erreichen können. Und mit Sicherheit zählt dazu die AfD nicht." Laut einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen wollen ohnehin nur 17 Prozent der Sachsen eine solche Koalition.

SPD

Wieso wurde SPD-Kandidat Martin Dulig nach den ersten Hochrechnungen im eigenen Lager eigentlich so heftig umjubelt? Es ist ganz einfach: Bei den vergangenen Wahlen schnitten die Sozialdemokraten in Sachsen noch schlechter ab. Insofern kann man also mal jubeln, über ein Ergebnis von 12,4 Prozent, zwei Prozentpunkte Stimmengewinn und drei zusätzliche Sitze im Landtag. Möglicherweise ist sogar noch mehr drin. Denn die CDU braucht einen neuen Juniorpartner. Die Große Koalition ist wohl die wahrscheinlichste Lösung. 55 Prozent der Sachsen fänden das gut.

Die Linke

Martin Dulig, Stanislaw Tillich und die Grünen-Spitzenkandidatin Antje Hermenau (v.l.)

Martin Dulig, Stanislaw Tillich und die Grünen-Spitzenkandidatin Antje Hermenau (v.l.)

(Foto: dpa)

Die gute Nachricht ist: Die Sachsen-Linken bleiben zweitstärkste Kraft. Die schlechte: Viele Parteien in Sachsen haben nach der Wahl zumindest eine theoretische Regierungsperspektive, die Linken nicht. Gemeinsam mit SPD und Grünen kommen sie nur auf gut 50 der insgesamt 130 Sitze im sächsischen Landtag. Zu wenig zum Regieren. Parteichef Rico Gebhardt ist trotzdem zufrieden: "Es sieht so aus, als hätten wir unser wichtigstes Wahlziel erreicht: die Rückkehr der CDU zur absoluten Mehrheit, die noch vor drei Monaten greifbar schien, zu verhindern." Bemerkenswert: Die Linke verliert 17.000 Wähler an die AfD - so viel wie an keine andere Partei.

Grüne

So richtig toll läuft es für die Grünen in vielen neuen Bundesländern immer noch nicht. Bei der Landtagswahl holen sie nur 5,7 Prozent. Theoretisch könnte es passen, um mitzuregieren. Aber ob Ministerpräsident Tillich das Risiko einer hauchdünnen Mehrheit eingeht, ist unsicher. Laut einer Umfrage wollen nur 28 Prozent der Sachsen Schwarz-Grün.

AfD

Wer hätte das gedacht? Mit satten 9,7 Prozent entert die AfD ihren ersten Landtag. Gleich 14 Abgeordnete stellen die Euroskeptiker damit künftig in Dresden. Spitzenkandidatin Frauke Petry verriet schon am Wahlsonntag, dass sie möglicherweise nicht die ganze Legislaturperiode bleibt, sondern vorher in die Bundespolitik wechselt. Bis dahin wird sie höchst wahrscheinlich keine CDU/AfD-Koalition erleben, auch wenn diese rechnerisch möglich wäre. Zahl des Abends: Im ostsächsischen Dürrhennersdorf erhält die AfD 33,6 Prozent.

NPD

Am Ende hat es nicht gereicht für die NPD. Die Wahl geht mit 4,9 Prozent knapp aus. Die Partei verlor 16.000 Stimmen an die AfD.

FDP

Die Auflösungserscheinungen der Liberalen halten unvermindert an. In Sachsen scheitert die Partei mit einem Ergebnis von 3,8 am Wiedereinzug in den Landtag und muss damit auch die letzte Landesregierung verlassen. Die FDP verliert ihre Wähler in alle Richtungen, vor allem an CDU (20.000), AfD (18.000) und SPD (13.000). 22.000 Menschen gingen einfach gar nicht mehr ins Wahllokal. Zwischenstand im August 2014: Gegenwärtig sitzen die Liberalen nur noch in acht deutschen Länderparlamenten und stellen keinen einzigen Minister mehr. FDP-Landeschef Holger Zastrow zeigte sich ratlos. "Begreift ihr das? Ich nicht", sagte er vor enttäuschten Anhängern.

Quelle: ntv.de

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