Politik

Wer schickte den USB-Stick ab? Al-Dschasira zeigt Mordfilme nicht

"Weißer Marsch" für die Einheit von Religionen am vergangenen Sonntag in Paris.

"Weißer Marsch" für die Einheit von Religionen am vergangenen Sonntag in Paris.

(Foto: REUTERS)

Ein USB-Stick mit Filmen der Morde des Attentäters von Toulouse erreicht den arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira. Der Sender strahlt die Sequenzen nicht aus. Allerdings ist rätselhaft, wer den USB-Stick aufgegeben hat: Der Mörder selbst scheint als Absender auszuscheiden.

Ein bislang unveröffentlichter Videofilm von den Morden des Toulouse-Attentäters Mohamed Merah hat in Frankreich eine heftige Kontroverse ausgelöst und zugleich Spekulationen über Komplizen genährt. Der arabische TV-Sender Al-Dschasira beriet zunächst über eine mögliche Ausstrahlung der ihm zugespielten Bilder. Nach eindringlichen Warnungen von Präsident Nicolas Sarkozy und Angehörigen der sieben Opfer des Serienmörders entschied sich der Sender gegen die Veröffentlichung.

Die Aufnahmen enthielten keine neuen Informationen und eine Ausstrahlung sei nicht mit den eigenen ethischen Standards zu vereinbaren, teilte der Sender mit. Das Video zeige weder das Gesicht des Attentäters, noch sei seine Stimme zu hören. "Es scheint, als ob der Angreifer allein gehandelt habe", kommentierte Al-Dschasira.

"Das ist eine Videomontage mit Bildern der verschiedenen Morde mit Musik und Koranversen", berichtete ein Ermittler der Nachrichtenagentur AFP. Der Film sei auf einem USB-Stick gespeichert gewesen und außerhalb von Toulouse abgeschickt worden. Zudem enthielt die Sendung an Al-Dschasira einen handschriftlichen Bekennerbrief, der von Merah unterzeichnet worden sei.

Das Auftauchen der Videos im Pariser Büro von Al-Dschasira schürte allerdings neue Spekulationen über mögliche Mitwisser oder Unterstützer. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei kann Merah das bei seinen drei Taten in Toulouse und Montauban aufgenommene Videomaterial nicht selbst per Post an den Sender geschickt haben. Das Päckchen mit einem USB-Stick wurde erst Mitte vergangener Woche aufgegeben - zu diesem Zeitpunkt war die Wohnung Merahs bereits von der Polizei umstellt. Die Bilder von den Morden sind mit Koranversen unterlegt, auf der Tonspur ist nach Al-Dschasira-Angaben Musik zu hören.

Merah wird in Algerien bestattet

Der Franzose mit algerischen Wurzeln hatte insgesamt sieben Menschen erschossen, darunter an einer jüdischen Schule drei Kinder und einen Lehrer. Bevor er am vergangenen Donnerstag bei der Stürmung seiner Wohnung getötet wurde, hatte er sich selbst als "Mudschaheddin" (Gotteskrieger) bezeichnet und erklärt, dem Terrornetz Al-Kaida nahezustehen. Der Leichnam soll in Algerien beigesetzt werden. Merahs Mutter befürchtet, dass das Grab in Frankreich geschändet werden würde.

Für Empörung sorgten Äußerungen von Merahs Vater, der erklärte, den französischen Staat wegen der Tötung seines Sohnes anzeigen zu wollen. Präsident Sarkozy, der den Täter als "Monster" bezeichnete, äußerte sich "empört" und meinte: "Einige Tage war Frankreich das Ziel eines terroristischen Angriffs." Die Nation habe nicht nur standgehalten, sondern sei auch geeint und ohne Rachegedanken aus der Herausforderung hervorgegangen.

Gleichzeitig hatte Sarkozy alle TV-Stationen aufgerufen, aus Respekt vor den Opfern des Serienmörders von Toulouse keine Videos von dessen Verbrechen zu veröffentlichen. Unter keinem - wie auch immer gearteten - Vorwand dürften sie gezeigt werden, mahnte Sarkozy in einer Ansprache. Kritik an den Ermittlungsbehörden wies er zugleich zurück und bescheinigte ihnen beim Einsatz gegen den 23-jährigen Merah entschlossenes, mutiges Handeln ohne Fehler.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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