"Rückkehr der Gewalt" im Irak Al-Maliki droht Wahlkommission
23.03.2010, 16:42 UhrDie Wahlen im Irak werden zu einer echten Zerreißprobe für das Land. Regierungschef Al-Maliki klammert sich an seine Macht und verlang mit Nachdruck eine Neuauszählung. Der Wahlkommission soll er gedroht haben.
Die Fraktion des irakischen Regierungschefs Nuri al-Maliki versucht mit brachialen Methoden, ihren drohenden Machtverlust zu verhindern. Der mit Al-Maliki verbündete Abgeordnete Abdullah Iskander sagte, Al-Malikis Koalition werde das Verfassungsgericht anrufen, falls sich die Wahlkommission weiterhin weigern sollte, die Wahlzettel erneut auszuzählen. Al-Maliki hatte am Montag erklärt, die Stimmen müssten noch einmal von Hand ausgezählt werden, andernfalls drohe im Irak eine "Rückkehr der Gewalt". Die Wahlkommission hält eine neue Auszählung für unnötig.
"Hinter dieser Forderung stehen alle Fraktionen mit Ausnahme der Al-Irakija-Liste von Ijad Allawi", sagte Iskander. Er dementierte gleichzeitig Medienberichte, wonach Al-Maliki auch gedroht haben soll, alle Mitglieder der Wahlkommission festnehmen zu lassen.
"Eine Show für die Wähler"
Allawis Bündnis hat bei der Parlamentswahl vom 7. März möglicherweise mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Al-Maliki den ersten Platz belegt. Damit würde er den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Bisher sind allerdings erst nur rund 93 Prozent der Stimmen ausgezählt worden. Das endgültige Ergebnis soll am kommenden Freitag bekanntgegeben werden.
Regierungssprecher Ali al-Dabbagh, der ebenfalls auf der Liste von Al-Maliki kandidiert hatte, schlug vor, die Rechtsstaat-Koalition solle mit der Allianz der religiösen Schiiten-Parteien um Ammar al-Hakim und Muktada al-Sadr fusionieren. Dadurch könne das "demokratische Experiment geschützt werden". Einige Beobachter in Bagdad hatten Al-Maliki und der Schiiten-Allianz vor der Wahl unterstellt, ihre Rivalität sei nur "eine Show für die Wähler", denn sie planten ohnehin, sich nach der Wahl zusammenzuschließen. Dies hatten die beiden Bündnisse damals jedoch abgestritten.
In der Provinz Babylon südlich von Bagdad starben zwei Zivilisten durch einen Sprengstoffanschlag. Die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak meldete, in der Provinz Dijala sei ein Soldat von einer Bombe getötet worden. Sieben Menschen erlitten Verletzungen
Quelle: ntv.de, dpa