Geiseldrama beendet Alle Kinder unversehrt
28.01.2008, 13:45 UhrEin Geiseldrama um mehr als 250 Schulkinder in der unruhigen pakistanischen Nordwest-Grenzprovinz ist nach mehreren Stunden unblutig zu Ende gegangen. Die bewaffneten Extremisten ließen alle Kinder und deren Lehrer frei, nachdem ihnen der freie Abzug in das nahe gelegene halbautonome Stammesgebiet an der Grenze zu Afghanistan zugesichert worden war, wie der örtliche Polizeichef, Dar Ali Khattak, sagte. Alle Kinder seien unversehrt.
Auf der Flucht vor der Polizei hatten etwa sieben Bewaffnete die Grundschule im Dorf Domial nahe der Stadt Bannu während des Unterrichts gestürmt und sich dort verschanzt. In der Schule seien zu diesem Zeitpunkt rund 270 Kinder und Lehrer gewesen. Das Gebäude wurde anschießend von Sicherheitskräften umstellt.
Die Geiselnehmer hatten nach Behördenangaben zuvor in einem Nachbarbezirk einen Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde gekidnappt. Der Polizei gelang es jedoch nach einem Feuergefecht, den Verschleppten zu befreien. Dabei wurde ein Täter erschossen. Drei Polizisten wurden verletzt.
In der Schule drohten die Extremisten zunächst damit, sich mitsamt den Kindern in die Luft zu sprengen, falls ihre Forderung nach ungehindertem Geleit nicht erfüllt werde. Vor dem Gebäude bangten zahlreiche verängstige Eltern und Angehörige stundenlang um das Leben der Geiseln. Nach Verhandlungen der Geiselnehmer mit örtlichen Stammesführern seien die Sicherheitskräfte jedoch abgezogen worden, erklärte Polizeichef Khattak. Die Extremisten hätten sich daraufhin in das nahe gelegene Stammesgebiet abgesetzt. Die gesetzlosen Stammesgebiete gelten als Rückzugsort für Anhänger des Terrornetzes El Kaida und der Taliban.
Die Geiselnehmer hatten zuvor neben der Leiche ihres getöteten Mittäters freien Abzug mit fünf Kindern und zehn Einheimischen in die Stammesgebiete gefordert. Sie sicherten zu, die Geiseln dort freizulassen.
Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf, der sich zu einem Besuch in Großbritannien aufhielt, bestätigte das unblutige Ende des Geiseldramas. Die Extremisten hätten es aber nicht primär darauf abgesehen, die Kinder in ihre Gewalt zu bringen, sagte er. "Es war Zufall, dass sie in die Schule eindrangen, um sich dort auf der Flucht zu verstecken."
Die Geiselnahme von Schülern ist die erste dieser Art in dem eskalierenden Konflikt zwischen Taliban-nahen Extremisten und der Regierung Musharraf. Die Armee hat in der Grenzregion eine Offensive gegen den dortigen Extremistenführer Baitullah Mehsud gestartet, bei der bislang Dutzende Aufständische und Soldaten getötet wurden. Mehsud wird von der Regierung neben zahlreichen anderen Anschlägen auch für den Mord an Oppositionsführerin Benazir Bhutto Ende Dezember verantwortlich gemacht. Der Extremistenführer hat das aber zurückgewiesen.
Quelle: ntv.de