Tausende Stellen fehlen Altenpfleger leisten viele Überstunden
08.02.2018, 16:31 Uhr
Nur Teilzeitstellen in vielen Einrichtungen.
(Foto: dpa)
8000 Stellen in der Altenpflege wollen Union und SPD schaffen, wenn sie erneut eine Koalition eingehen. Für Fachleute ist das ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Pflegekräfte leisten derzeit sogar auch unbezahlte Überstunden.
Die Altenpfleger haben im Jahr 2016 mehr als neuneinhalb Millionen Überstunden geleistet. Davon war über ein Drittel unbezahlt, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Pia Zimmermann nannte die Zahl das "traurige Resultat der Großen Koalition der letzten Jahre".
Insgesamt wurden demnach rund 900 Millionen Gesamtstunden in der Pflege geleistet, die Überstunden machten also mehr als zehn Prozent der gesamten Arbeitszeit aus. "Viele Einrichtungen der Altenpflege vergeben auch heute nur Teilzeitstellen", erklärte die Pflegeexpertin der Linken weiter. Die hohe Zahl an Überstunden belege, dass besonders diese Pflegekräfte im hohen Stil ausgebeutet würden. Denn sie würden häufig auch in ihrer Freizeit zum Dienst verpflichtet, kritisierte Zimmermann.
Im Dezember 2017 meldete die Bundesagentur für Arbeit 24.000 unbesetzte Stellen in der Altenpflege. "Weitere 8000 Stellen werden nichts am Pflegenotstand ändern. Ein paar kleine Korrekturen an den bestehenden Gesetzen auch nicht", bemängelte die Linken-Politikerin. Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD sich darauf geeinigt, die 8000 neuen Stellen im Falle einer Großen Koalition durch ein Sofortprogramm zu schaffen.
Großer Nachholbedarf bei Bezahlung
Arbeitsmarktforscher sehen bei der Bezahlung von Altenpflegekräften trotz Lohnsteigerungen in den vergangenen Jahren noch erheblichen Nachholbedarf. Mit monatlich 2621 Euro brutto verdiene eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft in der Altenpflege im Durchschnitt 16 Prozent weniger als im Schnitt alle anderen Beschäftigten, berichtete das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer kürzlich Studie. Noch schlechter schnitten Altenpflege-Helfer ab, die wegen fehlender dreijähriger Ausbildung nur wenige komplexe Routinearbeiten erledigten.
Auch im Vergleich zu Krankenpflegern müssten Altenpfleger teils deutliche Abstriche hinnehmen. So liege das monatliche Einkommen eines Altenpflegehelfers mit durchschnittlich 1870 Euro rund 600 Euro unter dem eines Krankenpflegehelfers. Allerdings bestünden große regionale Unterschiede. So verdienten Fachkräfte in der Altenpflege etwa in Sachsen-Anhalt 30 Prozent weniger als die dortigen Krankenpflegefachkräfte. In Bayern und Baden-Württemberg seien es dagegen nur gut 13 Prozent weniger.
Die finanzielle Lage der Alten- und Krankenpflegekräfte hat sich nach Erkenntnissen der Forscher im Vergleich zu allen anderen Beschäftigten auch durch die Lohnerhöhungen der vergangenen Jahre nicht durchgreifend verbessert. Diese hätten zwischen 2012 und 2016 nur leicht über dem Niveau aller anderen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland gelegen. Und auch das Lohngefälle zwischen Kranken- und Altenpflege habe sich dadurch nur unwesentlich verringert. Allerdings sei zu berücksichtigen, dass Krankenpfleger häufig Zuschläge für spezielle Dienste bekämen, etwa für Arbeiten auf der Intensivstation.
Quelle: ntv.de, wne/AFP/dpa