Angriff von Wikileaks-Anhängern? Amazon fällt in Europa aus
13.12.2010, 07:10 UhrFür einige Zeit sind die europäischen Internetseiten von Amazon am Sonntagabend nicht erreichbar. Angeblich sollen Hacker der "Anonymous"-Bewegung einen Angriff organisiert haben. Amazon widerspricht: es sei nur ein Serverausfall gewesen.

Nicht erreichbar: Die deutschen Seiten von Amazon konnten am Sonntagabend nicht abgerufen werden.
(Foto: dpa)
Die europäischen Internetseiten des Online-Händlers Amazon sind am Sonntagabend vermutlich durch einen Cyber-Angriff in die Knie gezwungen worden und waren stundenlang nicht erreichbar. Amazon-Kunden, die beispielsweise amazon.de aufrufen wollten, bekamen nur einen Fehlerhinweis zu sehen. Auch in Großbritannien, Frankreich und Italien waren die Server von Amazon nicht mehr erreichbar, während die US-Server von Amazon.com dem Angriff standhielten. Gegen 23.00 Uhr waren dann auch die europäischen Seiten wieder erreichbar. Der Ausfall der Online-Handelsplattform am Abend des dritten Adventsonntags dürfte Amazon erhebliche Umsatzausfälle bescheren.
Das Unternehmen widersprach allerdings dem Eindruck eines Angriffs. Die Störung sei nicht durch Wikileaks-Aktivisten verursacht worden. "Die kurze Unterbrechung unserer europäischen Retail-Websites gestern Abend lag an einem Hardware-Defekt in unserem europäischen Netzwerk- Rechenzentrum", hieß es in einer Stellungnahme.
Zuvor hatten Sympathisanten der Enthüllungsplattform Wikileaks dazu aufgerufen, die Websites von Amazon lahmzulegen, weil das US-Unternehmen nicht länger Serverkapazitäten für die von Wikileaks veröffentlichten geheimen US-Depeschen bereitstellen wollte. Amazon ist nicht nur der größte Online-Händler, sondern bietet auch kommerziell technische Dienstleistungen im Internet an.
Angriffe von "Anonymous"
Die Internet-Attacken auf US-Unternehmen wie Mastercard, Visa, PayPal und Amazon, die nicht länger ihre Dienste für Wikileaks bereitstellen, werden von einer Gruppe mit dem Namen "Anonymous" organisiert. Es geht um sogenannte DDOS-Angriffe, bei denen hunderte oder tausende zusammengeschlossene Computer einen Web-Server mit unsinnigen Daten-Anfragen überhäufen, bis er unter dieser Last in die Knie geht.
Amazon hatte wie die anderen angegriffenen Unternehmen betont, nicht auf einen Befehl der US-Regierung hin gehandelt zu haben. Vielmehr habe Wikileaks gegen die allgemeinen Geschäftsbedingungen verstoßen. Unterstützer von Wikileaks werfen den Konzernen hingegen eine ungerechtfertigte Vorverurteilung vor, da nirgendwo ein Nachweis erbracht worden sei, dass Wikileaks mit der Veröffentlichung der US- Depeschen das Gesetz gebrochen habe.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP