Hackerangriff auf Telefonsystem der SPD-Zentrale Anrufer droht kritischen Mitgliedern
04.12.2013, 20:04 Uhr
Das Mitgliedervotum der SPD scheint eine Herausforderung für Hacker zu sein. Erst meldet sich ein CDU-Mitglied unter falschem Namen bei den Sozialdemokraten an, dann manipuliert ein Mann sein Telefon und bedrängt potenzielle Neinsager.
Der Koalitionsvertrag ist veröffentlicht. Wie geht es weiter?
- Bis 6. Dezember bekommen alle 475.000 Stimmberechtigten ihre Unterlagen zur Briefwahl.
- Vom 6. bis 8. Dezember soll in den Unterbezirken und Ortsvereinen bei Veranstaltungen diskutiert werden.
- Bis zum 12. Dezember um 24.00 Uhr müssen die Stimmen im Postfach des Parteivorstands eingegangen sein.
- Am 13. Dezember werden die Briefe in eine angemietete Halle in Berlin-Kreuzberg gebracht und von sogenannten Hochleistungsschlitzmaschinen geöffnet.
- Am 14. Dezember werden sie ausgezählt. Rund 400 Helfer unterstützen, noch am Abend wird wohl das Ergebnis bekannt gegeben.
Ein Unbekannter hat sich nach Angaben der SPD in das Telefonsystem des Willy-Brandt-Hauses eingehackt und Mitgliedern der SPD-Basis telefonisch gedroht. Der Mann soll sich als Mitarbeiter aus dem Büro der Generalsekretärin Andrea Nahles ausgegeben haben. Er habe den Mitgliedern für den Fall, dass diese bei der Mitgliederbefragung über die Große Koalition mit Nein stimmten, mit empfindlichen Konsequenzen für ihre Karrieren gedroht.
Der Hacker habe es technisch so aussehen lassen, als rufe er mit der zentralen Nummer des Parteivorstands an, sagte SPD-Sprecher Tobias Dünow "Zeit Online". Auf diese Weise habe der Anruf für die SPD-Mitglieder echt erscheinen müssen. Mindestens eine hohe einstellige Zahl an Juso-Mitgliedern sei vermeintlich von dieser Nummer aus angerufen worden. Die SPD erwäge Strafanzeige. Die Angerufenen hatten sich den Berichten zufolge öffentlich gegen die Große Koalition ausgesprochen.
Nahles äußerte sich zu dem Vorfall in einer E-Mail an einen der Geschädigten, der sich zuvor empört an ihr Büro gewandt hatte. "In der SPD gibt es keinen Platz für Drohanrufe", heißt es darin.
Zuvor war es bereits einem Göttinger Studenten gelungen, unter falschem Namen SPD-Mitglied zu werden. Der Christdemokrat hatte offenbar beweisen wollen, dass es möglich ist, das Mitgliedervotum der SPD zur Großen Koalition zu manipulieren.
Die SPD-Basis soll per Mitgliederentscheid über den Koalitionsvertrag mit der Union abstimmen. Das Ergebnis soll am 14. Dezember verkündet werden, erst danach kann die neue Regierung ihr Amt antreten.
Quelle: ntv.de, ppo/APF/dpa