Politik

Acht Tote in Jakarta Anschläge auf Luxushotels

Indonesische Sicherheitskräfte vor der zerstörten Fassade des Ritz-Carlton-Hotels.

Indonesische Sicherheitskräfte vor der zerstörten Fassade des Ritz-Carlton-Hotels.

(Foto: AP)

Der Terror ist nach vierjähriger Pause mit offenkundig koordinierten Anschlägen auf zwei Luxushotels nach Indonesien zurückgekehrt. In der Hauptstadt Jakarta wurden nach offiziellen Angaben acht Menschen bei Explosionen in den von Ausländern frequentierten Ritz-Carlton und im Marriott getötet. Über 60 wurden verletzt. Nach Polizeiangaben führten zwei Selbstmordattentäter die Angriffe aus. Das Auswärtige Amt hat bislang keine Erkenntnisse, ob auch Deutsche starben.

Der Präsident des bevölkerungsreichsten muslimisch geprägten Landes, Susilo Bambang Yudyhono, sagte, eine Terrorgruppe wolle ganz Indonesien beschädigen: "Die sind nicht ein bisschen human und die Zerstörung unseres Landes ist denen egal." Die Anschläge würden große Auswirkungen auf Wirtschaft, Tourismus und Image Indonesiens haben.

Die indonesische Rupie gab nach den Explosionen um einen Prozent nach, bevor die Staatsbanken stützend eingriffen. Der indonesische Aktienindex fiel zweitweise um 2,7 Prozent.

Attentäter überwanden Sicherheitsvorkehrungen

Wie die Attentäter die Sicherheitsvorkehrungen in den Hotels, die zu den höchsten in Indonesien zählen, überwinden konnten, was zunächst unklar. Spekuliert wurde, die Attentäter hätten als normale Gäste eingecheckt. Der Sender TVOne strahlte das Video einer Überwachungskamera aus dem Ritz-Carlton mit einem der mutmaßlichen Selbstmordattentäter aus. Zu sehen ist ein Mann mit Baseball-Mütze auf dem Kopf, der einen Rollen-Koffer durch die Lobby zieht. Im Marriott fand die Polizei im 18. Stock eine Bombe, die unschädlich gemacht wurde.

Spurensuche in den Trümmern des Marriott Hotels.

Spurensuche in den Trümmern des Marriott Hotels.

(Foto: AP)

Die beiden Sprengsätze wurden nach Zeugenaussagen in Minutenabständen gezündet. In beiden Hotels hätten die Attentäter die Restaurants zur Frühstückszeit aufgesucht, um sich in die Luft zu sprengen. "Es war sehr laut, wie ein Donner", sagte Vidi Tanza, der nahe der Hotel arbeitet. Hunderte Polizisten, einige Soldaten und Krankenwagen wurden vor den Hotels zusammengezogen.

Beide Hotels liegen unweit voneinander im Geschäftsviertel Kuningan. In der bei Ausländern und Indonesiern gleichermaßen beliebten Gegend gibt es viele Bars, Büros und Botschaften. Bei den Anschlägen starb auch der Chef der indonesischen Tochter des Schweizer Zementherstellers Holcim, Tim Mackay, wie der Konzern mitteilte. Die Angriffe ähnelten den Anschlägen im indischen Mumbai im November. Auch dort wurden bei Ausländer beliebte Hotels angegriffen.

Zahlreiche Menschen wurden verletzt, auch mehrere Ausländer.

Zahlreiche Menschen wurden verletzt, auch mehrere Ausländer.

(Foto: dpa)

Ursprünglich war die Polizei von neun Toten ausgegangen. Ein von der Polizei gemeldeter dritter Anschlag mit einem Auto auf einer belebten Straße stellte sich später als Batteriebrand in dem Pkw heraus.

Verdacht fällt auf Islamistengruppe Jemaah Islamiah

Das Marriott war bereits 2003 Ziel eines Autobombenanschlags. Damals wurde die militante Islamisten-Gruppe Jemaah Islamiah als Urheber vermutet. Auch jetzt steht die Gruppe nach Expertenmeinung wieder in Verdacht. Sie soll auch für die Anschläge 2002 in Bali verantwortlich sein, bei denen 202 Menschen getötet wurden. Die Gruppe, die einen islamischen Staat in Südostasien erzwingen will, soll bis 2005 zahlreiche Anschlägen ausgeübt haben. In den vergangenen Jahren wurden ihre Führungskräfte verhaftet, die Organisation dadurch sehr geschwächt.

Der Sicherheitsexperte Sidney Jones aus Jakarta, Spezialist für islamistische Gruppen, vermutete denn auch, Jemaah Islamiah stehe nicht hinter den Anschlägen. Seiner Ansicht nach kann es sich um eine Splittergruppe handeln. Nach Erkenntnissen eines australischen Sicherheitsinstitutes gibt es auch Spannungen in der Führung der Jemaah Islamiah, was zum Abfall einer besonders militanten Splittergruppe geführt haben könnte. Diese könnte sich nach dem Vorbild von Al-Kaida einen Kampf gegen Ziele westlicher Staaten verschrieben haben.

International wurden die Anschläge scharf verurteilt. Der Sprecher der Bundesregierung, Ulrich Wilhelm, sprach von einer abscheulichen Tat. US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte, die Anschläge belegten, dass die terroristische Gefahr real sei. Australiens Ministerpräsident Kevin Rudd sah einen Angriff "auf uns alle". Die britische Fußballmannschaft Manchester United sagte einen Stopp in Jakarta während ihrer Asientour ab. Kommende Woche wollte die Mannschaft im Ritz-Carlton logieren.

Quelle: ntv.de, rts

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