Politik

Neue Gewalt am Nakba-Tag Araber fährt in Tel Aviv Amok

Eine Spur der Verwüstung zieht sich durch die Stadt.

Eine Spur der Verwüstung zieht sich durch die Stadt.

(Foto: AP)

Die Palästinenser betrauern den Verlust ihrer Heimat nach der Staatsgründung Israels vor 63 Jahren. Der 15. Mai ist für sie der Nakba-Tag, der Tag der Katastrophe. Trotz umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen kommt es zu Gewalt. In Tel Aviv rast ein junger Araber mit seinem LKW durch die Stadt und zerstört alles, was ihm unter die Räder kommt.

Neue Gewalt hat die Gedenkveranstaltungen zum sogenannten Nakba-Tag in den Palästinensergebieten überschattet. Ein arabischer Lastwagenfahrer tötete in Tel Aviv einen Israeli und verletzte mindestens 13 weitere. Die Polizei ermittelte, ob der 22-Jährige sein Fahrzeug in einem Wohnviertel im Süden der Stadt gezielt auf Passanten und Autos lenkte. Die Polizei vermutet jedoch einen Terroranschlag.

Sollte sich dies bestätigen, würden sich die schlimmsten Befürchtungen der Israelis erfüllt haben. Der 22-Jährige Araber aus Kafr Kassem zog auf einer Strecke von zwei Kilometern mit seinem LKW eine Schneise der Verwüstung. Neben dem Toten den vielen Verletzten zertrümmerter er auf seiner Amokfahrt dutzende Autos. Anschließend habe er nach Polizeiangaben behauptet, dass ihm ein Reifen geplatzt sei und er die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren habe. Angesichts des Tathergangs akzeptiert die Polizei die Behauptung des Lastwagenfahrers nicht, dass es sich um einen Unfall handelte, sondern redet von einem möglichen Terroranschlag.

Bereits in der Nacht zum Sonntag hatte der Verteidigungsminister beschlossen, die Grenzübergänge zum Westjordanland kurzfristig für die Einreise von Palästinensern nach Israel zu sperren, während seit Freitag der Zugang von Moslems zum Gebet auf dem Tempelberg in Jerusalem für Männer über 45 und mit israelischem Ausweis beschränkt wurde.

Gründung Israels ist "schlimme Katastrophe"

Proteste in Jaffa, nahe Tel Aviv.

Proteste in Jaffa, nahe Tel Aviv.

(Foto: REUTERS)

"Nakba" ist das arabische Wort für eine "sehr schlimme Katastrophe" und wird gelegentlich auch mit "Holocaust" übersetzt. Gedacht wird der Gründung des Staates Israel am 15. Mai 1948. Die arabischen Staaten hatten dem jüdischen Staat damals den Krieg erklärt, während sie den Vorschlag der UNO von 1947 abgelehnt hatten, neben dem jüdischen einen arabischen Staat im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina zu errichten, weil das einer Anerkennung des jüdischen Staates gleichgekommen wäre. In der Folge wurden laut UNO-Angaben rund 700.000 arabische Bewohner des Staatsgebietes Israels zu Flüchtlingen. Wie viele von ihnen tatsächlich geflohen sind, einem Aufruf der arabischen Armeen folgten, ein paar Tage lang ihre Häuser zu verlassen, bis alle Juden vertrieben worden seien, und wie viele von den Israelis verjagt worden sind, ist bis heute umstritten. Es gibt auch keinerlei Angaben über die Zahl der arabischen Todesopfer während dieser Zeit. Beispielhaft wird immer wieder nur ein vermeintliches Massaker jüdischer Untergrundorganisationen im Dorf Deir Jassin genannt, bei dem angeblich 200 Araber getötet wurden. Da es bei dieser Aktion aber auch Tote unter den Juden gab, könnten es Kampfhandlungen gewesen sein.

Während die jüdischen Israelis gemäß des Hebräischen Kalenders ihre Unabhängigkeit feiern, wird dieser Tag von den Palästinensern und den israelischen Arabern traditionell als Tag der Demonstrationen gegen Israel begangen. In diesem Jahr wurden im Libanon, in Ägypten und im Westjordanland Märsche zur israelischen Grenze angekündigt. Die ägyptische Polizei sperrte allerdings die Sinaihalbinsel für Nicht-Bewohner, um einen Marsch von Tausenden in Richtung Gazastreifen zu verhindern. Die Israelis ihrerseits erklärten das Grenzgebiet zum Libanon bei Avivim zum militärischen Sperrgebiet. Dort hatten sich auf der libanesischen Seite Palästinenser und die Hisbollah mit Flaggen und Plakaten mit der Aufschrift "Das Volk will heim nach Palästina" auf einen Massenprotest vorbereitet.

Israelis und Palästinenser arbeiten zusammen

Israelische Soldaten beziehen bei einem Checkpoint zwischen Ramallah und Jerusalem Stellung.

Israelische Soldaten beziehen bei einem Checkpoint zwischen Ramallah und Jerusalem Stellung.

(Foto: dpa)

Im Westjordanland, in den palästinensischen Autonomiegebieten, werden ebenfalls Massendemonstrationen erwartet. Die Organisatoren rechnen jedoch nicht mit Gewalt. Es gab umfassende Absprachen zwischen den israelischen und palästinensischen Sicherheitskräften. Um jeden Preis sollen gewalttätige Zusammenstöße vermieden werden. Die israelischen Grenzschützer und Soldaten erhielten die strikte Anweisung, ihre Waffen nur im äußersten Notfall und nur, wenn ihr eigenes Leben in Gefahr sei, einzusetzen.

In Jerusalem kam es am Wochenende jedoch schon zu gewalttätigen Zusammenstößen, Steinwürfen. Ein 17 Jahre alter Palästinenser wurde erschossen. Nach Angaben der Familie sei der Junge von "Siedlern" getötet worden, was die Polizei jedoch bezweifelt. Da die Familie eine Untersuchung der Leiche verweigert hat, bleibt es bei widersprüchlichen Behauptungen zwischen Israelis und Palästinensern.

Quelle: ntv.de

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