Politik

"Tag des Zorns" von Bagdad bis Tunis Arabische Völker wollen Umschwung

Die Völker Arabiens fordern ihre Menschenrechte.

Die Völker Arabiens fordern ihre Menschenrechte.

(Foto: AP)

Die arabische Welt ist in Aufruhr: Hunderttausende wollen ein Ende von Korruption und Armut und den Beginn von Demokratie und besseren Lebensbedingungen. In Tunesien und Ägypten, wo die Aufstände ihren Anfang nahmen, fordern die Demonstranten den Rücktritt der Übergangsregierungen, in denen zum großen Teil noch die alten Gefolgsleute sitzen.

In Tunis fordern Demonstranten den Rücktritt von Premier Ghannouchi, einem Verbündeten des gestürzten Präsidenten.

In Tunis fordern Demonstranten den Rücktritt von Premier Ghannouchi, einem Verbündeten des gestürzten Präsidenten.

(Foto: REUTERS)

Von Bagdad bis Tunis sind Hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Korruption und Armut sowie für demokratische Veränderungen zu demonstrieren. In Tunesien, wo die Welle der Volkserhebungen im Januar ihren Ausgang genommen hatte, und in Ägypten forderten die Menschen vor allem den Rücktritt der Übergangsregierungen. Mit Rufen wie "Gaddafi raus" bekundeten die Tunesier zugleich ihre Solidarität mit ihren libyschen Nachbarn und deren Kampf gegen den langjährigen Herrscher Muammar al-Gaddafi.

"Unsere einzige Forderung ist der Rücktritt dieser Regierung", rief eine junge Demonstrantin in Tunis. Sie hoffe, dass Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi die Botschaft verstanden habe. Ghannouchi hatte dem gestürzten Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali mehr als ein Jahrzehnt als Regierungschef gedient.

Die Ägypter trauen der Übergangsregierung nicht, zu viele der alten Garde haben noch ihre Ämter inne.

Die Ägypter trauen der Übergangsregierung nicht, zu viele der alten Garde haben noch ihre Ämter inne.

(Foto: AP)

Auf dem Kairoer Tahrirplatz forderten Tausende Demonstranten den Rücktritt der Übergangsregierung unter Ministerpräsident Ahmed Schafik. An deren Stelle solle ein Kabinett von Technokraten treten. "Revolution bis zum Sieg", riefen die Protestierer. Der Tahrirplatz war während der Erhebung gegen Präsident Husni Mubarak das Zentrum der Regimegegner. Die Opposition ist besorgt, dass die Schlüsselressorts Verteidigung, Inneres, Justiz und Auswärtiges noch immer mit Gefolgsleuten des vor zwei Wochen zurückgetretenen Mubarak besetzt sind. Am Donnerstag hatte das herrschende Militär erklärt, eine Rückkehr zur Ära Mubarak werde es nicht geben. Die Streitkräfte haben unter anderem Wahlen binnen sechs Monaten zugesagt.

Ein Toter in Aden

Verletzte Demonstranten werden in einem Krankenhaus in Aden versorgt.

Verletzte Demonstranten werden in einem Krankenhaus in Aden versorgt.

(Foto: REUTERS)

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa verhinderten scharfe Sicherheitsvorkehrungen Zusammenstöße zwischen Anhängern und Gegnern von Präsident Ali Abdullah Saleh. "Das Volk fordert das Ende des Regimes", riefen die Opponenten Salehs, der das ärmste arabische Land seit 32 Jahren mit eiserner Hand regiert. In vier Kilometern Entfernung bekundeten ihm seine Verehrer ihre Solidarität. Sie riefen, "Ja zur Stabilität","Nein zum Chaos". In der südjemenitischen Stadt Aden schossen Sicherheitskräfte auf Regierungsgegner. Augenzeugen zufolge wurde ein Mann getötet und mindestens 25 Menschen verletzt. Oppositionelle stürmten ein Verwaltungsgebäude und zündeten ein Auto an.

Proteste auch in Jordanien

In Amman fordern Tausende mehr Demokratie.

In Amman fordern Tausende mehr Demokratie.

(Foto: REUTERS)

Auch im bislang eher ruhigen Jordanien gingen etwa 5000 Menschen auf die Straße und forderten mehr Demokratie und weniger Macht für den König. "Reform und Wandel will das Volk", hieß es in Sprechchören der überwiegend islamistischen und linken Demonstranten. Reformen könnten nicht länger warten. "Das ist die Forderung aller Jordanier", rief Scheich Hamsa Mansur von der größten Oppositionsbewegung Islamische Aktionsfront den Demonstranten zu.

Wut wegen schlechter Lebensbedingungen

Polizei verhindert in Basra das Eindringen von Demonstranten in Gebäude der Provinzregierung.

Polizei verhindert in Basra das Eindringen von Demonstranten in Gebäude der Provinzregierung.

(Foto: AP)

In Bagdad und anderen irakischen Städten gingen Tausende auf die Straße. Die Wut der Iraker war aber nicht gegen einen Diktator gerichtet, sondern gegen die schlechten öffentlichen Dienstleistungen. Es gebe kein Trinkwasser und keinen Strom. Die Arbeitslosigkeit steige und könne die jungen Leute dem Terrorismus in die Arme treiben, warnte eine Demonstrantin. In mehreren Städten versuchten die Protestierer, öffentliche Gebäude zu stürmen. Sicherheitskräfte schossen in die Menge und töteten nach offiziellen Angaben mindestens fünf Menschen.

Quelle: ntv.de, rts

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