Feierabend mit 63 Arbeitsleben endet immer später
08.09.2010, 15:56 Uhr
(Foto: APN)
Die Menschen in Deutschland gehen immer später in Rente, sorgen sich aber zunehmend um ihren künftigen Lebensstandard. Laut einer von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) vorgelegten Studie scheiden Berufstätige im Schnitt mit 63 Jahren aus dem Erwerbsleben aus. Das ist ein Jahr später als noch 2002.
Die Erwerbsquote der 60- bis 64-Jährigen stieg zwischen 2002 und 2008 bundesweit um 13 Prozentpunkte auf insgesamt 33 Prozent, wie die Vergleichsstudie ergab. Deutliche Unterschiede bei der Berufsdauer gibt es weiterhin zwischen Männern und Frauen. Bei den Männern arbeiteten 38 Prozent über den 60. Geburtstag hinaus, bei den Frauen sind es 32 Prozent in West- und 25 Prozent in Ostdeutschland.

Familienministerin Kristina Schröder stellte die Studie vor.
Die steigenden Erwerbsquoten werden laut Studie auch durch demografische Effekte begünstigt. So rückten im Untersuchungszeitraum von 2002 bis 2008 geburtenstarke, besser gebildete Jahrgänge nach, die mit höheren Qualifikationen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hatten und gleichzeitig vom damaligen konjunkturellen Aufschwung am Arbeitsmarkt profitierten.
Seit 1996 werden im Alterssurvey die Lebensumstände von Menschen zwischen 40 und 85 Jahren in Deutschland untersucht. Danach arbeiten die Bürger nicht nur länger, immer mehr Menschen nutzen inzwischen auch die Altersteilzeit als Brücke in den Ruhestand. Zwischen 2002 und 2008 hat sich der Anteil der Menschen in Altersteilzeit an der Gruppe der über 55-Jährigen von 8 auf 21 Prozent fast verdreifacht.
Schere geht auseinander
Neben der Zunahme der Altersteilzeit gibt es laut Studie eine weiteren, gegenläufigen Trend zu der ab 2012 angestrebten Anhebung des von 65 auf 67 Jahre. So ist der Anteil derjenigen, die bereits vor dem Renteneintritt arbeitslos waren oder über die sogenannte Freistellungsphase der Altersteilzeit bereits aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, gestiegen.
Auch die Einkommensunterschiede wachsen: Während die mittleren Einkommen in den vergangenen zwölf Jahren stagnierten, wächst der Abstand zwischen hohen und niedrigen Einkommen. Mit ungefähr 1800 Euro haben die 55- bis 69-Jährigen etwa 100 Euro mehr zur Verfügung als die 40- bis 54-Jährigen und etwa 300 Euro mehr als die 70- bis 85-Jährigen. Zwar gaben die meisten an, mit ihrem Geld zurecht zu kommen. Immer mehr sorgen sich aber um ihren zukünftigen Lebensstandard, wobei sich Ostdeutsche mit 40 Prozent häufiger Sorgen machen als Westdeutsche (30 Prozent).
Angehörige überlastet
Die Vereinbarkeit von wird für Menschen jenseits der 40 indes immer wichtiger: Laut Alterssurvey kümmerte sich 2008 jeder Siebte zwischen 40 und 65 Jahren um einen hilfs- oder pflegebedürftigen Menschen.
Angesichts dieser Zahlen forderte die Deutsche Hospiz Stiftung ein Pflegekonzept für die Zukunft. Schon heute würden über 1,6 Millionen Menschen zu Hause gepflegt, erklärte Verbandschef Eugen Brysch. Gehe diese Entwicklung weiter, wären es 2020 schon zwei Millionen, die zu Hause gepflegt würden. Allein von Angehörigen sei dies nicht zu leisten.
Der (DGB) wiederum sieht sich durch die Studie in seiner Ablehnung der Rente mit 67 bestätigt. Nur ein Viertel der 60- bis 65-Jährigen sei derzeit tatsächlich sozialversicherungspflichtig beschäftigt, erklärte Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Die Bundesregierung habe deshalb kein Recht, den Beschäftigten die Rente mit 67 "zu verordnen".
Quelle: ntv.de, AFP