Politik

Die Folgen der Flaute Arbeitsmarkt schwächelt

Die Zahl der Arbeitslosen sinkt, doch der Abstand zum Vorjahr wird von Monat zu Monat kleiner.

Die Zahl der Arbeitslosen sinkt, doch der Abstand zum Vorjahr wird von Monat zu Monat kleiner.

(Foto: dapd)

117.000 weniger Arbeitslose verzeichnet die Bundesagentur für Arbeit im September. Das ist gut, aber nicht gut genug, denn der Rückgang ist geringer als üblich. Auch BA-Chef Weise merkt an, dass die schwächere Wirtschaftslage Auswirkungen habe. Das sieht man von Monat zu Monat.

Die Konjunkturschwäche wirft immer größere Schatten auf den deutschen Arbeitsmarkt, der sich dem europäischen Abwärtssog aber weiter entzieht. Die Zahl der Arbeitslosen ging im September zwar um 117.000 zurück und die Arbeitslosenquote sank um 0,3 Punkte auf 6,5 Prozent, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mitteilte. Der Rückgang war aber geringer als für die im September einsetzende Herbstbelebung üblich. Insgesamt registrierte die Behörde 2,788 Millionen Arbeitslose. Das waren nur noch 7000 weniger als vor einem Jahr. Wenn sich der Trend der vergangenen Monate fortsetzt, könnte die Arbeitslosenzahl im Oktober erstmals seit zweieinhalb Jahren im Jahresvergleich wieder ansteigen. Für Januar erwartet die BA wieder über drei Millionen Arbeitslose.

"Wer in Beschäftigung ist, hat eine gute Chance, drin zu bleiben", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. "In Beschäftigung reinzukommen wird etwas schwieriger." Das Risiko, seinen Job zu verlieren, sei nicht gestiegen. Allerdings würden die Unternehmen zurückhaltender mit Neueinstellungen. "Das geringe Wirtschaftswachstum führt zu einer schwächeren Entwicklung am Arbeitsmarkt. Insgesamt ist die Verfassung sehr robust." Es ist die geringste Arbeitslosenzahl in einem September seit 1991.

Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosenzahl im Monatsvergleich um 9000 und damit den sechsten Monat in Folge. Die BA begründete dies damit, dass weniger Erwerbslose durch Arbeitsmarktprogramme aus der Statistik fallen. Dies zeige sich in der Unterbeschäftigung, die auch Statistik-Entlastungen durch Förderprogramme berücksichtigt. Sie sank im Vorjahresvergleich um 174.000 und damit stärker als die Arbeitslosigkeit.

"Arbeitsmarkt noch immer vergleichsweise günstig"

"Es ist keine Trendwende", betonte Weise. Im Arbeitsmarkt habe sich die Grundtendenz einer nachlassenden Dynamik fortgesetzt. Den Warnzeichnen eines auf hohem Niveau nachlassenden Stellenangebots und einer saisonbereinigt steigenden Arbeitslosigkeit stehe eine weiter wachsende Beschäftigtenzahl gegenüber. Auch von der Kurzarbeit gingen keine Warnsignale aus. Firmen hätten zwar Beratungsbedarf. Aber die beantragte Kurzarbeit sei auf normalem Niveau. Für September hätten 1300 Betriebe für etwa 40.000 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt.

Im Juli gab es nach der Hochrechnung der BA 28,90 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und damit 546.000 mehr als vor einem Jahr. Erwerbstätig waren in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im August 41,72 Millionen Menschen. Das waren 420.000 mehr als vor Jahresfrist.

Im Europa-Vergleich steht Deutschland gut da. In Spanien etwa ist jeder Vierte arbeitslos, in Frankreich stieg die Arbeitslosenzahl mit drei Millionen auf dem höchsten Stand seit 13 Jahren. Diese Zahl wird nach Einschätzung der BA in diesem Jahr in Deutschland nicht mehr erreicht, sondern als Folge des Winters erst im Januar - und auch das nur vorübergehend. Die Arbeitsmarktforscher der BA erwarten für das kommende Jahr nur eine leicht steigende Arbeitslosigkeit.

"Insgesamt ist die Lage am deutschen Arbeitsmarkt noch immer vergleichsweise günstig", sagte Alexander Koch von Unicredit. "Obwohl die eingetrübten Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft Abwärtsrisiken bergen, stützt der bislang robuste Jobmarkt unsere Erwartung, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Halbjahr eine Rezession abwenden kann." Nach Einschätzung von Peter Meister von der BHF-Bank hat "die konjunkturelle Abkühlung in der Euro-Zone den deutschen Arbeitsmarkt erreicht". Das sei aber "keine Katastrophe". In den nächsten Monaten werde die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit etwas stärker ansteigen als bisher. "Im Vergleich zu früheren konjunkturellen Schwächephasen ist die Entwicklung immer noch sehr moderat", sagte Meister.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen