Politik

Dutzende Tote in Syrien Armee greift weitere Städte an

Deraa, Banias, Tafas, Homs - die syrische Armee versucht, immer mehr Städte wieder unter ihre Kontrolle zu bringen und Proteste zu unterbinden. Dabei kommen am Wochenende Dutzende Menschen ums Leben. Auch die Kommunikationsverbindungen in dem Land werden systematisch gekappt.

In der jordanischen Hauptstadt Amman brennen Demonstranten Kerzen für die syrischen Protestler an.

In der jordanischen Hauptstadt Amman brennen Demonstranten Kerzen für die syrischen Protestler an.

(Foto: dpa)

Die syrische Armee ist nach Angaben von Menschenrechtlern und Einwohnern mit Panzern in mehrere Städte des Landes eingerückt. Bei der Erstürmung der sunnitischen Bezirke der Küstenstadt Banias seien sechs Zivilisten getötet worden, sagten Menschenrechtsaktivisten. Unter den Opfern waren den Angaben zufolge vier Frauen, die die Freilassung von Gefangenen forderten, wie ein Aktivist mitteilte. Zwei weitere Tote zählte das syrische Observatorium für Menschenrechte.

Die Streitkräfte rückten Einwohnern zufolge zudem in Tafas im Süden des Landes ein. Mindestens acht Panzer seien in die in der Nähe von Deraa gelegene Stadt mit etwa 30.000 Einwohnern eingerückt. Einheimische berichteten, sie könnten Artilleriefeuer hören. Armee und Sicherheitskräfte würden in Häuser eindringen, um Jugendliche festzunehmen.

Homs wird belagert

Das Militär soll inzwischen auch die Industriestadt Homs belagern. Panzer seien in mehrere Viertel vorgerückt, in denen hauptsächlich Gegner von Präsident Baschar al-Assad lebten, sagte ein Menschenrechtsaktivist. Die Stromleitungen und die Kommunikationsverbindungen seien zuvor unterbrochen worden. Aus einigen Vierteln sei schweres Maschinengewehrfeuer zu hören gewesen. In das Zentrum von Homs hatte die syrische Führung bereits vor drei Tagen erste Panzer beordert.

Bei den Demonstrationen nach den Freitagsgebeten kamen 27 Menschen ums Leben. Allein in Homs töteten Sicherheitskräfte mindestens 16 Demonstranten, wie die Menschenrechtsorganisation Insan mitteilte. Seit Ausbruch der Unruhen vor sieben Wochen sind laut der syrischen Organisation Sawasiah mindestens 800 Zivilisten getötet worden.

Das Regime veröffentlicht Bilder einer Pro-Assad-Demo.

Das Regime veröffentlicht Bilder einer Pro-Assad-Demo.

(Foto: AP)

Das Militär sei aus drei Richtungen in die 50.000 Einwohner zählende Stadt Banias eingedrungen, sagten die Menschenrechtler. Die Stadtteile mit alawitischer Bevölkerung - die mächtige Minderheit von Präsident Assad - seien nicht betroffen gewesen. In Banias leben zu etwa 70 Prozent sunnitische Muslime und 30 Prozent Alawiten. Telefon- und Internetverbindungen in der Stadt sind größtenteils unterbrochen.

Kommunikationsverbindungen gekappt

Im ganzen Land wurden nach Angaben von Menschenrechtlern bereits am Freitag mobile Internetverbindungen der zwei Anbieter gekappt. Sawasiah teilte mit, die Regierung habe das rigorose Vorgehen gegen Kommunikationsverbindungen verstärkt, um den Informationsfluss aus dem Land zu unterbrechen. Es befinden sich keine ausländischen Journalisten mehr in dem Land.

Der Angriff auf Banias ereignete sich wenige Stunden, nachdem die USA angesichts der Gewalt gegen Demonstranten weitere Sanktionen gegen die syrische Regierung angedroht hatten. Am Freitag hatten zudem die EU-Mitgliedsstaaten ein Waffenembargo, Reisebeschränkungen gegen Vertreter des Staates und das Einfrieren von Vermögenswerten beschlossen.

Britische Kampfflugzeuge zerstörten unterdessen bei einem Einsatz in der Nähe von Sirte Raketenwerfer samt Munition. Wie der Sender BBC berichtete, waren die beiden Tornados auf Waffensysteme vom veralteten sowjetischen Typ FROG-7 sowie Scud-Raketen angesetzt. Aus dem britischen Verteidigungsministerium verlautete, der Angriff sei "enorm erfolgreich" verlaufen.

Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa

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